03.09.2018 20:46:40

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Börsen-Zeitung: Zwei Wege, keine Lösung, Kommentar zu Argentinien und

zur Türkei von Julia Wacket

Frankfurt (ots) - Na endlich, dürften sich Investoren gedacht

haben, als die türkische Zentralbank am Montag zum ersten Mal seit

Beginn der Lira-Krise mit Wertverlusten von 40 Prozent und

Inflationsraten von mittlerweile 18 Prozent von "deutlichen Risiken"

für die Preisstabilität im Land gesprochen hat. Doch schnell wurden

die Anleger wieder enttäuscht: Statt einer Notfall-Leitzinserhöhung

kündigte die Notenbank nur eine baldige "Anpassung" der Geldpolitik

an.

Dabei ist eine Leitzinsanhebung von mindestens 10 Prozent

notwendig, um die Inflation, die im Laufe des Jahres gar auf 30

Prozent steigen könnte, in Schach zu halten. Ob diese Erhöhung auf

der Zinssitzung nächste Woche kommen wird, ist weiter ungewiss. Denn

wie sich schon in der Juli-Sitzung zeigte, liegt in der Türkei

zwischen dem, was die Notenbank machen will, und dem, was sie

(angesichts Präsident Recep Tayyip Erdogans Meinung zu höheren

Zinsen) machen darf, ein tiefer Graben. Der türkische Präsident macht

ausländische Mächte für den Absturz der türkischen Lira

verantwortlich und scheint internationale Investoren gar nicht erst

beeindrucken zu wollen.

Ganz anders der Staatspräsident des ebenfalls in eine

Währungskrise geratenen Schwellenlandes Argentinien. Mauricio Macri

verfolgt seit langem das Ziel, Argentinien bei internationalen

Investoren wieder beliebt zu machen - kein leichtes Vorhaben bei

einem Land, das bereits sieben Mal in seiner Geschichte pleite

gegangen ist. Macri bat von sich aus beim Internationalen

Währungsfonds IWF um Hilfskredite und kündigte unbeliebte Maßnahmen

wie ein straffes Sparprogramm und erneute Exportsteuern an, um das

Haushaltsdefizit auf 1,3 Prozent des BIP zu senken. Auch die

Zentralbank erhöhte jüngst den Leitzins auf satte 60 Prozent.

Argentinien, so scheint es, tut alles, um seine Wirtschaft zu

stabilisieren - und kann die Märkte trotzdem nicht beruhigen. Am

Montag fiel der Peso gegenüber dem Dollar um 4,2 Prozent, trotz aller

Ankündigungen.

Im Gegensatz zur Türkei hat Argentinien aber kaum mehr Spielraum,

um die Märkte von seinen Reformvorhaben zu überzeugen. Die Zinsen

liegen bereits auf einem hohen Niveau und bei noch mehr fiskalischer

Straffung könnte das Land in eine Rezession rutschen. Die Türkei

und Argentinien vereint daher so einiges. Beide haben massive

Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite, hohe Inflationsraten und sind

zu sehr von der Finanzierung durch Fremdwährungen abhängig. Beide

müssen das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen. Nur das eine Land tut

etwas dagegen und das andere nicht. Ein schneller Ausweg aus der

Krise ist bei keinem in Sicht.

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