03.07.2013 17:11:32

ROUNDUP/ Angeklagter im Oppenheim-Prozess: 'war ohne Führungsanspruch'

    KÖLN (dpa-AFX) - Im Sal. Oppenheim-Prozess hat einer der fünf Angeklagten sein Vorgehen als früheres Mitglied der Bankspitze verteidigt und Untreue-Vorwürfe zurückgewiesen. Zu zwei von drei in Frage stehenden Immobilienprojekten sagte Friedrich Carl Janssen (69) am Mittwoch vor dem Kölner Landgericht in einer ausführlichen Erklärung, er habe daran keinerlei relevanten Anteil oder Einfluss gehabt. Zu einem dritten Immobilienfall wollte sich Janssen am Donnerstag äußern. Als er Anfang 2004 als persönlich haftender Gesellschafter in die Führung der Traditionsbank aufgestiegen war, sei er ein "Neuer ohne Führungsanspruch" gewesen. Janssen war für das Risikomanagement bei der einst größten europäischen Privatbank zuständig, die 2009 nach Fehlspekulationen fast kollabierte.

    Angeklagt sind auch die drei weiteren ehemals persönlich haftenden Bank-Gesellschafter Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim und Dieter Pfundt sowie der damals enge Immobilien-Geschäftspartner Josef Esch. Ihnen wird teils Untreue in besonders schwerem Fall, teils Beihilfe dazu vorgeworfen. Es geht um zwei Immobiliengeschäfte in Köln und eines in Frankfurt am Main, mit dem die Bank um rund 145 Millionen Euro geschädigt worden sein soll. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft den Ex-Bankmanagern vor, der schon schwer angeschlagenen Arcandor AG - ehemals KarstadtQuelle - 2008 Kredite gewährt zu haben, ohne die Risiken angemessen abzuwägen. Der Schaden für die Bank liege bei knapp 80 Millionen Euro. Alle Angeklagten hatten bereits ihre Unschuld beteuert.

    Janssen sagte, er habe bei Sal. Oppenheim 2002 zunächst im Angestellten-Verhältnis begonnen, obwohl ein solcher Eintritt in die Bankenwelt eigentlich nicht seiner Lebensplanung entsprach. "Im Rückblick stelle ich jetzt fest, dass dieser Schritt ein Fehler war." Zum Zeitpunkt seines Einstiegs habe das Geldhaus einen "glänzenden Ruf" gehabt und sei auch mit dem bereits lange bestehenden Oppenheim-Esch-Fonds sehr erfolgreich gewesen. An der Oppenheim-Esch-Holding seien Bank- und Esch-Seite zu je 50 Prozent beteiligt gewesen.

    Die angebotenen Fonds seien auch wegen erheblicher steuerlicher Vorteile für vermögende Privatkunden sehr erfolgreich gewesen. Er selbst sei hier in jeder Beziehung außen vor geblieben, betonte der Angeklagte. "Ich hatte keinen Kontakt zum Bereich Esch, der mir fremd geblieben war."

    Zu den konkreten Vorwürfen im Zusammenhang mit einer Kölner Büroimmobilie sagte Janssen, andere hätten das Projekt gesteuert. Auch im Fall der Kölner Villa - sie war laut Anklage zu aufwendig renoviert und dann zu billig an von Oppenheims Mutter vermietet worden - sei er in die Verhandlungen nicht eingebunden gewesen, betonte Janssen.

    Eine Sonderprüfung 2006 im Auftrag der Bankenaufsicht habe keine Beanstandungen mit Blick auf die untersuchten engen Verflechtungen von Esch und Sal. Oppenheim ergeben. Eine weitere Kontrolle 2008 durch Wirtschaftsprüfer mit Schwerpunkt Kredite an Arcandor kam Janssen zufolge zu dem Ergebnis, dass Risikomanagement, Organisation der Bank und Mechanismen bei der Kreditvergabe anforderungsgemäß gewesen seien. Sal. Oppenheim gehört seit Anfang 2010 in stark verkleinerter Form zur Deutschen Bank./wa/DP/stb

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