05.10.2015 18:34:40
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ROUNDUP: Stimmung bei US-Dienstleistern eingetrübt - dennoch weiter robust
WASHINGTON (dpa-AFX) - Nach der Industrie und dem Arbeitsmarkt gibt es in den USA nun auch noch beim Dienstleistungssektor Anzeichen von Schwäche. Die Stimmung im Servicebereich hatte sich im September stärker eingetrübt als erwartet. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex des ISM (Institute for Supply Management) sei von 59,0 Punkten im Vormonat auf 56,9 Punkte gefallen, teilte das Institut am Montag mit.
Bankvolkswirte hatten einen weniger starken Rückgang auf 57,5 Punkte erwartet. Dennoch: Experten geben sich gelassen. Der Wert, der als zuverlässiger Frühindikator gilt, sei weiterhin robust. Der Dienstleistungsbereich bleibe nach wie vor im schwierigen Fahrwasser der Weltkonjunktur und angesichts des starken US-Dollar das Rückgrat der US-Wirtschaft.
ZWEIGETEILTE WIRTSCHAFT
Die Zahlen bestätigten eine gewisse Zweiteilung der US-Wirtschaft, meint Bernd Krampen, Analyst bei der Landesbank NordLB. "Produktion pfui - Service ok!", so laute das Motto. Die vergangene Woche veröffentlichten Zahlen zum ISM-Index im Industriesektor waren so schlecht ausgefallen wie seit Mai 2013 nicht mehr und nur noch knapp über 50 Punkten geblieben. Ein Absinken unter diese Schwelle hätte auf eine Schrumpfung hingedeutet. Indexstände von über 50 Punkten signalisieren eine wirtschaftliche Belebung, während Werte darunter auf einen Rückgang hinweisen.
Im Gegensatz zu den Industriezahlen bescheinige der Index zum Dienstleistungssektor aber nach wie vor eine "immerhin solide Entwicklung", meint Krampen. Besonders deutlich zeige sich dies beim Beschäftigungsindikator. War dieser bei der Industrie nur knapp an einer Schrumpfung vorbeigeschrammt, hatte er bei den Dienstleistungen zugelegt. Insgesamt hatte es vergangene Woche schlechte Signale zum US-Arbeitsmarkt gegeben: Die Arbeitslosigkeit verharrte auf einem 7-Jahrestief, die Löhne stagnierten und die Beschäftigung stieg schwächer als erwartet.
Besonders stark gesunken war im September der ISM-Index für die Aufträge im Servicebereich. Er ging um 6,7 Punkte auf 56,7 Punkte zurück, bleibt damit aber deutlich im Wachstumsbereich. Alles in allem ergebe sich daher ein solides Bild, meint Paul Ashworth, US-Experte beim Londoner Forschungsunternehmen Capital Economics. Ein Blick auf die Historie zeige, dass die derzeitige Stimmungslage im Dienstleistungsbereich durchaus mit Wachstumsraten der Wirtschaft von 3,5 Prozent vereinbar sei.
KEINE NEUEN FED-SIGNALE
Die Zahlen zum Dienstleistungssektor waren auch deshalb mit Spannung erwartet worden, weil sie mögliche Signale hinsichtlich des Zeitpunkts einer Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed hätten geben können. Die Anleger rätseln zurzeit, ob die Notenbank noch dieses Jahr ihre Zinsen anheben wird oder nicht.
Nach den enttäuschenden Daten der Vorwoche vom Arbeitsmarkt und der Industrie hatten der Eurokurs und die Staatsanleihen dies- und jenseits des Atlantiks zunächst deutlich zugelegt. Die meisten Experten rechnen seitdem nicht mehr mit einer Zinsanhebung noch in diesem Jahr.
Die eingetrübte Stimmung im Dienstleistungssektor hat die Erwartungen zur Zinspolitik nun offenbar nicht weiter beeinflusst. Weder am Devisenmarkt noch bei den Anleihen lösten die Zahlen klare Kursbewegungen aus. "Wir erwarten nicht, dass sich die Arbeitsmarktdaten schnell genug wieder erholen werden, damit die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen anheben würde", so Ashworth. Daran ändere auch der nach wie vor robuste Dienstleistungssektor nichts.
Die Entwicklung beim ISM-Index für den Dienstleistungssektor im Überblick:
^ September Prognose Vormonat
Einkaufsmanagerindex 56,9 57,5 59,0
Produktionsindex 60,2 -- 63,9
Preisindex 48,4 -- 50,8
Auftragsindex 56,7 -- 63,4
Beschäftigungsindex 58,3 -- 56,0°
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