25.08.2022 19:43:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Leisetreter, Kommentar zur DekaBank von Jan Schrader
Leisetreter, Kommentar zur DekaBank von Jan Schrader
Frankfurt (ots) - In der Benimmschule der Bankmanager wird Bescheidenheit
gelehrt - oder wie sonst ließe sich die Kommunikation der DekaBank und einiger
anderer Häuser deuten? Da fährt das Sparkassenhaus in einem Halbjahr mal eben
ein rekordhohes Vorsteuerergebnis nahe der Milliardenmarke ein. Doch die Bank
redet das Ergebnis klein. Sie verweist auf einmalige Bewertungseffekte,
verzichtet auf eine Prognose für das Gesamtjahr, verweist auf allerlei
Unsicherheit und meidet das Wort "Rekord". Immerhin wagt die Bank Formulierungen
wie "operativ voll auf Kurs", "stabil und krisenfest" oder "sehr gutes erstes
Halbjahr". Alles andere wäre auch untertrieben gewesen.
Deutsche Bankkonzerne verdienen prächtig, unruhige Kapitalmärkte und
Rezessionsangst ändern daran augenblicklich nicht viel. Die Milliarde taugt
wieder als gängige Einheit. Die Deutsche Bank verdient längst wieder zehnstellig
und baute das Ergebnis zuletzt aus, die Commerzbank landete im ersten Halbjahr,
aus der Verlustzone kommend, immerhin vor Steuern über der Milliardenmarke, der
Staatskonzern KfW kratzt ähnlich wie nun die DekaBank ebenfalls an dieser Latte,
die LBBW traut sich nach einem Gewinnzuwachs auf Jahressicht ein
Milliardenergebnis vor Steuern zu. Es wäre nicht überraschend, bewegte sich die
DZ Bank, die am Dienstag ihre Zahlen vorlegt, ebenfalls in ähnlicher
Größenordnung.
Die Ergebnisse werden hier und dort in unterschiedlichen Tönen präsentiert, doch
fallen gerade die Leisetreter auf. Die DZ Bank dämpfte nach einem Rekordjahr
2021 wiederholt die Erwartungen, die im öffentlichen Auftrag agierende KfW
vermengte den exorbitanten Gewinn im zweiten Quartal mit dem schwachen
Jahresauftakt, die Deutsche Bank stimmt auf "herausfordernde Monate" ein. Die
Branche hat ein Gespür dafür, dass in politisch wie wirtschaftlich turbulenten
Zeiten markantes Selbstlob niemandem gut zu Gesicht stünde. Die Kreditwirtschaft
steht seit der Finanzkrise im Ruf, in der Not auf Kosten der Gemeinschaft zu
leben. Derzeit hoffen viele Häuser, die vor Jahren eingezahlte alte Bankenabgabe
nach Aufbau des alternativen europäischen Systems wieder zurückzuerhalten. Hohe
Gewinne sind in der Debatte nicht hilfreich.
Natürlich ist auch die DekaBank stolz. So stimmte Bankchef Stocker schon im Juli
auf ein hohes Ergebnis ein und meldete sich damit vor der Konkurrenz zu Wort.
Jede Bank will mit einem guten Ergebnis gesehen werden. Die Kunst liegt darin,
ohne Triumphgeheul aufzufallen.
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