17.06.2024 10:29:38

OTS: KfW / KfW Research: KfW-Gründungsmonitor 2024 - Zahl der ...

KfW Research: KfW-Gründungsmonitor 2024 - Zahl der Existenzgründungen

legt leicht auf 568.000 zu

Frankfurt am Main (ots) -

- Unterschiedliche Entwicklungen bei Gründungen im Vollerwerb (- 8 %) und

Nebenerwerb (+ 11 %)

- Anteil der Gründerinnen steigt auf 44 %

- Präferenz für berufliche Selbstständigkeit bundesweit am höchsten in Hamburg,

am niedrigsten in Sachsen-Anhalt

Nach dem deutlichen Rücksetzer im Vorjahr (- 9 %) ist die Zahl der

Existenzgründungen in Deutschland 2023 wieder angestiegen, allerdings nur leicht

um 3 %: 568.000 Menschen gingen im vergangenen Jahr den Schritt in die

berufliche Selbstständigkeit, wie der aktuelle KfW-Gründungsmonitor von KfW

Research zeigt. Die Entwicklungen bei Voll- und Nebenerwerbsgründungen verliefen

unterschiedlich. Während im Vollerwerb die Zahl der Gründungen erneut zurückging

auf 205.000 (- 8 %), legte sie bei Nebenerwerbsgründungen auf 363.000 zu (+ 11

%).

Die Planungsquote, also der Anteil derer an der Bevölkerung im Alter von 18 bis

64 Jahren, die eine Gründung aktiv planen, ist von 4,5 % im Jahr 2022 auf

zuletzt 3,6 % eingeknickt. Der gesamte Gründungsprozess von Idee bis Umsetzung

dauert im Durchschnitt mehrere Monate, und es wird zudem nur ein Bruchteil der

Gründungsplanungen realisiert. Die Quote der Gründungsplanungen, bei denen die

Umsetzung in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich ist, beträgt nur noch 2,2

% (Vorjahr: 2,5 %).

"Gesamtwirtschaftlich gab es 2023 kaum Impulse für Existenzgründungen. Sowohl

Konjunktur als auch Arbeitsmarkt stagnierten und haben die Gründungstätigkeit

weder besonders befördert noch belastet. Unterm Strich ergibt sich ein kleines

Plus bei der Zahl der Gründungen", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin

der KfW. "Für das laufende Jahr ist vom makroökonomischen Umfeld weiter wenig

Rückenwind zu erwarten. Zusammen mit einer deutlich gesunkenen Zahl an

Gründungsplanungen im vergangenen Jahr dürfte dies leider wieder für einen

Rückgang der Gründungstätigkeit 2024 sorgen. Jährlich werden etwa doppelt so

viele Gründungspläne abgebrochen, wie Gründungen realisiert werden. Wenn wir es

schaffen, diese Abbruchquote zu reduzieren, wäre schon viel für die

Gründungstätigkeit getan. Ein Schlüssel dafür ist Finanzwissen, mit dem viele

Gründungshemmnisse seltener werden."

Der Anteil der Gründerinnen im Jahr 2023 beträgt 44 % und liegt somit knapp über

dem bisherigen Höchstwert von 43 % der Jahre 2013-2015. Getrennt nach Voll- und

Nebenerwerb bleiben die neuen Anteile mit 40 % und 46 % jedoch unter ihren

bisherigen Höchstständen von 41 % (2014) und 50 % (2008). Im langjährigen

Durchschnitt entfallen 39 % der Gründungstätigkeit auf Frauen. Das vergangene

Jahr liegt somit zwar recht deutlich über dem Durchschnitt, bleibt gleichzeitig

aber in seiner ebenfalls langjährigen Schwankungsbreite von ± 5 Prozentpunkten.

"Um den Gründungswunsch unter Frauen breiter zu verankern, müssen

Geschlechterklischees in Schule und Erziehung aufgebrochen werden. Dazu ist ein

langer Atem notwendig. Ein Quick-Win lässt sich allerdings erzielen, indem man

erfolgreiche Gründerinnen sichtbarer macht, denn der positive Effekt

unternehmerischer Rollenmodelle ist bei Frauen besonders stark", so die

KfW-Chefvolkswirtin.

Insgesamt bleibt der Gründergeist in Deutschland eher schwach ausgeprägt: Nur 24

% der 18- bis 67-Jährigen würden unabhängig von ihrer aktuellen Situation die

Selbstständigkeit einer Anstellung vorziehen (Vorjahr: 23 %). Zu Beginn des

Jahrtausends war die Selbstständigkeitspräferenz in Deutschland noch doppelt so

hoch. Bei dieser Entwicklung spielen gesamtwirtschaftliche Trends eine Rolle,

etwa der längste Arbeitsmarktboom seit der Wiedervereinigung ab dem Jahr 2006

oder die demografische Alterung, die Fahrt aufgenommen hat. Bei den unter

30-Jährigen liegt die Präferenz für ein eigenes Unternehmen bei 36 %, ab einem

Alter von 30 Jahren würde nur noch jeder Fünfte sich bevorzugt für die

Selbstständigkeit entscheiden.

Die innerhalb Deutschlands je nach Region teilweise deutlich unterschiedliche

Bevölkerungsstruktur wirkt sich daher auch auf die Selbstständigkeitspräferenz

aus. Im Jahr 2023 ist sie in Hamburg (29 %) am höchsten, gefolgt von

Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen (jeweils 25

%). Am seltensten würden Menschen in Sachsen-Anhalt eine Selbständigkeit

gegenüber einer Anstellung bevorzugen (18 %).

Unabhängig von ihrer Präferenz für oder gegen eine Selbstständigkeit können es

sich viele Menschen grundsätzlich nicht vorstellen zu gründen. Das liegt vor

allem am Dreiklang Sicherheitsbedürfnisse, Bürokratie und Kapitalmangel. So sind

die Top-5-Vorbehalte gegen eine Selbstständigkeit Bedenken wegen zu großer

finanzieller Risiken (73 %), zu großer bürokratischer Hürden (69 %), zu geringer

Einkommenssicherheit (64 %), zu geringer sozialer Sicherheit (62 %) und

Finanzierungsproblemen (60 %). Diese Bedenken gilt es zu adressieren, wenn die

Selbstständigkeit für mehr Menschen eine echte Erwerbsalternative sein soll.

Weitere zentrale Ergebnisse des KfW-Gründungsmonitors im Überblick:

- Die meisten Gründungen gibt es wie gehabt mit knapp 70 % im

Dienstleistungssektor, gefolgt vom Handel (22 %) und vom Produzierenden

Gewerbe (9 %).

- Digitale und zugleich internetbasierte Gründungen spielen mit etwa einem

Fünftel aller Gründungen (22 %) weiter eine große Rolle im Gründungsgeschehen.

- Sieben von zehn Existenzgründungen kommen nur mit eigenem Finanzmitteleinsatz

der Gründerin oder des Gründers zustande. Auf externes Kapital Dritter greifen

21 % zurück. Der Kapitaleinsatz steigt dabei weiter: 38 % der Gründerinnen und

Gründer setzen mehr als 10.000 EUR ein (Vorjahr: 31 %). Gründungen, die nur

mit Sachmitteln umgesetzt werden, sind mit einem Anteil von nur 10 % so selten

wie noch nie.

- Für die Bestandsfestigkeit von Existenzgründungen leitet sich an den Daten des

KfW-Gründungsmonitors die Faustregel ab, dass innerhalb von drei

Geschäftsjahren etwa ein Drittel der Gründerinnen und Gründer ihre

Existenzgründung wieder beendet haben. Nach 60 Monaten sind noch etwa 60 % der

Existenzgründungen aktiv. Die Abbruchgründe sind vielfältig. Der weitaus

größte Teil der Gründerinnen und Gründer bricht in den ersten fünf Jahren aus

persönlichen Gründen ab, ohne unmittelbaren wirtschaftlichen Zwang. Beispiele

hierfür sind familiäre Belastung, Stress, Krankheit, Unzufriedenheit mit dem

erzielten Einkommen oder weil sich eine bessere Jobalternative ergab.

Der KfW-Gründungsmonitor ist abrufbar unter http://www.kfw.de/gruendungsmonitor

Zum Datenhintergrund:

Der KfW-Gründungsmonitor ist eine repräsentative, seit dem Jahr 2000 jährlich

von August bis Dezember durchgeführte telefonische Bevölkerungsbefragung zum

Gründungsgeschehen in Deutschland. Er basiert auf Angaben von 50.000 zufällig

ausgewählten, in Deutschland ansässigen Personen. Gründerinnen und Gründer

werden dabei breit erfasst: ob im Voll- oder Nebenerwerb, ob freiberuflich oder

gewerbetreibend, ob Neugründung oder Übernahme. Der KfW-Gründungsmonitor liefert

damit ein umfassendes Bild der Gründungstätigkeit in Deutschland.

Pressekontakt:

KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt

Konzernkommunikation und Markensteuerung (KK), Christine Volk,

Tel. +49 (0)69 7431 3867

E-Mail: christine, mailto:volk@kfw.de, Internet: http://www.kfw.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/41193/5802789

OTS: KfW

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!