ROUNDUP: Reiseveranstalter Tui Travel glänzt vor Fusion mit Tui - Kurssprünge

CRAWLEY (dpa-AFX) - Beim Reiseveranstalter Tui Travel läuft es kurz vor der Komplettübernahme durch den deutschen Tui-Konzern (TUI) glänzend. Der Fokus auf lukrative Exklusivreisen ließ im abgelaufenen Geschäftsjahr den Gewinn merklich steigen. Auch die Buchungen für den Winter und den kommenden Sommer entwickeln sich positiv. In der kommenden Woche wird Tui Travel mit der bisherigen Mehrheitseignerin Tui AG aus Hannover verschmolzen. Tui-Travel-Chef Peter Long führt den Konzern dann gemeinsam mit Tui-Vorstandschef Fritz Joussen.

Die Aktien der beiden Unternehmen reagierten mit Kurssprüngen auf die Nachrichten. Während die Papiere von Tui Travel in London bis zur Mittagszeit um 4,29 Prozent auf 447,100 britische Pence zulegten, kletterte die Tui-Aktie auf den höchsten Stand seit Februar. Zuletzt notierte sie 4,14 Prozent im Plus bei 13,97 Euro. Nach dem Abschluss der Fusion am 10. Dezember werden die Tui-Aktien ab 17. Dezember anstelle der Tui-Travel-Papiere in London gehandelt.

Im Geschäftsjahr bis Ende September verdiente Tui Travel trotz rückläufiger Umsätze besser als ein Jahr zuvor. Während die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 14,6 Milliarden Pfund sanken, legte der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn um vier Prozent auf 612 Millionen britische Pfund zu. Das war etwa so viel wie von Analysten erwartet. Der Überschuss sprang nach hohen Sonderabschreibungen im Vorjahr nun sogar von 51 Millionen auf 183 Millionen Pfund.

"Wir haben viel im Geschäftsmix verändert und unrentable Reiseangebote aus dem Programm genommen", erläuterte Long die Entwicklung. Mit exklusiven Hotels und Schiffsreise-Angeboten, die andere Veranstalter nicht im Programm haben, versucht sich Tui Travel dem Preiskampf in der Branche zu entziehen. Der Anteil solcher Reisen sei bei Tui Travel in den vergangenen sieben Jahren von 50 Prozent auf 71 Prozent gestiegen, sagte Long. Bis 2017 sollen es 76 Prozent sein.

Auch die Buchungen über das Internet nahmen weiter zu. Seit dem Jahr 2007 stieg ihr Anteil bei Tui Travel von 21 Prozent auf 38 Prozent. Im Jahr 2017 will Tui jede zweite Reise im Internet absetzen und damit den Reiseverkauf noch stärker in der eigenen Hand behalten. Zwei von drei Reisen habe Tui Travel schon jetzt direkt an die Kunden verkauft, sagte Long. Mit den Tui-Reisecentern und den Hapag-Lloyd-Reisebüros ist das Unternehmen im klassischen Reisevertrieb breit vertreten. Für den Winter meldete der Veranstalter steigende Kundenzahlen. In Großbritannien legte zudem das Geschäft mit Frühbuchern für den kommenden Sommer deutlich zu.

Von der Verschmelzung mit dem bisherigen Mehrheitseigner Tui verspricht sich Long deutlich verbesserte Geschäftschancen. "Wir bekommen Zugriff auf eine ganze Pipeline von mehr Exklusivreisen für unsere Kunden", sagte er am Morgen in einer Telefonkonferenz. Zu Tui gehören Hotelketten wie Riu, Grecotel und die Robinson Clubs, außerdem die Kreuzfahrtlinien Hapag-Lloyd und Tui Cruises. Die fusionierte Tui AG will ihre Kunden künftig verstärkt in die eigenen Häuser und auf ihre Schiffe leiten.

Tui Travel war vor sieben Jahren aus dem Zusammenschluss des Tui-Veranstaltergeschäfts mit dem britischen Reiseveranstalter First Choice entstanden. Die Tui AG hielt seither nur gut die Hälfte der Anteile an dem Veranstalter, der weitgehend eigenständig handelte. Durch die Bündelung des Geschäfts auf allen Ebenen soll der Gewinn nun deutlich steigen. Zusammen mit Steuervorteilen geht der Vorstand von einer Steigerung um rund 100 Millionen Euro aus.

Im Zuge der Fusion erhalten die Tui-Travel-Aktionäre im Tausch für jedes ihrer Papiere 0,399 neue Tui-Anteilsscheine. Außerdem schüttet Tui Travel eine Sonderdividende von 20,5 Pence je Aktie aus. Die Gesamtdividende für das Jahr steigt damit von 13,5 auf 24,55 Pence./stw/jha/stk