30.09.2016 20:30:39

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Börsen-Zeitung: Verlorenes Jahr für den Dax, Marktkommentar von

Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Erreichen Volatilitätsindizes ungewöhnliche

Niveaus und drücken damit eine recht sorglose Stimmung der

Marktteilnehmer aus, erweist sich dies nicht selten als

Kontraindikator - das heißt, als Signal, dass eine unruhigere

Marktphase bevorsteht. Zuletzt hat das wieder einmal funktioniert.

Kaum hatte der Volatilitätsindex VDax New am 23. September - und

damit bemerkenswerterweise in dem Monat, der historisch zu den

schwächsten und unruhigsten am Aktienmarkt zählt - den niedrigsten

Stand seit zwei Jahren erreicht, folgte in den Handelstagen darauf

umgehend ein deutlicher Anstieg der Volatilität.

Damit hat sich auch die Erwartung vieler Marktexperten

bewahrheitet, dass der Herbst am Aktienmarkt wesentlich ungemütlicher

wird als der Sommer. Allerdings ist die aktuelle Unruhe durch einen

Faktor herbeigeführt worden, der anders als etwa die Geldpolitik oder

die anstehende US-Präsidentschaftswahl bis vor kurzem nicht als

potenzieller Auslöser auf dem Radar der Beobachter war: die Sorgen um

den Zustand der Deutschen Bank.

Am Freitag, nur eine Woche nach dem Zweijahrestief, erreichte der

VDax New mit Werten von bis zu 23,06 Zählern den höchsten Stand seit

dem 11. Juli. Im Dax spiegelte sich die Verunsicherung mit Tiefen

unterhalb von 10.200 wider, womit der Index das niedrigste Niveau

seit dem 4. August erreichte, ehe er bei 10.511 Punkten schloss.

Auch zum Ende des dritten Quartals bietet sich - gemessen an den

zur Jahreswende bestehenden Erwartungen - ein ernüchterndes Bild. Die

von den meisten Analysten und Strategen favorisierte Anlageform, die

Aktie, hat seit dem Jahresbeginn ein Minus von 2,1 Prozent

eingefahren, wenn man den deutschen Standardwerteindex zugrunde legt.

Ganz anders mit Bundesanleihen eben die Assetklasse, die seinerzeit

verschmäht wurde. Am Freitag ist der Index GREXp 10, der die

Performance zehnjähriger deutscher Staatstitel erfasst, auf ein

Rekordhoch von rund 648,2 Punkten geklettert. Damit haben zehnjährige

Bundesanleihen in diesem Jahr bislang einen Ertrag von 8,1 Prozent

eingebracht, eine Outperformance im Vergleich zu deutschen Blue Chips

von 10,2 Prozentpunkten.

Nachdem immerhin mit dem September nun der statistisch

schlechteste Dax-Monat verstrichen ist, folgt nun mit dem vierten

Quartal eine Jahreszeit, in der sich der Aktienmarkt üblicherweise

positiv entwickelt. Derzeit scheint es jedoch eher fraglich, dass

sich für den Dax zum Jahresschluss ein wesentlich besseres Ergebnis

einstellen wird, so dass er die Underperformance im Vergleich zu

Bundesanleihen noch wettmachen kann.

Vielmehr spricht vieles dafür, dass er zumindest vorübergehend

noch niedrigere Niveaus ausloten wird und die kommenden Wochen von

stärkeren Marktschwankungen geprägt sein werden als der Sommer mit

der Folge, dass 2016 zum verlorenen Jahr für den Dax zu werden droht.

So wird die Diskussion innerhalb der US-Notenbank Fed über den

Zeitpunkt der nächsten Leitzinserhöhung immer wieder für

Verunsicherung sorgen.

Hinzu kommen die politischen Belastungsfaktoren, insbesondere die

US-Präsidentschaftswahl, die durch einen durchaus möglichen Wahlsieg

von Donald Trump für Nervosität sorgt. Bis zur Entscheidung werden

nur noch etwas mehr als fünf Wochen vergehen, so dass die Umfragen

genug Gelegenheiten für Unruhe bieten werden. Daneben enthält die

Peripherie Zündstoff bereit. Spanien ringt immer noch darum, eine von

einer Parlamentsmehrheit getragene Regierung zu erhalten, Portugal

droht die Rating-Herabstufung durch DBRS in den Ramschstatus. Die

Spreads des Staates sind bereits deutlich gestiegen, weil die EZB

nach der Herabstufung durch DBRS keine portugiesische Staatsanleihen

mehr kaufen darf. Im Dezember steht das Referendum in Italien an.

Zudem kämpft dieses Land mit schweren Problemen im Bankensektor. Mit

einem Minus von 23 Prozent, gemessen am FTSE-Mib-Index seit

Jahresbeginn ist sein Aktienmarkt der Schwächste Europas.

In diesem Umfeld kann nur gehofft werden, dass nicht auch noch

schlechte Nachrichten in Form von sehr negativ überraschenden

Konjunkturdaten folgen. Dies würde wiederum die Frage aufwerfen, ob

sich die Aussichten für die Unternehmensgewinne wie erhofft aufhellen

werden. Ohnehin könnte auch die Quartalsberichtssaison, die in den

Vereinigten Staaten am 10. Oktober beginnt für Unruhe sorgen, wenn

die Unternehmen verstärkt Ausblicke auf das kommende Jahr geben und

dabei versuchen, teilweise zu hochtrabende Erwartungen am Markt nach

unten zu "guiden".

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