Vermögensverschiebung 12.08.2023 23:20:00

Ray Dalio: Darum sind die Zinserhöhungen für die US-Wirtschaft keine stärkere Belastung

Ray Dalio: Darum sind die Zinserhöhungen für die US-Wirtschaft keine stärkere Belastung

• US-Privatsektor reagiert relativ unempfindlich auf straffere Geldpolitik
• Ray Dalio erklärt dies mit großer Umverteilung der Vermögen
• Der Starinvestor warnt vor Schulden-Spirale

Um die historisch hohe Inflation zu bekämpfen, hat die US-Federal Reserve seit März 2022 ihren Leitzins von nahe Null auf inzwischen eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben. Nach nunmehr elf Zinserhöhungen in Folge ist die Inflation seit ihrem 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent im Sommer 2022 inzwischen deutlich gesunken. Jedoch ist diese falkenhafte Geldpolitik für die Währungshüter auch ein Balanceakt, denn höhere Zinsen helfen zwar dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich das Wirtschaftswachstum bremsen. Viele Marktteilnehmer befürchteten sogar ein Abgleiten in eine Rezession.

US-Wirtschaft stärker als erwartet

Doch die US-Wirtschaft erwies sich bisher als widerstandsfähiger als erwartet. So gab das Handelsministerium Ende Juli 2023 bekannt, dass sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni gegenüber dem Vorquartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent erhöhte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten durchschnittlich nur mit einem Plus von 2,0 Prozent gerechnet. Dabei fiel das Wachstum nach Angaben des Ministeriums relativ ausgewogen aus. Die Konsumausgaben stiegen an und auch die Investitionen der Unternehmen erhöhten sich kräftig. Bereits im ersten Quartal war die weltgrößte Volkswirtschaft um annualisiert 2,0 Prozent gewachsen.

Dalio: Enorme Vermögensverschiebung

Eine Erklärung, warum die sehr straffe Geldpolitik der Fed die US-Wirtschaft nicht stärker belastet, hat nun Ray Dalio, Gründer der weltgrößten Hedgefonds-Gesellschaft Bridgewater Associates, geliefert: "Es gab eine große staatlich gesteuerte Vermögensverschiebung von erstens dem öffentlichen Sektor (der Zentralregierung und der Zentralbank) sowie zweitens den Inhabern von Staatsanleihen hin zu drittens dem privaten Sektor (das heißt Haushalten und Unternehmen). Dadurch wurde der private Sektor relativ unempfindlich gegenüber der sehr schnellen Straffung der Geldpolitik durch die Fed, hin zu einer normaleren Geldpolitik", erklärte der Milliardär in einem Beitrag auf LinkedIn. "Als Ergebnis dieser koordinierten Regierungshandlung sind die Bilanzen und Erfolgsrechnungen des Haushaltssektors in guter Verfassung, während diejenigen der Regierung in schlechtem Zustand sind", schrieb Dalio.

Um die negativen Auswirkungen der Corona-Krise abzufedern, hatte die US-Notenbank in den Jahren 2020 und 2021 massenhaft Anleihen aufgekauft, während die US-Regierung hohe Haushaltsdefizite anhäufte. Dann im Jahr 2022 leitete die Fed angesichts der ausufernden Inflation die geldpolitische Wende ein. Während sowohl Aktien als auch Anleihen im letzten Jahr abstürzten, "stieg das Nettovermögen des privaten Sektors auf hohe Niveaus, die Arbeitslosenraten sanken auf niedrige Niveaus, und die Löhne erhöhten sich erheblich, so dass der private Sektor viel besser dastand, während Zentralregierungen stark verschuldet waren und Zentralbanken und andere Inhaber von Staatsanleihen viel Geld mit diesen Anleihen verloren", erklärte Dalio.

Dalio sorgt sich um die Verschuldung

Die hohe Staatsverschulung bereitet dem 73-Jährigen jedoch Sorgen: Langfristig sei "es nahezu sicher, dass die fiskalischen Defizite der Zentralregierungen groß sein werden und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie in zunehmendem Maße anwachsen, da sich die steigenden Schuldendienstkosten sowie steigende andere Budgetkosten aufwärts akkumulieren und, wenn sie ansteigen, die Regierungen mehr Schulden verkaufen müssen, sodass es eine sich selbst verstärkende Schulden-Spirale geben wird, die zu marktbedingten Schuldenbegrenzungen führen wird, während die Zentralbanken gezwungen sein werden, mehr Geld zu drucken und mehr Schulden zu kaufen, da sie Verluste und verschlechternde Bilanzen erleben", warnte der Hedgefonds-Manager.

Diese Warnung äußerte Dalio einen Tag, nachdem die Ratingagentur Fitch das langfristige Emittentenausfallrating der USA von AAA auf AA+ gesenkt hat, um der erwarteten finanziellen Verschlechterung der Haushaltslage in den kommenden Jahren und der wachsenden Schuldenlast der Regierung Rechnung zu tragen. Es war dies die erste Herabstufung der USA durch eine große Ratingagentur seit mehr als zehn Jahren, entsprechend negativ fiel auch die Reaktion der Finanzmärkte aus.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: CNBC/Getty Images,Michel Euler/AP
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