24.02.2015 20:51:47

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Börsen-Zeitung: Noch tragbar, Kommentar zur Tarifeinigung von Stephan

Lorz

Frankfurt (ots) - Trotz der grandios laufenden Konjunktur in

Deutschland wird gar manches Unternehmen der Metall- und

Elektroindustrie angesichts der nun vereinbarten Lohnsteigerung von

3,4% laut aufstöhnen. Arbeitgeberverbände sprechen von einer

"bitteren Pille" und halten sich allenfalls zugute, damit die -

ebenfalls kostenträchtigen - strukturellen Forderungen der

Industriegewerkschaft bei der Alters- und Bildungsteilzeit

abgeschwächt zu haben. Die IG Metall spricht dagegen von einem

"zukunftsweisenden" Abschluss. Er dürfte auch auf die anderen

Tarifbezirke übertragen werden.

Für die Metallbranche insgesamt scheint der Abschluss, der als

einer der höchsten in den vergangenen Jahren gilt, angesichts

anhaltender Absatzerfolge aber trotzdem noch tragbar zu sein. Zumal

die Produktivität in den Betrieben durch den sich jetzt anbahnenden

neuen Investitionszyklus erhöht wird: Während der Ausstoß von

Produkten je Zeiteinheit 2012 und 2013 noch gesunken war, hat er 2014

nach Arbeitgeberangaben wieder um 1,5% zugelegt. Angesichts

steigender Anlageninvestitionen und verstärkter Anstrengungen in

Richtung neuer Produktionsprozesse (Stichwort Industrie 4.0) dürften

die Produktivitätsgewinne im laufenden Jahr sogar noch höher

ausfallen. Das erweitert den finanziellen Spielraum der Unternehmen

deutlich.

Die Konkurrenz der Industriegewerkschaften zu den

berufsständischen Spezialgewerkschaften hat wohl ebenfalls zum hohen

Abschluss beigetragen: Ärzte, Piloten und Lokführer heimsten zuletzt

exorbitante Tarifsteigerungen ein. Dahinter will die IG Metall, die

eine recht heterogene Mitgliederschar vertritt, selbstverständlich

nicht weit zurückbleiben, sonst verliert sie an Attraktivität. Und

solange die Entsolidarisierung in der Gewerkschaftswelt, die anfangs

von den Arbeitgebern noch freudig begrüßt worden war, weiter anhält,

werden die großen Industriegewerkschaften auch künftig eine härtere

Verhandlungsführung an den Tag legen, als den Unternehmern lieb ist.

Für die Konjunktur in Deutschland wirkt der Tarifabschluss in der

Metallindustrie zunächst wie ein Turbo. Die anderen Branchen werden

sich des Signaleffekts der Metallbranche nicht entziehen können und

Abschlüsse in ähnlicher Größenordnung anstreben. Die laufenden

Verhandlungen in der Chemiebranche und im öffentlichen Dienst deuten

bereits in diese Richtung. Das wird die Kaufkraft stärken, die

Nachfrage in die Höhe treiben und das Wachstum wetterfest machen -

wovon wiederum die Unternehmen profitieren.

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