21.06.2022 20:28:39

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Der Winter naht, Kommentar zur Konjunktur von Stefan Paravicini

Frankfurt (ots) - Die Tage werden wieder kürzer, und nicht nur die deutsche

Industrie fröstelt schon jetzt mit Blick auf die nahenden Wintermonate. Denn die

jüngsten Finten des Kremls, der die russischen Gaslieferungen nach Westeuropa

über die Pipeline Nord Stream 1 in den vergangenen Tagen drastisch reduziert hat

und dafür die Sanktionen des Westens verantwortlich macht, haben wohl auch die

letzten Zweifel daran beseitigt, dass Moskau die Abhängigkeit Europas von

russischem Gas in den nächsten Monaten kompromisslos einsetzen wird, um im Krieg

in der Ukraine die eigenen Interessen durchzusetzen.

Was das für die deutsche Industrie und den Wirtschaftsstandort im Gesamten

bedeuten kann, die trotz der Bemühungen der Ampel-Regierung um neue Lieferanten

und Infrastruktur für Flüssiggas aus der ganzen Welt sowie um eine

Beschleunigung der Energiewende wohl auch noch im Winter 2023/24 auf Gas aus

Russland angewiesen sein werden, machte BDI-Chef Siegfried Russwurm am Dienstag

auf dem Tag der deutschen Industrie deutlich: Das Abrutschen in eine Rezession

wäre unvermeidbar, eine Unterbrechung der Gasversorgung würde für einzelne

Branchen irreparable Schäden mit sich bringen. Die drastisch reduzierte

Konjunkturprognose der Industrie, die wegen der Auswirkungen des Kriegs in der

Ukraine, wegen anhaltender Lieferkettenprobleme und der Folgen der

Null-Covid-Strategie des wichtigsten Handelspartners China in diesem Jahr nur

noch mit einem Wachstum von 1,5 % statt 3,5 % rechnet, wäre dann eine blasse

Erinnerung, an die wohl nicht nur der BDI wehmütig zurückdenken würde.

Die gedrosselten Gaslieferungen sind eine neue Stufe in der ökonomischen

Kriegsführung des Kremls gegen den Westen, wie Bundeswirtschaftsminister Robert

Habeck (Grüne) auf dem Tag der Industrie betonte. Der Energiewirtschaft hat sein

Haus deshalb schon signalisiert, dass in den nächsten Tagen die zweite Stufe im

Notfallplan Gas ausgerufen werden könnte. Die Füllstände der Gasspeicher, die

derzeit in der Nähe von 60 % liegen und weit entfernt sind von den bis Anfang

November angepeilten 90 %, würde das allein freilich noch nicht erhöhen.

Die Notfallmaßnahmen, die Habeck bereits am Wochenende vorgestellt hat, müssen

jetzt mit Tempo greifen. Dazu gehört auch das Gasauktionsmodell, mit dem die

Bundesnetzagentur Anreize zum Energiesparen für die Industrie schaffen will.

Netzagenturchef Klaus Müller warb am Dienstag erneut für Energieeinsparungen von

privaten Verbrauchern. Der Winter naht, und nicht nur die Industrie muss sich

darauf vorbereiten.

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