21.05.2025 13:25:00
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RLB-NÖ-Wien-Chef Höllerer: "Man muss um jedes Geschäft kämpfen"
Das erste Quartal 2025 sei zwar "was die Zahlen betrifft" ein gutes gewesen, vor allem in der Firmen-Kreditnachfrage merke die Bank aber Zurückhaltung aufgrund der trüben konjunkturellen Lage. Im Privatkundenbereich sei die Unsicherheit ebenfalls sichtbar, vor allem in der hohen Sparquote, die den Konsum bremse. Österreich befindet sich bereits im dritten Jahr ohne Wirtschaftswachstum.
"Signifikante" Anstiege habe es zu Jahresbeginn jedoch im Bereich der Wohnimmobilienkredite gegeben - unterstützt von einem niedrigeren Zinsniveau und psychologischen Faktoren nach der Ankündigung des Endes der KIM-Verordnung Mitte des Jahres. Wie sich die geplante Nachfolgeregelung nach Auslaufen der KIM-VO auf die Nachfrage auswirken wird, lasse sich laut Höllerer noch nicht sagen, ihr Ende sei für jene Kundinnen und Kunden, die aufgrund der Verordnung gar nicht versucht hätten, einen Kredit zu bekommen, aber wichtig gewesen.
Das Jahr bleibe vor dem Hintergrund dieser Faktoren jedenfalls "spannend", so Höllerer. Mittelfristig sieht der Bankchef, der auch Generaldirektor der Raiffeisen Holding NÖ-Wien ist, herausfordernde Zeiten für die Finanzbranche - nicht nur aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung, auch politisch und regulatorisch sieht er Baustellen.
"Geschäftsmodell Österreich" hinterfragen
Das "Geschäftsmodell Österreich" müsse hinterfragt werden, vor allem brauche es eine Pensionsreform mit Ausbau der privaten und betrieblichen Vorsorge und mehr Deregulierung. "Uns als Kreditwirtschaft würde es schon nützen, wenn es kein Goldplating gebe in Österreich", so Höllerer. Die ständigen neuen Regulierungsvorschriften würden viele Ressourcen und Geld schlucken, alleine für die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts habe man heuer mehrere Millionen Euro ausgegeben. Er wünsche sich eine "regulatorische Verschnaufpause" für einige Jahre.
Im Hinblick auf die private und betriebliche Vorsorge plädiert Höllerer vor allem für eine stärkere Einbindung in den Kapitalmarkt. Man müsse in Österreich weg von staatlichen Förderungen und hin zu liberaleren Regelungen. Eine betriebliche Vorsorge nach dem Vorbild Schwedens, wo deutlich stärker am Kapitalmarkt veranlagt wird, würde Druck aus dem Pensionssystem nehmen.
BayWa-Sanierung wird Raiffeisen noch länger begleiten
Mit den Beteiligungen der Raiffeisen Holding zeigte sich Höllerer im Grunde zufrieden, die Wachstumsstrategie wurde mit Zukäufen in diversen Bereichen verfolgt. So hat sich die Raiffeisen Holding in den vergangenen Monaten mit einer Beteiligung der UNIQA-Gesundheitstochter Mavie Next im Gesundheitsbereich eingekauft. Das Medienportfolio wurde zudem um eine Beteiligung am Falstaff-Verlag und am Börsianer ausgebaut. Ob weitere Zukäufe im Medienbereich folgen könnten, sagte Höllerer nicht, man beobachte den Markt aber genau.
Eine finanzielle Belastung für die Holding war indessen die Sanierung der BayWa. Im Geschäftsjahr 2024 schlug sich die BayWa mit 116,5 Mio. Euro negativ auf das Ergebnis der Holding nieder. Welche Kosten im Zuge dessen noch auf Raiffeisen zukommen, könne er nicht sagen, das Thema werde den Konzern aber noch länger begleiten. Das Sanierungsprogramm läuft bis 2028. "Das wird ein harter und mühsamer Weg, aber das gehört dazu", so Höllerer.
bel/tpo

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