19.09.2007 16:48:00

ROUNDUP: EU knöpft sich Reißverschluss-Kartell vor - Millionen-Bußgelder

        BRÜSSEL/STOLBERG (dpa-AFX) - Der deutsche Familienkonzern Prym und fünf andere große Reißverschlusshersteller müssen wegen illegaler Preisabsprachen ein hohes EU-Bußgeld von 328,6 Millionen Euro zahlen. Die Unternehmen sprachen in wechselnden Konstellationen Preise ab und teilten Märkte für Reißverschlüsse, Druckknöpfe und Nieten auf, entschied die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel. Vorstandsmitglieder waren informiert. Prym, nach eigenen Angaben Deutschlands ältestes Industrieunternehmen, nannte das Strafgeld unverhältnismäßig.

 

    Prym mit Sitz im nordrhein-westfälischen Stolberg und einer fast 500-jährigen Unternehmensgeschichte beichtete als erster Teilnehmer die Absprachen in Brüssel. Deshalb seien nur 40,5 Millionen Euro fällig, berichtete die Kommission. Auf YKK (Japan) entfallen 150,2 Millionen Euro, auf Coats (Großbritannien) 122,4 Millionen Euro. Die Scovill-Gruppe erhielt 6 Millionen Euro Strafe, die A. Raymond S.A.R.L 8,3 Millionen Euro, Berning & Söhne 1,1 Millionen Euro und der deutsche Fachverband Verbindungs- und Befestigungstechnik, der Zusammenkünfte organisierte, 1000 Euro. Die Kommission unterschied vier verschiedene Unternehmens-Runden; die ersten Absprachen begannen bereits 1977, die letzten endeten gegen 2003.

 

    Prym bezeichnete das Bußgeld als "nicht nachvollziehbar und unverhältnismäßig". Gemessen an der Wirtschaftskraft eines mittelständischen Unternehmens sei die Geldbuße von 40,5 Millionen Euro einmalig in der Geschichte der EU, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Andreas Engelhardt. Die seinerzeit verantwortliche Unternehmensleitung sei nicht mehr im Amt, und Prym habe bei den Ermittlungen der Kommission kooperiert. Unternehmen haben die Möglichkeit, beim EU-Gericht Klage einzureichen. Prym und Coats hatten bereits vor Jahren EU-Bußgelder wegen Absprachen bei Nadeln und Kurzwaren erhalten.

 

    EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes erklärte: "Es ist empörend, dass sich die großen Verbindungsproduktehersteller über einen so langen Zeitraum abgesprochen haben, um künstliche Preisniveaus aufrechtzuerhalten und Kunden sowie Märkte für Produkte, die unzählige Verbraucher alltäglich benutzen, untereinander aufzuteilen." Die Ermittlungen ihrer Behörde dauerten ausgesprochen lange; Razzien bei beteiligten Unternehmen gabe es bereits vor sechs Jahren./cb/DP/she

 

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