09.04.2015 13:19:39
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ROUNDUP 2/Schlussspurt zur Zementhochzeit: Holcim und Lafarge benennen Chef
(Neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs)
PARIS/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Zementkonzerne Holcim und Lafarge haben ein weiteres Hindernis auf dem Weg zu ihrem Zusammenschluss aus dem Weg geräumt und die noch offene Führungsfrage geklärt. Neuer Chef des fusionierten Unternehmens soll Eric Olsen werden. Wie beide Unternehmen am Donnerstag mitteilten, wird der 51-jährige, der aus dem Top-Management des französischen Konzerns Lafarge kommt, sein Amt mit dem Abschluss der Fusion antreten. Die Hochzeit der Baustoffriesen hatte unter anderem wegen der künftigen Führungsspitze eine Zeit lang auf der Kippe gestanden. Holcim-Aktionäre waren mit der Besetzung durch Lafarge-Chef Bruno Lafont nicht einverstanden gewesen. Doch Ruhe kommt im Lager der Holcim-Aktionäre auch nach der neuen Personalentscheidung nicht auf.
Die Aktien von Holcim und Lafarge reagierten bis zum Mittag mit deutlichen Kursgewinnen auf die Nachrichten. Analysten sind aber weiterhin skeptisch, ob die Fusion überhaupt über die Bühne geht.
Helvea-Analyst Patrick Appenzeller sagte, es bleibe abzuwarten, ob wichtige Holcim-Aktionäre ebenfalls von der Personalie überzeugt sind. Eine höhere Bedeutung als der Chef-Position habe allerdings ohnehin das umstrittene Umtauschverhältnis im Zuge der Fusion. Appenzeller zweifelt aber auch nach der Nachverhandlung im März daran, dass die Holcim-Aktionäre den neuen Fusionsbedingungen zustimmen werden. Denn die Transaktion komme nur zu Stande, wenn sich bei der außerordentlichen Hauptversammlung im Mai mindestens zwei Drittel des Kapitals für eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals aussprechen.
Die Skepsis scheint berechtigt, denn bei den Holcim-Aktionären gibt es nach wie vor Widerstand - vor allem von einem Holcim-Großaktionär. Eurocement-Eigentümer Filaret Galchev, der 10,8 Prozent an Holcim hält, lehnt auch die nachgebesserten Fusionspläne ab. Der russische Milliardär fordert weiterhin ein besseres Austauschverhältnis. Lafarge hat derweil gerade vergangenes Wochenende eine Neuverhandlung des Fusionsvertrags ausgeschlossen. Die Fronten scheinen somit verhärtet - auch wenn Holcim jüngst versucht hatte, Eurocement mit einem einem Platz im Verwaltungsrat des fusionierten Unternehmens milde zu stimmen.
Auch andere Holcim-Anteilseigner sind immer noch dagegen: Die in einer Interessengemeinschaft "Pro Holcim" organisierten Fusionsgegner sammeln auf einer eigenen Internetseite Argumente gegen die Fusion.
Vontobel-Analyst Christian Arnold hat die Auseinandersetzungen zwischen Galchev, Holcim und Lafarge verfolgt und gibt dem Deal nur noch eine 50-prozentige Chance. Zuvor sah er die Wahrscheinlichkeit für ein Zustandekommen bei 75 Prozent.
"Jetzt geht es darum, die Fusion über die Ziellinie zu bringen", sagte sagte Holcim-Verwaltungsratschef Wolfgang Reitzle auf der Pressekonferenz. "Wir werden die Aktionäre in den kommenden Wochen von den Vorteilen des Merger überzeugen", zeigt er sich optimistisch. Dabei werde auch das Gespräch mit wichtigen Aktionären gesucht, fügt Reitzle hinzu.
Mit der verkündeten Personalie wollen die Unternehmen nun einen langgedienten Lafarge-Manager an die Spitze holen: Olsen arbeitet den Angaben zufolge seit 1999 für Lafarge und war zunächst in verschiedenen Funktionen in Nordamerika tätig. Olsen hat einen französischen und einen amerikanischen Pass und gehört seit 2007 zum Führungsteam des französischen Zementkonzerns.
Nach Drängen Holcims kam es im März zu Nachverhandlungen. Denn nach der Ankündigung der Fusion im April 2014 waren die Aktionäre von Holcim mit dem Deal unzufrieden. Dabei ging es neben des Tauschverhältnisses der Aktien auch um die Frage, wer der Chef des neuen Unternehmens sein sollte. Beide Seiten einigten sich zum einen auf ein neues Tauschverhältnis: Statt eins zu eins galt nun das Verhältnis 9 Holcim-Anteile zu 10 Lafarge-Titel. Zudem wurde die Führungsfrage neu entschieden. So übernimmt der ursprünglich vorgesehene Lafarge-Chef Bruno Lafont doch nicht das Ruder bei dem fusionierten Konzern. Dennoch sollten die Franzosen weiterhin den neuen Chef stellen./stk/fbr
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