30.11.2021 20:25:38

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Chance vertan, Kommentar zum Immobilienkonzern Adler Group von Helmut

Kipp

Frankfurt (ots) - Ob Schweigen tatsächlich eine gute Strategie ist? Sicher,

juristisch begibt sich die Führungsriege des Wohnimmobilienkonzerns Adler Group

damit auf die sichere Seite. Wer nichts sagt, kann nichts Falsches sagen. Auf

der Analysten- und Investorenkonferenz waren nicht einmal Fragen zugelassen,

obwohl schwerwiegende An­schuldigungen im Raum stehen. Der britische Shortseller

Fraser Perring wirft dem Wohnungsvermieter Betrug, finanzielle Falschdarstellung

und Geschäfte mit verbundenen Parteien zulasten von Anleihegläubigern und

Aktionären vor.

Die Präsentation des Neunmonatsberichts wäre eine gute Gelegenheit gewesen, die

Vorwürfe zu entkräften. Diese Chance hat Adler verstreichen lassen. Zu zentralen

Kritikpunkten wie der Berechnung des Verschuldungsgrads oder der Rolle des

umstrittenen Investors Cevdet Caner hat das Management in den acht Wochen seit

Veröffentlichung der Anschuldigungen überhaupt nicht Stellung bezogen.

Detaillierte Erläuterungen zu Medienberichten über Stillstände bei wichtigen

Entwicklungsprojekten fehlen ebenfalls.

Bis das Gutachten der KPMG-Wirtschaftsprüfer vorliegt, werden noch Wochen

vergehen. Es soll Anfang 2022 fertig sein. Kein Wunder, dass die ohnehin große

Verunsicherung der Marktteilnehmer weiter zunimmt. Der abermalige Sturzflug des

Aktienkurses wirkt da wie eine zwangsläufige Folge. Inzwischen notiert das im

SDax vertretene Wertpapier rund zwei Drittel unter seinem Juni-Hoch. Nutznießer

könnte Europas größter Wohnungsvermieter Vonovia sein, dem der Kurssturz die

Chance eröffnet, zu Niedrigkursen An­teile einzusammeln. Über einen Deal mit

Adler-Großaktionär Aggregate hat sich Vonovia bereits 13,3 Prozent des

angeschlagenen Konkurrenten gesichert.

Ernüchternde Signale sendet vor allem der Forderungsabbau. Zwar verspricht der

Konzern, in signifikantem Umfang Ansprüche einzutreiben, doch am Jahresende

könnten noch knapp 300 Mill. Euro ausstehen. Das trägt kaum dazu bei, die von

Perring geschürten Zweifel an der Werthaltigkeit zu vertreiben.

Beruhigendes gibt es dagegen zu den Wohnungsbewertungen. Adler zeigt nach neun

Monaten trotz der Abschreibung auf das Gerresheim-Projekt mehr als eine halbe

Milliarde Euro Bewertungsgewinn. Zudem steht der Abschluss des Wohnungsverkaufs

an den Konkurrenten LEG unmittelbar von dem Abschluss - zu Konditionen oberhalb

des Buchwerts. Beides steht im Widerspruch zu der von Perring behaupteten

Überbewertung von Wohnimmobilien.

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