07.02.2020 19:36:40

OTS: Börsen-Zeitung / Im Zeichen der Sustainability / Kommentar zu grünen und ...

Im Zeichen der Sustainability / Kommentar zu grünen und nachhaltigen

Schuldtiteln von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Der Boom bei grünen und nachhaltigen Schuldtiteln (Green und

Sustainable Debt) ist mehr als beeindruckend. Das lässt sich an den jüngsten

Emissionsdaten ablesen. Gemäß Daten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF)

kamen im vorigen Jahr nachhaltige Schuldpapiere für umgerechnet insgesamt 465

Mrd. Dollar auf den Markt. Das entspricht einer Steigerung von sage und schreibe

78% gegenüber 2018. Den Löwenanteil machen innerhalb der Kategorie Sustainable

Debt die grünen Schuldtitel aus, denn auf sie entfielen etwas mehr als 261 Mrd.

Dollar, also gut 56%. 2018 kam das sogenannte Green Debt noch auf ein Volumen

von 182 Mrd. Dollar.

So wünschenswert aus Klima- und Umweltsicht und unter Berücksichtigung der

Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) eine Fortsetzung dieses Booms

mit derartigen Steigerungsraten in den Emissionsvolumina auch ist, wird der

Markt diese Zuwächse in den kommenden Jahren wohl kaum halten können. Dafür wird

allein schon der Basiseffekt sorgen. Aber eines ist vollkommen klar, Green und

Sustainable Finance ist aus den Kapitalmärkten rund um den Globus nicht mehr

wegzudenken.

Die Wichtigkeit dieses Themas ist schlichtweg zu hoch, und vor allem wird auf

all diejenigen Adressen, die diesen Aspekt bislang als kurzfristige

Modeerscheinung abgetan haben, ein Druck zum "Mitmachen" entstehen. Wenn sich

immer mehr Institutionen wie Staaten, supranationale Adressen,

Gebietskörperschaften, Banken und Unternehmen grün und nachhaltig ausrichten und

genau das von Kunden und Investoren auch gefordert wird, entsteht ein

automatischer Anpassungsdruck, weil man sonst einfach den Anschluss verliert,

Kunden und Anleger schlichtweg zum Wettbewerber überlaufen.

Und so wird das Thema Sustainability an den Finanzmärkten großgeschrieben. Drei

Entwicklungen werden die Kapitalmärkte in dieser Hinsicht in diesem Jahr sehen.

Erstens: Es wird eine ganze Schar neuer Emittenten an den Markt kommen, und zwar

aus allen Emittentenlagern. Der Benchmark-Emittent von Staatsanleihen in der

Eurozone - der Bund - hat seine Debütemission der grünen Zwillingsanleihe als

Pendant zu den herkömmlichen Bunds für die zweite Jahreshälfte in den Plänen

vermerkt. Spanien hat im Januar angekündigt, sich diesem Trend anschließen zu

wollen. Andere Staaten werden folgen. Aber auch neue Banken werden dem Club

grüner und nachhaltiger Emittenten beitreten. Und was ebenfalls kommen wird,

ist, dass das Thema bei den Unternehmen enorm an Bedeutung gewinnt, sich

ebenfalls grün und nachhaltig auszurichten und die Finanzierung von

entsprechenden Projekten auf die Beine zu stellen.

Zweitens: Es wird nicht mehr reichen, einfach nur zu erklären, dass man mit ein

oder zwei grünen beziehungsweise nachhaltigen Anleihen auch Mitglied im

Sustainable-Debt-Club geworden ist. Die Institutionen werden das Thema vorleben

müssen: "Practice what you preach" lautet die entsprechende Devise. Dies wird

aus zwei Gründen wichtig werden. Zum einen achten Bondanleger immer mehr darauf,

dass der Aspekt grün und nachhaltig auch vorgelebt wird. Der Emittent wird in

Zukunft sonst Probleme bekommen, seine grünen und nachhaltigen Anleihen am Markt

zu platzieren. Zum anderen werden auch Geschäftspartner, Kreditgeber,

Lieferanten, Kunden und nicht zuletzt Mitarbeiter einen Wandel zu Sustainability

einfordern. Dem kann man sich nicht versperren. Der Aspekt Sustainability wird

nicht zuletzt beim Kampf um qualifizierte (junge) Mitarbeiter immer wichtiger,

denn bei jüngeren Generationen hat er einen noch viel größeren Stellenwert als

bei den älteren Generationen.

Drittens, und dies betrifft die Zentralbanken: Wenn sich Banken und Finanzmärkte

immer stärker des Themas Green und Sustainable annehmen, kommen die Notenbanken

der Welt nicht darum herum, es ihnen gleichzutun. Denn Banken und Finanzmärkten

sind dann auch mit neuen Risikofaktoren konfrontiert, etwa in ihren künftigen

Geschäftsmodellen. Das können Zentralbanken nicht unberücksichtigt lassen. Und

sie selbst werden sich dieses Themas auch inhouse annehmen, so zum Beispiel bei

der Anlage von Pensionsgeldern. Bis dann auch Devisenreserven komplett grün und

nachhaltig angelegt sind, wird zugegebenermaßen noch ein Weilchen vergehen. Aber

in den QE-Portfolios ist Grün und Nachhaltig im Rahmen der durchgeführten Käufe

bereits reflektiert. 2020 wird das Jahr der Nachhaltigkeit (Sustainability) an

den Finanzmärkten.

(Börsen-Zeitung, 08.02.2020)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4514701

OTS: Börsen-Zeitung

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!