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12.09.2014 20:26:47

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Börsen-Zeitung: Weckruf von der Westküste, Marktkommentar von Stefan

Schaaf

Frankfurt (ots) - Geschichte droht sich zu wiederholen. Diese

Angst scheint die US-Notenbank umzutreiben im Hinblick auf die

anstehende Straffung ihrer Geldpolitik. Wie sonst wäre der Weckruf zu

verstehen, der in der abgelaufenen Woche die Finanzmärkte von der

US-Westküste erreichte. Die Zinsen könnten kräftiger und schneller

als von den Marktteilnehmern erwartet steigen, war der Tenor einer

Studie, welche die regionale Federal Reserve von San Francisco

veröffentlichte. Die Kursreaktionen waren eindeutig: Der Dollar legte

in der Breite kräftig zu, und die Renditen für US-Staatsanleihen

zogen an. Zehnjährige Treasuries erfuhren in der abgelaufenen

Handelswoche einen Renditeanstieg von 15 Basispunkten auf 2,60%.

Vor rund eineinhalb Jahren hat die Fed einen ähnlichen Weckruf

lanciert, um die Märkte aus ihrer liquiditätsgeschwängerten Lethargie

zu reißen. Ein kurzer Rückblick: Im Frühjahr 2013 hatten sich die

US-Konjunkturdaten deutlich aufgehellt. Die Märkte reagierten jedoch

nicht darauf, nur der Goldpreis brach ein. Ansonsten schienen die

Investoren davon auszugehen, dass die Fed auf Dauer Monat für Monat

Anleihen für 85 Mrd. Dollar kaufen würde. Als der damalige

Fed-Präsident Ben Bernanke ein Ende dieser Anleihekäufe in Aussicht

stellte, reagierten die Märkte auf diese später als Tapering bekannt

gewordene Politik mit Panik. Aktien- und Anleihekurse fielen,

Kapitalabflüsse setzten die Schwellenländer unter Druck.

Nun steht die Fed vor einer neuen Herausforderung. Das Tapering

wird sie im Oktober wohl abschließen, damit rückt angesichts der

weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den USA ein erster

Zinsschritt in den Fokus. Offenbar ist die Veröffentlichung der

Studie der Fed aus San Francisco Teil der Kommunikationsstrategie,

die darauf abzielt, die Marktteilnehmer auf steigende Zinsen

einzustimmen und Schocks wie im vergangenen Jahr zu vermeiden.

Jedenfalls war Bernankes Nachfolgerin Janet Yellen selbst vor ihrem

Sprung an die Fed-Spitze Chefin jener regionalen Notenbank, deren

Ökonomen dieser Tage die Märkte aufweckten. Darin hieß es, die

US-Notenbank peile für Ende 2015 einen Leitzins von 1% (derzeit: 0

bis 0,25%) an, der bis Ende 2016 auf 2,5% steigen soll. Der

Marktkonsens rechnete dagegen mit Schlüsselsätzen von 0,75% (2015)

und 2,13% (2016). Außerdem werde der Zinserhöhungszyklus

voraussichtlich nicht erst im dritten Quartal 2015 beginnen, hieß es.

Der Dollar erreichte in Reaktion auf die Studie - gemessen an

sechs anderen Industrieländerwährungen - ein 14-Monats-Hoch. Der Euro

fiel auf 1,2859 Dollar und hat damit seit Anfang Mai gut 8%

abgewertet. Der schwache Euro ist einerseits ein Spiegelbild der

Dollar-Stärke, die sich nach allgemeiner Auffassung fortsetzen wird.

Schon sprechen einige Investmentbanken von der Parität zwischen den

beiden Währungen. Goldman Sachs erwartet diese für Ende 2017. Die

Euro-Schwäche ist allerdings auch hausgemacht. Denn der

Euro-Dollar-Kurs spiegelt eben auch die Geldpolitik der Europäischen

Zentralbank wider. So ging der kräftige Euro-Anstieg zu Jahresbeginn

auch darauf zurück, dass viele Banken die Mittel aus den 2011/2012

aufgelegten Drei-Jahres-Tendern der EZB zurückzahlten. Folglich

schrumpfte die Bilanzsumme der Notenbank kräftig, ihre Geldpolitik

war bis zum Sommer restriktiv. Angesichts der üblichen verzögerten

Wirkung solcher Maßnahmen lässt dies für die Konjunktur in Euroland

in den kommenden Monaten nichts Gutes erwarten.

Vor diesem Hintergrund senkte die EZB die Zinsen und will ihre

Bilanz mit Wertpapierkäufen kräftig ausweiten, möglicherweise sogar

durch eine quantitative Lockerung. Angesichts einer absehbar

strafferen US-Geldpolitik und einer damit wachsenden Zinsdifferenz

stehen die Zeichen auf eine weitere Abschwächung des Euro. Der Trend

ist klar, aber die Euro-Abwertung wird, wie sich zuletzt zeigte, von

höherer Volatilität begleitet.

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