25.03.2021 20:30:38
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Kollateralschaden, Kommentar von Anna Sleegers zur Commerzbank
Frankfurt (ots) - Der Staat kann es offensichtlich nicht. Selbst wenn er sich
wie bei der Commerzbank mit der erforderlichen Expertise im Aufsichtsrat
vertreten lässt, ist er nicht der bessere Banker. Eigentlich noch nicht mal ein
mittelmäßiger. Gerade vermittelte die Commerzbank einigermaßen den Eindruck,
dass die Beteiligten wieder an einem Strang ziehen, da platzt mit dem Rücktritt
des gerade erst zum Aufsichtsrat bestellten Andreas Schmitz die nächste Bombe.
Nachdem gesundheitliche Gründe den Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Jörg Vetter
vor nicht einmal zwei Wochen zum Rücktritt zwangen, ist damit ein zweiter Platz
im Kontrollgremium unbesetzt. Nicht zuletzt, weil nun völlig offen ist, wer
durch die Veranstaltung führen soll, stoppte die Commerzbank den ursprünglich am
Donnerstag geplanten Versand der Einladungen zur virtuellen Hauptversammlung.
Wie bei allen Themen, die bei der Commerzbank derzeit auf der Agenda stehen, hat
auch bei der Benachrichtigung der Aktionäre die Zeit gedrängt. Der letztmögliche
Termin, zum ursprünglich geplanten Datum 5. Mai einzuladen, wäre der kommende
Montag. Bis dahin zumindest einen Nachrücker für den Aufsichtsrat finden zu
wollen, ist vielleicht noch ein bisschen ambitionierter, als festzulegen, wer
das Aktionärstreffen leiten soll, nachdem der dafür auserkorene Schmitz
hingeschmissen hat. Insofern ist die Entscheidung, die Veranstaltung gleich zu
verschieben, nachvollziehbar. Schleierhaft bleibt indes, wie es überhaupt zu dem
Eklat kommen konnte. Am Finanzplatz wird kolportiert, dass sich der Bund als
Großaktionär gegen die Wahl des früheren HSBC-Managers Schmitz zum
Aufsichtsratschef gestemmt hat. Bundesfinanzminister Olaf Scholz soll die Sorge
umgetrieben haben, dass die Opposition ihm im Wahlkampf einen Strick daraus
drehen könnte. Das ist angesichts seiner Kanzlerkandidatur für die SPD ein
naheliegender Gedanke - so naheliegend, dass sich nicht recht erschließt, warum
Scholz nicht bereits im Herbst sein Veto einlegte. Denn dass die
Staatsanwaltschaft gegen HSBC Deutschland wegen Cum-ex-Geschäften ermittelt, die
getätigt wurden, als Schmitz noch deren Vorstandschef war, ist seit 2016
bekannt.
Fast schon mutwillig schürt der Bund so den - angesichts des wieder
handlungsfähigen Vorstands und der verabschiedeten Strategie wahrscheinlich
falschen - Eindruck, dass die Commerzbank nach dem Horrorjahr 2020 in die
nächste Führungskrise schlittert. Wer solche Großaktionäre hat, braucht keine
Leerverkäufer.
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