07.03.2016 09:39:39
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ROUNDUP: EDF-Finanzchef wirft hin - Britische Atomkraftwerke zu teuer?
PARIS (dpa-AFX) - Der finanziell angeschlagene Energiekonzern Electricite de France (EDF ) hat nach einem Streit über den Neubau von Atomreaktoren in England einen neuen Finanzchef installiert. Ab sofort übernehme vorerst Xavier Girre die Finanzgeschäfte des bisherigen Amtsinhabers Thomas Piquemal, teilte der zu großen Teilen verstaatlichte französische Stromriese am Montag mit. Damit bestätigte das Unternehmen übereinstimmende Berichte der Nachrichtenagentur Bloomberg und der "Financial Times". Die Aktie stürzte in Paris nach dem Handelsstart um rund 9 Prozent ab.
Demnach hatte Piquemal in der vergangenen Woche seinen Rücktritt angeboten. Sein Rückzug steht offenbar im Zusammenhang mit den Plänen der Franzosen für den Neubau von zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Hinkley Point in der südwestenglischen Grafschaft Somerset. Der ehemalige Finanzvorstand habe Zweifel gehabt, ob EDF die Milliardeninvestition angesichts der vielen Probleme in der Branche wie den stark gesunkenen Energiepreisen stemmen könne, hieß es bei Bloomberg. Die Franzosen mussten zuletzt wie viele Konkurrenten wegen der angespannten Kassenlage die Dividende kürzen.
Nach Informationen der "Financial Times" hat sich Piquemal in der vergangenen Woche mehrfach mit EDF-Vorstandschef Jean-Bernard Levy getroffen, um ihn von einer Verschiebung des Projekts um drei Jahre zu überzeugen. Levy beharrte demnach aber darauf, dass die abschließende Entscheidung über die Investition womöglich schon kommenden Monat fallen soll.
Der Aktienkurs von EDF hatte Ende Februar ein neues Rekordtief markiert - ein Minus von fast 90 Prozent seit dem Hoch aus dem Jahr 2007. EDF ist zu über 80 Prozent in Staatsbesitz. Der Konzern steht unter Druck, weiter die Kosten zu senken. Die jährlichen Ausgaben sollen bis 2018 um weitere rund 700 Millionen Euro gedrückt werden. Unter anderem sollen fünf Prozent der Arbeitsplätze in Frankreich gestrichen werden.
Gewerkschaften hatten daraufhin bereits gefordert, den teuren Kraftwerksneubau in England zu stoppen oder zu verschieben, bis andere Projekte in Frankreich fertiggestellt sind. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte bereits vergangenes Jahr mit einem weiteren Verfall der Bonitätsnote gedroht, sollte das Projekt wie geplant angegangen werden.
Die geplanten neuen Reaktorblöcke in Hinkley Point sind die ersten Neubauten britischer Atomkraftwerke seit rund 20 Jahren. Die Kosten belaufen sich auf zunächst rund 18 Milliarden Pfund (23,3 Mrd Euro). Rund ein Drittel davon sollen chinesische Partner von EDF schultern. 2025 sollten die Reaktorblöcke fertig sein, nach Angaben der britischen Regierung 25 000 Arbeitsplätze schaffen und mit ihren jeweils 1,6 Gigawatt Leistung sechs Millionen Haushalte mit Strom versorgen.
Kritik gibt es allerdings auch an der Art der für den Neubau vorgesehenen Druckwasser-Reaktoren vom Typ EPR des französischen Kraftwerksbauers Areva. Mehrere Atomkraftwerke mit den EPR-Reaktorkernen sind derzeit im Bau, unter anderem in Finnland und Frankreich. Allerdings leiden die Projekte unter Bauproblemen, Verzögerungen und Kostensteigerungen./zb/men/mne/fbr
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