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24.06.2013 17:28:34

ROUNDUP 2: Mehdorn will Politiker einbinden - 'Demokratieaufpreis' für Projekte

    (neu: Steffel, Dombrowski, "Handelsblatt")

    BERLIN (dpa-AFX) - Hartmut Mehdorn will noch in diesem Jahr die ersten Passagiere am Hauptstadtflughafen einchecken lassen - wenn der Aufsichtsrat ihn lässt. "Eine Geschäftsführung trifft ihre Entscheidung so, dass der Aufsichtsrat zustimmen kann", sagte Mehdorn am Montag. Am Wochenende hatte er betont, diese Entscheidung sei Sache der Geschäftsführung und kein politischer Beschluss.

    Mehdorn will am Nordflügel des Abfertigungsgebäudes mit 2000 Passagieren und zehn bis zwölf Maschinen pro Tag starten - wieviel genau hängt davon ab, mit welcher Airline es losgeht. Zuletzt hatte Mehdorn nach eigenen Angaben mit Easyjet (easyJet), Condor und Norwegian Airlines verhandelt. "Es ist denkbar, dass es in diesem Jahr noch geht, aber beschlossen ist es noch nicht", stellte Mehdorn klar. Ist der Flughafen einmal komplett in Betrieb, sollen es bis zu 70.000 Passagiere am Tag sein.

    Mit der Teileröffnung will Mehdorn den Flughafen testen, während im Hauptgebäude noch die Brandschutzanlage fertiggestellt wird. Das werde auch den Druck erhöhen, im Rest des Terminals fertig zu werden, sagte Mehdorn. "Das ist wie eine Zahnpastatube: Sie müssen sie hinten aufrollen, damit vorne was rauskommt." Es werde dennoch danach noch einen großen Umzugstag für die übrigen Airlines geben, vielleicht aber auch zwei oder drei Umzugstage.

    Die Eröffnung des Flughafens war wegen Technikproblemen, Baumängeln und Planungsfehlern schon vier Mal geplatzt. Politischer und juristischer Streit um Lärmschutz, Flugrouten und Nachtflüge belastet das Projekt zusätzlich.

    "Je mehr Flüge am BER abgewickelt werden, desto weniger sind es am Flughafen Tegel", sagte der Reinickendorfer Bundestagsabgeordnete Frank Steffel (CDU). "Mit dem Probebetrieb könnten die Anwohner um den Flughafen Tegel spürbar entlastet werden."

    Mehdorn rief vor Unternehmern in der Berliner Industrie- und Handelskammer dazu auf, bei Großprojekten künftig Mehrkosten für die Bürgerbeteiligung von Anfang an einzurechnen. "Wir zahlen einen Aufpreis für Demokratie. Die Wirtschaft muss lernen, das im Zeitetat und auch im Geldetat einzurechnen", bemerkte der Manager mit Blick sowohl auf Bürgerbeteiligung als auch auf politische Machtwechsel im Projektverlauf, die ihren Preis forderten.

    Der Brandenburger CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski sprach von einem "bizarren Vorschlag". "Der BER ist nicht wegen der Bürger sondern wegen der grottenschlechten Arbeit von Geschäftsführung und Aufsichtsrat in Schwierigkeiten."

    Mehdorn sagte: "Ich bin ein Freund der Bürgerbeteiligung." Kritischer wurde er in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Montag). "In der Planungsphase ist das Engagement der Bürger meist gering. Erst wenn alles beschlossenen ist und der Bau begonnen werden soll, kommt es zu Protesten."

    Mehdorn widersprach Mutmaßungen, der neue Flughafen sei zu klein. "Das, was wir gebaut haben, reicht noch bis zum Jahr 2025, wenn nicht noch weiter." Dazu könnten auch die laufenden Verfahren gegen die geplanten Flugrouten beitragen, wie Mehdorn im "Handelsblatt" deutlich machte: Sie könnten "im ungünstigsten Fall zu einer späteren Einschränkung des Flugbetriebs führen und damit die Wirtschaftlichkeit des BER infrage stellen", schrieb Mehdorn.

    Der Flughafenchef gab in seinem Vortrag am Montag zu, dass das Unternehmen Nachträge von Baufirmen unzureichend begleiche. "Es wird sicherlich besser werden", versprach er. Mehdorn deutete an, den Flughafen nach der Fertigstellung nicht sofort verlassen zu wollen. Die Inbetriebnahme sei sehr komplex. "Fertigmachen und hopp und weg ist wahrscheinlich auch nicht sehr fair."/bf/DP/he

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