21.10.2020 20:30:38

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Jagd nach verlorenem Wert, Kommentar zu Bilfinger von Christoph

Ruhkamp

Frankfurt (ots) - Es gibt in Deutschland bald mehr Ideen für

Public-to-Private-Deals als Börsengänge. Beim IPO-Volumen ist Frankfurt hinter

Oslo zurückgefallen. Dagegen nimmt die Zahl der Unternehmen, die als Kandidaten

für eine Übernahme durch Finanzinvestoren samt anschließendem Abschied von der

Börse gehandelt werden, stetig zu.

Jüngstes Beispiel ist der Industriedienstleister Bilfinger aus Mannheim, mit dem

das schwedische Private-Equity-Haus Cevian viel Geld verloren hat. Jetzt wird

der US-Beteiligungsgesellschaft Clayton Dubilier & Rice ein Übernahmeinteresse

nachgesagt. Ganz ungewöhnlich ist das nicht: Auch für den Chemiehandelskonzern

Brenntag, den Autozulieferer Norma oder den Maschinenbauer Gea kursieren

Planspiele für ein Taking Private durch Private-Equity-Häuser wie Blackstone,

Carlyle oder KKR.

Zum Teil stammen die Kalküle noch aus der Zeit der ersten Coronawelle mit den

abstürzenden Aktienkursen, und sie haben sich teilweise durch die wieder

ansteigenden Kurse von selbst erledigt. Tatsächlich gibt es jedoch auch jenseits

schwankender Aktienkurse ein dauerhaft zunehmendes Interesse der

Finanzinvestoren an börsennotierten Unternehmen. Ihre Kassen sind schlicht

übervoll. Die Renditeschwäche von Anleihen und Aktien brachte ihnen

Kapitalzusagen von mehr als 2 Bill. Dollar von ihren institutionellen Investoren

ein.

So richtet sich der Blick der Private-Equity-Häuser, die ja eigentlich per

Definition und Tradition in nichtbörsennotierte Unternehmen investieren, immer

öfter auch auf die Börse. Laut Anwaltskanzlei White & Case ist das P2P-Volumen

in Europa 2019 um 14 Prozent auf 34,5 Mrd. Euro gestiegen. Paradebeispiel in

Deutschland für Vorstöße in Richtung von Public-to-Private ist die

5-Mrd.-Euro-Beteiligung von KKR an Springer. Im Jahr 2019 waren vier der fünf

größten Private-Equity-Deals in Europa Public-to-Private-Transaktionen. In

Großbritannien hatte das schwache Pfund Gelegenheiten geschaffen: Ein

Apax-Konsortium kaufte den Satellitenbetreiber Inmarsat, und Advent legte sich

den Rüstungskonzern Cobham zu.

Jeder Fall ist wieder anders. Bei Bilfinger gibt es einen vielleicht von der

Börse unentdeckten Wert. Wenn der Finanzinvestor EQT die

Ex-Bilfinger-Gebäudeverwaltungssparte Apleona demnächst wie geplant für bis zu 2

Mrd. Euro an die Börse bringt oder verkauft, dann wird Bilfinger laut alten

Verträgen mit 49 Prozent am Verkaufserlös abzüglich Schulden beteiligt sein. In

den Büchern von Bilfinger steht das Genussrecht mit 240 Mill. Euro - tatsächlich

dürfte es mehr als doppelt so viel wert sein.

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