24.10.2024 11:32:38

OTS: Union Investment / Studie: Erhalt öffentlicher Infrastruktur nur noch ...

Studie: Erhalt öffentlicher Infrastruktur nur noch mit privaten

Investitionen möglich (FOTO)

Frankfurt am Main (ots) -

- Allein für Autobahn-, Eisenbahn- und Energieinfrastruktur besteht ein

Investitionsbedarf von rund 400 Mrd. Euro in den nächsten zehn Jahren

- Staatliche Projektgesellschaften sind eine Lösung bei der Finanzierung der

Infrastruktur

- Fondsgesellschaften werden eine wichtige Rolle spielen

In Deutschland besteht erheblicher Investitionsbedarf in die Infrastruktur. Dies

gilt insbesondere für die Sanierung und den Ausbau von Straßen, Brücken,

Schienen, den Aufbau der digitalen Infrastruktur oder für Investitionen in

erneuerbare Energien und Leitungsnetze. Allein für Autobahnen, Eisenbahn und

Energieinfrastruktur werden in den kommenden zehn Jahren rund 400 Mrd. Euro

benötigt. Der Gesamtbedarf dürfte allerdings noch höher sein. Denn bislang gibt

es keine übergreifende Erfassung von Infrastrukturaufwendungen und dem

Gesamtbedarf. "Deutschlands Infrastruktur lebt fast nur noch von ihrer

Substanz", bringt es Professor Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld von der Universität

Freiburg in seiner Studie zum öffentlichen Investitionsbedarf auf den Punkt, die

er im Auftrag von Union Investment erstellt hat. Aus eigener Kraft dürfte der

Staat die Ausgaben kaum stemmen können. Private Investitionen über gezielte

Fondsmodelle können laut der Untersuchung hier einen wertvollen Beitrag leisten.

"Als Kapitalsammelstelle bringen Fondsgesellschaften das vorhandene Geld dahin,

wo es eingesetzt werden sollte. Deswegen werden sie zukünftig eine wichtige

Rolle bei der Finanzierung von Infrastruktur spielen", betont Hans Joachim

Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.

Wie nicht zuletzt der Einsturz der Carolabrücke in Dresden gezeigt hat, ist die

Infrastruktur in Deutschland marode. Das Fatale dabei ist, dass

Infrastrukturinvestitionen in Deutschland bisher nicht systematisch erfasst

werden und es keinen Überblick gibt, wie hoch die benötigten Mittel insgesamt

wirklich sind. Denn einen großen Teil der staatlichen Bauinvestitionen tragen

die Kommunen. "Es bleibt unklar, wie viel tatsächlich in die öffentliche

Infrastruktur investiert wird und wie hoch der gesamte Investitionsbedarf im

Bereich der staatlichen Infrastruktur ist. Hinzu kommt, dass es aufgrund des

föderalen Systems in Deutschland nicht eine große Investitionslücke, sondern

multiple Investitionsbedarfe in verschiedenen föderalen Verantwortungsbereichen

gibt", betont Studienleiter Feld.

Allein für Autobahn-, Eisenbahn- und Energieinfrastruktur besteht ein

Investitionsbedarf von rund 400 Mrd. Euro

Klar ist: Für Instandhaltung und Ausbau der Infrastruktur werden Summen

benötigt, die der Staat alleine nicht aufbringen kann. Im Jahr 2022 betrug die

Investitionsquote aller Gebietskörperschaften zusammen 2,6 Prozent des realen

BIP. Je 0,8 Prozent entfielen davon auf Bund und Länder und 1,0 Prozent auf die

Gemeinden. Damit liegt die derzeitige Investitionsquote Deutschlands etwa ein

Prozentpunkt unter dem durchschnittlichen Wert der OECD-Länder. "Über den

tatsächlichen Bedarf sagen diese Zahlen aber wenig aus. Die staatlichen

Investitionen in Deutschland reichen seit langem nicht mehr, um den Bestand zu

sichern", fasst Feld zusammen.

Wenngleich niemand einen Gesamtüberblick hat, können die benötigten Summen in

den drei zentralen Bereichen Straßen-, Bahn- und Energieinfrastruktur eine

Orientierung bieten. Basierend auf aktuellen Angaben des Bundesministeriums für

Digitales und Verkehr wird der Investitionsbedarf alleine für die

Straßeninfrastruktur des Bundes, also Autobahnen und Bundesfernstraßen, für die

Jahre 2025 bis 2028 auf über 57 Milliarden Euro geschätzt. Der Bedarf für die

Bahn beträgt im gleichen Zeitraum laut Ministerium 63 Milliarden Euro. Und für

die Energieinfrastruktur liegt der geschätzte Investitionsbedarf aufgrund der

Energiewende bei On- und Offshore-Anlagen bei bis zu 270 Milliarden Euro bis zum

Jahr 2037.

Staatliche Projektgesellschaften sind eine Lösung bei der Finanzierung der

Infrastruktur

"Angesichts des hohen finanziellen Bedarfs ist es notwendig, die Potenziale

privaten Kapitals zu erschließen", ist Feld überzeugt. Eine Alternative zu

früheren Ansätzen bei der Generierung privater Mittel ist die Finanzierung durch

Infrastrukturfonds. Über sie könnten private und institutionelle Investoren auch

in staatliche Projektgesellschaften investieren, die für Bau, Betrieb und

Verwaltung öffentlicher Infrastruktur zuständig sind. Diese hält Feld für eine

zentrale Stellschraube bei der Finanzierung der Infrastruktur. Allerdings nur,

wenn deren Rahmenbedingungen angepasst würden.

In Deutschland existieren in verschiedenen Bereichen privatrechtlich

organisierten Infrastrukturgesellschaften, an denen der Staat beteiligt ist und

die die Instandhaltung und den Aus- oder Umbau öffentlicher Infrastruktur

planen, organisieren und durchführen. Dazu gehören beispielsweise die Autobahn

GmbH oder die DB InfraGO AG. "Werden diese Gesellschaften mit bestimmten

Kompetenzen wie eigener Einnahme- oder Kreditfähigkeit ausgestattet, könnten

attraktive Geschäftsmodelle entstehen, die sich als Anlageobjekte für

entsprechende Fonds anböten", so Feld. Im Bereich der Energie sieht der Experte

eine Lösung in der Gründung einer übergeordneten Netz-Infrastrukturgesellschaft,

die die staatlichen Beteiligungen an den Übertragungsnetzbetreibern bündelt und

in die dann Geldgeber investieren könnten.

Fondsgesellschaften werden eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von

Infrastrukturprojekten spielen

"Eine funktionierende Infrastruktur ist die Basis für eine wachsende Wirtschaft

und den Wohlstand unseres Landes", ist auch Reinke überzeugt. Dass es hier

deutlichen Handlungsbedarf gibt, zeigt auch eine Untersuchung des World Economic

Forum. Demnach ist Deutschland in der Qualität der Infrastruktur im

internationalen Vergleich von Rang drei im Jahr 2006 auf Rang zwölf im Jahr 2018

gerutscht. Daher sei es unerlässlich, die Finanzierungsbasis im

Infrastrukturbereich breiter aufzustellen, so Reinke. "Fondsgesellschaften

werden bei Investitionen in Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen. Denn als

Kapitalsammelstelle bringen wir das vorhandene Geld dahin, wo es eingesetzt

werden sollte." Dies stamme zwar hauptsächlich immer noch von institutionellen

Anlegern, jedoch sei Infrastruktur kein Thema ausschließlich für Profis.

Neuerdings hätten nämlich auch Privatkunden die Möglichkeit, auf einem

vereinfachten Weg in Infrastruktur zu investieren.

Einen wichtigen Rahmen hierfür bietet die überarbeitete und seit diesem Jahr

anwendbare Verordnung für ELTIF. Im Gegensatz zu klassischen Fonds, die in

Aktien oder Anleihen investieren, weisen Infrastrukturinvestments einige

Besonderheiten auf. So werden Anlagen im Privatmarkt weniger stark von

Konjunkturzyklen beeinflusst und entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher

Preisfeststellungszyklen unabhängiger als börsennotierte Anlageklassen. Dadurch

können sie helfen, die Vermögensstruktur im Portfolio auf eine breitere Basis zu

stellen. Außerdem können viele Infrastrukturinvestments gut prognostizierbare

und stabile Erträge erzielen. Für jeden sei eine solche Anlage aber nicht

geeignet. "Der ELTIF ist eine Beimischung für Anleger, die bereits über eine

breitere Erfahrung mit Wertpapieren verfügen. Wenn es gelingt, das Kapital zu

aktivieren, ist das eine gewaltige Chance für unsere Kunden und unser

Gemeinwesen gleichermaßen", betont Reinke. Das sei jedoch eine langfristige

Aufgabe. "Heute sind private Investitionen in Infrastrukturprojekte nur der

Anfang für ein Thema, das uns in den kommenden Jahren immer stärker beschäftigen

wird." Um künftig wettbewerbsfähiger und resilienter zu sein, seien massive

Investitionen in diese Bereiche notwendig. Das sei gerade mit Blick auf die

nachhaltige und digitale Transformation der Wirtschaft relevant, so Reinke.

Pressekontakt:

Markus Temme, Tel. 069-2567-2352, E-Mail:

mailto:markus.temme@union-investment.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/76432/5894122

OTS: Union Investment

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