03.01.2018 14:30:43

Regierung erwartet weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung rechnet nach den guten Arbeitsmarktzahlen zum Jahresende 2017 auch für 2018 mit einer positiven Entwicklung. "Der Arbeitsmarkt bleibt nach einem starken Jahr 2017 dynamisch", erklärte der Staatssekretär im Arbeitsministerium, Thorben Albrecht. Er sah "beste Vorzeichen für einen prosperierenden Arbeitsmarkt im Jahr 2018, in dem Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter wachsen und die Arbeitslosigkeit weiter sinkt". Zentrale Aufgabe für das neue Jahr bleibe das Thema Qualifizierung.

Die Arbeitslosenzahl in Deutschland war 2017 im Jahresdurchschnitt mit 2,533 Millionen auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gefallen. Die Arbeitslosenquote sank nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 0,4 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Auch im Dezember entwickelte sich der Arbeitsmarkt deutlich günstiger als erwartet. Zwar stieg die Arbeitslosenzahl durch die einsetzende Winterpause um 17.000 auf 2,385 Millionen - saisonbereinigt sank sie aber um 29.000.

Ökonomen zeigten sich erfreut über die neuen Zahlen aus Nürnberg. Allianz-Volkswirt Rolf Schneider sah einen "sehr positiven Jahresausklang 2017". Im Dezember habe es einen erheblich geringeren Zuwachs gegeben als saisonüblich. Dass die Arbeitslosenzahl um 183.000 niedriger gelegen habe als ein Jahr zuvor, sei angesichts der Ausweitung des Arbeitsangebots infolge der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU und der Fluchtmigration "erstaunlich". Dies weise auf eine sehr hohe Arbeitsnachfrage der Unternehmen hin.

"Die Beschäftigten und Arbeitsuchenden in Deutschland haben allen Grund, dem neuen Jahr optimistisch entgegen zu sehen", meinte der Chefvolkswirt der KfW, Jörg Zeuner. "Ich sehe derzeit keine Anzeichen, dass das schwungvolle Wachstum der deutschen Wirtschaft sobald abbrechen wird." Das lasse für 2018 neue Beschäftigungsrekorde und einen weiteren spürbaren Anstieg der Reallöhne erwarten. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte 2018 um 200.000 sinken. Mit 5,3 Prozent wäre die Arbeitslosenquote dann nicht einmal mehr halb so hoch wie zu ihrem Höchststand im Jahr 2005.

Arbeitgeber wollen mehr Flexibilität

Aus der Wirtschaft wurden allerdings flexiblere Maßnahmen für den Arbeitsmarkt gefordert. "Flexibilität ist der beste Treibstoff für den Jobmotor", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter. Für die Gespräche zwischen Union und SPD müsse "die ausgezeichnete Arbeitsmarktlage Ansporn und Herausforderung zugleich sein", verlangte er. Rückwärtsgewandte Reglementierungen schüfen keine Arbeitsplätze.

Vielmehr verlange der Wettbewerb in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung ein klares Bekenntnis zu Flexibilität. "Das erwarten Arbeitgeber auch von einer künftigen Bundesregierung." Kampeter mahnte eine Reform des Arbeitszeitgesetzes an, die "längst überfällig" sei. Unternehmen und Beschäftigte müssten die vereinbarte Arbeitszeit flexibler über die Woche verteilen können, und es müsse mehr tarifliche und gesetzliche Öffnungsklauseln bei der Ruhezeit geben. Zur Flexibilität gehöre zudem der Erhalt von Befristungsmöglichkeiten, meinte er.

Auch die Linke forderte, bei den Sondierungsgesprächen müsse die Arbeitsmarktpolitik "höchste Priorität haben". Allerdings mahnte Vize-Fraktionschefin Sabine Zimmermann einen Richtungswechsel in der Arbeitsmarktpolitik an. "Der Mindestlohn muss auf zwölf Euro erhöht werden, Leiharbeit und sachgrundlose Befristungen dürfen nicht länger möglich sein", verlangte sie. Eine neue Bundesregierung müsse "dringend die Rahmenbedingungen für gute Arbeit schaffen".

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte, nun sollten "möglichst alle Beschäftigten" an der guten wirtschaftlichen Entwicklung partizipieren. In den Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie sowie für den öffentlichen Dienst und auch in anderen Tarifrunden müssten die Arbeitgeber "den Forderungen der Gewerkschaften nachkommen und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg beteiligen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/kla

(END) Dow Jones Newswires

January 03, 2018 08:31 ET (13:31 GMT)

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