18.11.2021 20:30:38

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Stolzer Ausblick, Kommentar zu Thyssenkrupp von Annette Becker

Frankfurt (ots) - Nach mehreren Horrorjahren ist es Thyssenkrupp endlich

gelungen, mit einem Geschäftsabschluss auch an der Börse zu überzeugen. Zwar

müssen sich die Aktionäre mit Blick auf die Dividende weiter in Geduld üben, und

auch unter dem Strich hat der Konzern nach wie vor kein Geld verdient. Doch auf

der Habenseite steht, dass mit Ausnahme von Multi Tracks, der Einheit, in der

die aussortierten Geschäfte gebündelt sind, alle Segmente in die schwarzen

Zahlen zurückgekehrt sind.

Das eigentlich Erfreuliche aber ist der Ausblick. In diesem spiegelt sich die

Zuversicht, mit dem Umbau auch tatsächlich ans Ziel zu gelangen. Dass auf dem

Weg dorthin Unwägbarkeiten lauern - allen voran was die Lieferkettenproblematik

in zahlreichen Abnehmerbranchen betrifft -, ist nur natürlich. Doch darf man

getrost davon ausgehen, dass diese in der Prognose berücksichtigt sind. Und

dennoch haben sich die Essener zum Ziel gesetzt, im neuen Geschäftsjahr einen

Jahresüberschuss von "mindestens 1 Mrd. Euro" zu erwirtschaften. Es wäre der

größte Überschuss seit dem Geschäftsjahr 2007/08.

Da Vorstandschefin Martina Merz nicht dazu neigt, das Blaue vom Himmel zu

versprechen, darf die Prognose als konservativ gelten. Das trifft insbesondere

auch auf die Cash-flow-Planung zu. Denn im laufenden Turnus soll der

Mittelabfluss lediglich gestoppt werden. Damit wäre aber zumindest der Weg für

die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung frei.

Klar ist aber auch, dass die Prognose mit der Entwicklung der Stahlsparte steht

und fällt. Denn wenn man ins Kleingedruckte schaut, hängt es vornehmlich an

Steel Europe, ob das operative Gruppenergebnis im Zielkorridor von 1,5 bis 1,8

Mrd. Euro landet. Die Sparte, deren Verselbständigung in Arbeit ist, soll ihr

operatives Ergebnis nämlich um mindestens 1 Mrd. Euro steigern. Im abgelaufenen

Turnus hatte das Stahlgeschäft nur 116 Mill. Euro zum operativen Ertrag der

Gruppe beigesteuert. Das lag nicht zuletzt an langlaufenden Lieferverträgen,

welche die gestiegenen Stahlpreise erst mit Zeitverzug - also 2020/21 - in der

Gewinnrechnung von Thyssen ankommen lassen.

Unabhängig davon dürfte der Stahlboom allerdings den Gipfel überschritten haben,

was einen etwaigen Spin-off sicher nicht erleichtert. Zumal Thyssenkrupp, was

die Überlegungen zur Verselbständigung betrifft, auf politische

Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel verweist, in deren Händen es letztlich

auch liege. Wenn aus dem Plan nichts wird, stehen die Schuldigen also zumindest

schon einmal fest.

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