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30.07.2016 11:39:40

ROUNDUP: Banken bewältigen Stress - Deutsche Bank und Commerzbank unter Druck

LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Europas Großbanken haben von der Bankenaufsicht ein insgesamt recht ordentliches Zeugnis für ihre Krisenfestigkeit bekommen. "Das Ergebnis zeigt Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes dank erheblicher Kapitalaufstockung", heißt es in dem Bericht der Bankenaufsicht EBA, der am Freitag in London veröffentlicht wurde.

Demnach erwiesen sich die in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten Kapitalpuffer als vergleichsweise stabil. Bei der Commerzbank und der Deutschen Bank riss der Test zwar überdurchschnittlich große Löcher in die Kapitaldecke. Sie behaupteten sich aber dennoch über den zuvor als kritisch erachteten Marken.

EZB SIEHT ERGEBNIS POSITIV

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) bewertete das Ergebnis positiv: Der Test zeige eine verbesserte Widerstandsfähigkeit im Bankensystem der Eurozone. Einzelne Banken offenbarten allerdings deutliche Schwächen. Europaweit am schlechtesten schnitt die italienische Traditionsbank Monte dei Paschi ab, deren Kapitalquote angesichts eines Berges fauler Kredite sogar in den negativen Bereich rutschte. Kurz vor der Präsentation der Stresstest-Ergebnisse legte das Geldhaus indes einen milliardenschweren Rettungsplan vor.

Philipp Wackerbeck, Strategieberater und Bankenexperte bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, urteilte: "Das Ergebnis ist insgesamt in Ordnung und zeigt, dass die Banken aufgrund ihrer in den letzten beiden Jahren verbesserten Kapitalausstattung ein Stück weiter sind." Gleichwohl rechnet er damit, dass die EZB "einige Banken zu Kapitalerhöhungen auffordern" wird.

Die neun deutschen Institute im Test erwiesen sich als ausreichend ausgestattet, wenn auch in einigen Fällen nur knapp. Am besten schnitt das staatliche Förderinstitut NRW Bank ab, die sich auch im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kapitalquote von 35,4 Prozent bewährte. Die Deutsche Bank sackte auf 7,8 Prozent ab, die Commerzbank auf 7,42 Prozent, sie waren damit die schwächsten deutschen Institute im Test. Die Landesbanken behaupteten sich recht gut: Die BayernLB kam auf 8,34, die Nord LB auf 8,62, die Landesbank Baden-Württemberg auf 9,40 und die Helaba auf 10,10 Prozent.

HARTE KERNKAPITALQUOTE

Die harte Kernkapitalquote gilt als die entscheidende Kennziffer. Sie setzt das Eigenkapital von Banken ins Verhältnis zu den Risikopositionen. Analysten hatten bei der Deutschen Bank zuvor einen Absturz unter die Marke von 7,5 Prozent für kritisch erachtet und angenommen, dass die Bank dann doch wieder zu einer Kapitalerhöhung greifen müsste. Das will Vorstandschef John Cryan unbedingt vermeiden. "Wir sind 2016 mit einem besseren Ergebnis aus dem Test herausgekommen als 2014, obwohl der diesjährige Test anspruchsvoller war", sagte Vorstandschef John Cryan. "Der Stresstest zeigt, dass die Bank auch für härtere Zeiten gewappnet ist."

Für die Commerzbank galt ein Wert von unter 7 Prozent als kritisch. "Die Commerzbank ist widerstandsfähig und stressresistent", sagte Risikovorstand Marcus Chromik. "Auch unter den widrigen Bedingungen des EBA Stress-Szenarios wäre die Stabilität der Bank gewährleistet."

Anders als beim vorigen Stresstest 2014 hatte die EBA diesmal selbst keine Grenzwerte definiert, bei deren Unterschreitung eine Bank als Durchfaller galt. Es ging vielmehr darum, einen Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle zu bekommen.

Die Resultate werden sich aber maßgeblich auf die jährliche Bewertung der Institute durch die Aufseher auswirken. In dem im Fachjargon SREP genannten Prozess legen die Behörden gegen Jahresende individuelle Kapitalzuschläge für die Banken fest. Zudem bestimmen sie darüber, wie viel Geld die Institute für Dividenden oder Zinsen auf eigenkapitalähnliche Anleihen zahlen dürfen.

51 GELDHÄUSERN UNTERSUCHT

Untersucht wurde im Stresstest bei 51 Geldhäusern, ob sie etwa einem heftigen Absturz der Wirtschaft und einem Einbruch der Immobilienpreise standhalten. Erstmals wurden dabei auch Rechtsrisiken in den Test einbezogen, darunter litten besonders Institute mit einem großen Investmentbanking. Ebenfalls kräftig unter Druck gerieten etwa auch die britische Bank Barclays, die französische Société Générale (Société Générale SA) und die italienische Unicredit (UniCredito Italiano (vor Aktienzusammenlegung)).

Deutsche Banken warnten vor einer Überinterpretation der Ergebnisse. Gerade die großen Universalbanken, die praktisch sämtliche Bankdienstleistungen anbieten, seien vom Stressszenario besonders getroffen worden, sagte ein hochrangiger Manager einer großen deutschen Bank der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Die EBA habe alle Geschäftsbereiche unter Druck gesetzt und die negativen Ergebnisse dann einfach addiert. Dass es in der Realität auch gegenläufige Effekte gibt, sei im Test ausgeklammert worden. "So kommt natürlich ein besonders negatives Ergebnis zustande", sagte der Banker. Er kritisierte vor allem das Vorgehen der Aufseher bei der Berechnung des Zinsrisikos. Deutsche Banken mit hohen Einlagen von Privatkunden etwa auf Girokonten seien dabei besonders belastet worden.

Auch Wackerbeck mahnte zur Vorsicht beim Schluss auf die Bewertung der Rentabilität der Banken. Aus den Ergebnissen ließe sich keine Aussage treffen. "Diese Strukturschwäche müssen die Banken angehen. Der Stresstest stellt ihnen keinen Persilschein aus." Nach seiner Einschätzung haben die italienischen Banken insgesamt nicht so schlecht abgeschnitten wie befürchtet. "Es wurden stärkere Ausreißer erwartet. Die italienische Bankenkrise ist damit aber nicht überstanden. Der Markt wird weiter Druck auf sie ausüben, ihre Bilanzen zu bereinigen."/enl/cmy/als/DP/stk

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