30.10.2015 16:46:41

ROUNDUP: UN-Klimachefin blickt mit vorsichtigem Optimismus auf Pariser Gipfel

BERLIN/PARIS (dpa-AFX) - Jetzt ist es offiziell: Die Klimaschutzziele, die im Dezember beim Gipfel in Paris in einen internationalen Vertrag gegossen werden sollen, werden die gefährlichen Folgen des Klimawandels erst einmal nicht verhindern.

Denn selbst wenn alle Länder ihre im Vorfeld des UN-Klimagipfels angekündigten Ziele vollständig umsetzen sollten, würde die Erdtemperatur immer noch um 2,7 Grad Celsius steigen. Damit würde das Ziel, die Erwärmung bis 2100 unter der kritischen Marke von zwei Grad zu halten, verfehlt. Zudem habe etwa ein Viertel der 146 Staaten, die bisher nationale Klimaschutzpläne angekündigt haben, diese von finanzieller oder technischer Unterstützung durch die Industrienationen abhängig gemacht, berichtete die Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christina Figueres, am Freitag in Berlin.

Sie sei dennoch überzeugt, "dass wir auf dem richtigen Weg sind", betonte die UN-Klimachefin. Denn die Chancen stünden gut, dass die Gipfel-Teilnehmer diesmal im Gegensatz zu dem 1997 beschlossenen Kyoto-Protokoll keinen "statischen Vertrag" verabschieden wollten, sondern eine "dynamische Vereinbarung über fortlaufende Verbesserungen". Dann müssten die Klimaschutz-Maßnahmen der einzelnen Staaten regelmäßig neu betrachtet werden - zum Beispiel alle fünf Jahre.

Experten schätzen, dass die Temperatur, wenn so weiter gewirtschaftet werden sollte wie bisher, um vier bis fünf Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ansteigen würde. In einigen Regionen wäre Arbeit im Freien dann unmöglich. Mehrere Inselstaaten würden im Meer versinken.

Zu Beginn des Klimagipfels am 30. November werden mehr als 80 Staats- und Regierungschefs in Paris erwartet. Mit einem Scheitern der Verhandlungen wie 2009 in Kopenhagen sei nicht zu rechnen, sagte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth. Auch der französische Außenminister Laurent Fabius sieht eine "solide Basis" für den Erfolg der Konferenz. Zusätzliche Anstrengungen seien aber notwendig.

Die Bundesregierung will die deutschen Treibhausgas-Emissionen von 1990 bis 2030 um 55 Prozent senken. "Damit sind wir ganz sicher kein Schlusslicht", sagte Flasbarth.

Die klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Annalena Baerbock, sagte, da die nationalen Klima-Aktionspläne in der Summe nicht ausreichten, um den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen, müsse im Pariser Abkommen ein Mechanismus verankert werden, "der die nachträgliche Verbesserung dieser Maßnahmen garantiert".

Vor allem die reichen Länder müssten mehr tun, sagte Jan Kowalzig, Klima-Experte von Oxfam in Deutschland. "Nach unserer Analyse leisten Europa und die USA nicht einmal ein Viertel dessen, was fairerweise von ihnen zu erwarten wäre. Sie nehmen wissentlich in Kauf, dass die ärmsten und vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder in die Katastrophe schlittern", fügte er hinzu. Viele pazifische Inselstaaten seien schon ab einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius vom steigenden Meeresspiegel existenziell bedroht./sku/DP/she

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