27.01.2015 20:50:47

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Börsen-Zeitung: Weckruf für die Zielplaner, Kommentar zu China von

Norbert Hellmann

Frankfurt (ots) - Chinas jüngste Wirtschaftsdaten lassen

aufhorchen. Die Industriegewinne sanken im Dezember im Vergleich zum

Vorjahresmonat um 8%, der schärfste Rückgang seit gut drei Jahren. Am

stärksten hat es den Rohstoff- und Energiesektor erwischt, in der

Elektronik- sowie Autobranche aber zogen die Gewinne kräftig um über

17% an. Dies kann als schrilles Alarmsignal verstanden werden. Chinas

tradierten Wachstumstreibern geht im Zuge einer von Überkapazitäten

und Deflation der Erzeugerpreise gezeichneten Schwerindustrie sowie

der Abkühlung im Immobiliensektor die Puste aus. Beide Faktoren

bremsen die Anlageinvestitionen und färben stark auf das Wachstum des

Bruttoinlandsprodukts (BIP) ab.

Man kann dem freilich auch eine gute Seite abgewinnen. Beim

Nationalen Statistikbüro sieht man die neusten Industriedaten prompt

als Zahlenbeleg für den allseits geforderten Wandel des chinesischen

Wachstumsmodells an. Der Niedergang der Profitabilität im

Rohwarensektor bei gleichzeitigen Rentabilitätsfortschritten in der

Konsumgüterindustrie unterstreicht den Wandel vom investment- zum

konsumgeleiteten Wachstumsmodell, lautet die aufmunternde Botschaft

des Statistikamtes. Dies passt auch zur Beobachtung, dass der

Dienstleistungssektor im vergangenen Jahr mit 51,2% erstmals mehr als

die Hälfte zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt beigesteuert hat.

Daran knüpft Chinas Regierungschef Li Keqiang die Erwartung flotter

Arbeitsmarktperspektiven.

Wenn die Regierung tatsächlich guten Mutes ist, dass der

strukturelle Wandel mit positiven Einkommens- und

Beschäftigungseffekten verbunden ist, die Chinas Wirtschaft weiter

gut dastehen lassen, dann sollte sie auch den Mut haben, ein weniger

ambitioniertes Wachstumsziel für das laufende Jahr zu verkünden. Denn

man muss sich eines vergegenwärtigen. Auch wenn sich Chinas

Dienstleistungssektor elanvoller zeigt und die Konsumkräfte geweckt

werden, kann dies den von gedrosselten Anlageinvestitionen und einem

schwachen Rohstoffsektor ausgehenden Bremseffekt auf das BIP-Wachstum

nicht kompensieren.

Alle Bekenntnisse zum Übergang zum quantitativ niedrigeren aber

qualitativ höheren Wachstum machen nur dann Sinn, wenn die

staatlichen Wirtschaftsplaner nicht zu ambitiösen

Wachstumszielvorgaben hinterherhecheln. Denn diese sind nur zu

erreichen, wenn auch Chinas Dreckschleuderindustrie und

Haldeproduzenten weiter stimuliert werden.

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