01.04.2022 20:29:38

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Schwere Zeiten für Bundesanleihen, Marktkommentar von Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - Anleihen befinden sich aktuell im Auge des Sturms, stellt die

Weberbank fest. Denn die Teuerungsrate ist weltweit deutlich nach oben

gesprungen und liegt im März hierzulande bei mehr als 7 Prozent. Angesichts der

hohen Inflation und restriktiver Notenbanken gehe es im vermeintlich sicheren

Hafen der Bundesanleihen äußerst unruhig zu. So habe sich die

Schwankungsintensität der Bunds seit Anfang Februar stark erhöht. "Der

Renditeanstieg hat inzwischen historische Ausmaße angenommen", stellt

Weberbank-Volkswirtin Hannah Thielcke fest. "Es deutet sich das schlechteste

Rentenjahr seit 1994 an." Für die Jüngeren: 1994 stellt mit einem heftigen und

so nicht erwarteten Renditeanstieg bei Bundesanleihen das Horrorjahr am

deutschen Rentenmarkt dar.

Nun ja, so schlimm wie 1994 muss es nicht kommen, aber Bundesanleihen stehen

inzwischen gehörig unter Druck. Die Rendite von zehnjährigen Bunds ist zwar von

-0,19 Prozent Ende 2021 bis auf aktuell 0,56 Prozent pro Jahr angestiegen. Das

ist aber historisch betrachtet immer noch relativ niedrig, zumal die Teuerung

vor allem infolge des Ukraine-Kriegs und seiner Auswirkungen massiv angestiegen

ist und hoch bleiben dürfte. "Die Inflationsrate in Deutschland wird das gesamte

Jahr hindurch im Bereich von 6 Prozent liegen", prognostiziert zum Beispiel

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union

Investment, hat seine Inflationsprognose angehoben und erwartet jetzt, dass die

Teuerung im Euroraum im Jahresdurchschnitt bei 6,4 Prozent liegen wird.

In der Langfristbetrachtung wird deutlich, dass zehnjährige Bunds über viele

Jahre Renditen und auch Kupons von mehr als 5 bis hin zu 9 Prozent nach der

Wiedervereinigung geboten haben. Solch einen Risikopuffer in Form attraktiver

Kupons bieten Bunds aktuell aber nicht, das macht Anlagen in Bundesanleihen so

gefährlich.

In den vergangenen Jahren war der Kursaufschwung bei Bundesanleihen und der

Rückgang der Renditen bis in den negativen Bereich vor allem gestützt durch die

ungewöhnlich lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Hinzu

kommt, dass die EZB auch massiv deutsche Staatstitel angekauft hat. Auf der

Website der EZB ist veröffentlicht, wie viele öffentliche Anleihen aus

Deutschland die EZB im Rahmen ihrer Kaufprogramme zum Ankauf von Vermögenswerten

(APP) und Pandemie-Notfallprogramm (PEPP) bereits angekauft hat: Es sind dies

exakt 1,03 Bill. Euro.

So wie bisher dürfte es aber nicht weitergehen. Angesichts wachsender

Inflationsrisiken hat die US-Notenbank Fed bereits ihre Leitzinsen erhöht und

mehrere weitere Erhöhungen angekündigt. In diesem Umfeld muss auch die EZB, die

sich nach Meinung etlicher Volkswirte weit hinter der Kurve bewegt, endlich

handeln. Das heißt, sämtliche Ankäufe von Anleihen zeitnah stoppen und die

Leitzinsen erhöhen. "Die EZB muss rasch den Fuß vom Gas nehmen", fordert Jörg

Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank. "Ansonsten steigen die

Inflationserwartungen der Menschen weiter, und die hohe Inflation setzt sich

dauerhaft fest. Es ist höchste Zeit zu handeln."

Aber auch wenn es vielleicht bis ins dritte Quartal hinein dauern mag, die

Wertpapierkäufe der EZB, welche die Bundrendite bis in den negativen Bereich

gedrückt haben, werden wegfallen. Hinzu kommt jetzt noch, dass der Bund

keineswegs spart, sondern seine Ausgaben infolge des Ukraine-Kriegs erhöht, auch

wenn das mitunter über Schattenhaushalte abgedeckt wird. Das Angebot an Bunds

dürfte also mittelfristig eher steigen, die Nachfrage durch die Notenbank fällt

bald weg.

Analysten und Volkswirte sind sich jedenfalls einig: Bei Bundesanleihen und

Euro-Staatsanleihen insgesamt ist Vorsicht geboten, und Engagements am langen

Ende sind sehr gefährlich. Die Weberbank bringt es auf den Punkt: "Wir bleiben

in diesem Umfeld im Hinblick auf Laufzeiten defensiv aufgestellt und bevorzugen

weiterhin kürzer laufende Anleihen."

Pressekontakt:

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