09.12.2020 20:36:38
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Markt versus Strategie, Kommentar zu Deutschen Bank von Bernd
Neubacher
Frankfurt (ots) - Vor nicht allzu langer Zeit meldete mancher Marktbeobachter
handfeste Zweifel an, ob die Deutsche Bank noch einmal die Kurve bekommen werde.
Ende 2020 steht das Haus zwar nicht gerade pumperlgesund da - nach fünf Jahren
mit teils horrenden Verlusten traut sich das Management selbst Mitte Dezember
angesichts eines Nettogewinns von 435 Mill. Euro nach neun Monaten nicht zu, für
den laufenden Turnus einen Gewinn anzukündigen. Auch angesichts der Pandemie
aber hält sich das Institut sehr beachtlich.
Wenn es nun in der Bank heißt, die in der Krise anschwellenden
Investment-Banking-Aktivitäten gingen nicht nur auf episodische Transaktionen,
sondern auf nachhaltiges Kundengeschäft zurück, bestätigt sich aufs Neue die aus
den USA überlieferte Weisheit: "A franchise is hard to kill." Das bei Kunden und
am Markt wiedergewonnene Vertrauen dürfen sich Konzernchef Christian Sewing und
Finanzvorstand James von Moltke als Verdienst ans Revers heften.
Das Problem ist halt: Die Bank macht zwar in von ihr kontrollierbaren
Disziplinen wie Kostensenkungen und Altlastenabbau fleißig Häkchen, das Umfeld
aber konterkariert die Strategie, sich als Unternehmerbank zu gerieren und sich
"stabilere und vorhersehbarere Erträge" auf die Fahnen zu schreiben. Den
Prognosen zufolge dürfte 2022 gut jeder dritte eingenommene Euro aus dem
wieder florierenden Investment Banking stammen, das damit zur ertragsstärksten
Sparte würde.
Sicher: Eine Commerzbank wäre glücklich, könnte sie mit Hilfe weiträumiger
Kapitalmarktaktivitäten die Verheerungen im hoch zinsabhängigen Corporate
Banking und Retail-Geschäft ausgleichen. Hätte die Deutsche Bank das Investment
Banking nicht, dürften ihre strategischen Ziele längst wackeln. Zur Wahrheit
gehört aber auch, dass damit die Erträge strukturell volatil sind und die von
der Bank ausgehenden systemischen Risiken tendenziell hoch bleiben. Dass solch
ein Haus, dem intern nach wie vor von der deutschen und der US-Aufsicht
eingesetzte Kontrolleure auf die Finger schauen, für rund 30 Prozent der
Bankenabgaben des gesamten deutschen Bankensektors aufkommt, darf nicht
verwundern.
Der laut Sewing deutlich verbesserten Stimmung unter den Mitarbeitern wird dies
kaum Abbruch tun. Selbst falls 2020 den sechsten Verlust hintereinander bringen
sollte: Boni in Milliardenumfang dürften wieder drin sein. Begründungen, das hat
die Vergangenheit gelehrt, finden sich immer. Angesichts des Erfolgs der
Investmentbank drängen sie sich geradezu auf.
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