Keine V-ähnliche Erholung 15.05.2020 23:03:00

Sam Zell: Corona-Krise könnte ähnliche tiefe Spuren wie die Weltwirtschaftskrise hinterlassen

Sam Zell: Corona-Krise könnte ähnliche tiefe Spuren wie die Weltwirtschaftskrise hinterlassen

• Das Coronavirus wird viele Branchen auch künftig hart treffen
• V-ähnliche Erholung wohl nicht zu erwarten
• Marktbereinigung erwartet


Der milliardenschwere US-Investor glaubt, dass die Coronavirus-Pandemie ähnlich tiefe Spuren in der Wirtschaft hinterlassen wird, wie die Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren. Nicht nur die Folgen der Lockdown-Aktivitäten in zahlreichen Ländern der Welt werden nachwirken, der Vorsitzende des US-amerikanischen Investmentunternehmens Equity Group Investments rechnet auch mit Anpassungen des menschlichen Verhaltens, was sich wiederum auf die Wirtschaft auswirken dürfte.

Das Leben wird ein anderes sein

Im Interview mit "Bloomberg Television" erklärte der 78-Jährige, dass die Folgen der Krise noch lange zu spüren sein werden. Eine schnelle Wiederherstellung des Vorkrisenzustandes hält er für wenig wahrscheinlich. "Zu viele Menschen erwarten eine V-ähnliche Erholung", so der Investor. "Wir werden alle dauerhaft Narben tragen, wenn wir das durchlebt haben".
Dabei nahm Zell auch Bezug auf die Folgen der großen Depression. Die Belastungen der aktuellen Krise könnten ähnlich schwer zu vergessen sein, wie die Belastungen, die die Menschen infolge der Depression tragen mussten. Das Leben so weiterzuführen, wie vor diesem außergewöhnlichen Schock, hält der Investor für schwierig.

Angesichts des wohl weiter notwendigen Social Distancing rechnet Zell damit, dass zahlreiche Branchen weiterhin Probleme haben dürften. Konkret nennt der Investor im Interview den Einzelhandel und das Gastgewerbe, aber auch Tourismus, die Event-Branche und der Profisport werden seiner Einschätzung nach wohl noch länger unter den Folgen der Krise leiden.

Auch die inzwischen vielerorts gestarteten Lockerungsmaßnahmen werden seiner Einschätzung nach daran nicht grundlegend etwas ändern. Nur weil Hotels wieder geöffnet sind, Flugzeuge wieder fliegen und Geschäfte wieder Waren verkaufen dürfen, sei dies noch lange kein Garant dafür, dass in diesen Bereichen auch Geld verdient wird.

Zell im Immobiliensektor zurückhaltend

Insbesondere in seiner Kernbranche, dem Immobiliensegment, hält sich der Investor in der aktuellen Marktlage auffallend zurück. Sein Investmentunternehmen ist über Tochtergesellschaften in Wohnimmobilien in den USA, Büros und Trailerparks investiert. Doch Kaufgelegenheiten sieht Zell aktuell in diesem Bereich nicht. Dabei verweist er insbesondere auf die Diskrepanz zwischen den Preiserwartungen der Käufer und der Verkäufer. "Die Verkäufer, die verkaufen wollen, erinnern sich noch an die Preise, die vor sieben oder acht Wochen verfügbar waren. Die Käufer sehen eine ganz andere Welt und erwarten erhebliche Rabatte", sagte er. "Wenn es einen derart großen Spread gibt, passiert gar nichts", so Zell im Interview weiter.

Auch Immobilieninvestoren werden die Folgen der Krise wohl noch geraume Zeit spüren. Viele Einzelhändler und Hotels könnten wohl nicht wieder öffnen, es werde zu einer Marktbereinigung kommen, so der Immobilienexperte weiter. "Insolvenzen sind das, was man braucht, um Märkte zu bereinigen und um Rezessionen und Einbrüche zu beenden", sagte Zell. "Die Tatsache, dass es heute viel mehr verzweifelte Akteure gibt, wird dazu beitragen, den Markt zu räumen, aber es bedeutet auch, dass es nicht annähernd so viele Möglichkeiten gibt wie in der Vergangenheit".

Redaktion finanzen.at

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