28.06.2016 20:40:39
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Börsen-Zeitung: Rechenexempel, Kommentar zu VW von Peter Olsen
Frankfurt (ots) - Ist das jetzt der Durchbruch zur Bewältigung der
Dieselabgas-Affäre von Volkswagen in den USA? Herrscht nun Klarheit
über die absehbaren finanziellen Belastungen für den deutschen
Autobauer, der in den Vereinigten Staaten als Nischenplayer im Grunde
keine Rolle spielt? Sind die nun in Rede stehenden etwa 15 Mrd.
Dollar im Rahmen der Vergleichsvereinbarungen zu schultern?
Nach Lektüre der sechsseitigen Presseerklärung des Wolfsburger
Autokonzerns bleiben vor allem zwei Sätze hängen: 1. "Die heutige
Bekanntgabe bewegt sich im Rahmen unserer bereits veröffentlichten
Rückstellungen" und 2. "Die heute verkündeten Vereinbarungen stellen
kein Schuldanerkenntnis von Volkswagen dar."
Der erste Hinweis soll den Investoren sagen, mit den beiseite
gelegten 16,2 Mrd. Euro liegen wir noch immer richtig. Der zweite
Hinweis zeigt, mit welch juristischen Fingerhakeleien gekämpft wurde,
ohne dass bis jetzt etwas über die Verantwortlichkeiten für den
Betrug mit der Schummelsoftware bekannt geworden ist.
Nun zum Rechenexempel. In den vergangenen Tagen wurde über eine
Vergleichssumme von 10 Mrd. Dollar spekuliert. Nun ist es um die
Hälfte mehr geworden. Das stimmt und stimmt wieder auch nicht.
Cashwirksam wird in diesem Jahr wohl recht wenig, da erste Zahlungen
frühestens im Herbst beginnen.
Für den Rückkauf oder die Nachbesserung plus Entschädigung von
mindestens 5100 Dollar je Fahrzeug sind 10 Mrd. Dollar vorgesehen.
Bis Mitte 2019 soll Volkswagen für dieses Programm Zeit haben, die
Auflage gilt als erfüllt, wenn 85 Prozent der Betroffenen erreicht
werden, hieß es dazu aus Insiderkreisen.
Für Umweltprogramme zur Kompensation überhöhter
Stickoxid-Emissionen wird VW 2,7 Mrd. Dollar zahlen - allerdings über
drei Jahre. Und schließlich sollen die Wolfsburger 2 Mrd. Dollar in
Ladestationen für vollelektrische Fahrzeuge investieren - über zehn
Jahre. Es sieht also danach aus, dass der Konzern all diese Zahlungen
über Jahre verteilen kann. Da lassen sich die 603 Mill. Dollar "on
top" für 44 US-Bundesstaaten auch noch darstellen.
Auch wenn mit der Vergleichsvereinbarung, die noch einige Hürden
zu nehmen hat, der größte finanzielle Brocken geklärt sein dürfte,
wird sich Volkswagen wohl noch lange gerade in Deutschland und Europa
in vielen juristischen Scharmützeln wiederfinden. Erstaunlich bleibt,
wie es der Konzern seit "Dieselgate" hinbekommen hat, trotz alledem
mit seinen Verkaufszahlen nicht abzustürzen.
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