27.12.2013 21:04:58
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Schwäbische Zeitung: Afghanistan eine Perspektive geben - Leitartikel
Ravensburg (ots) - Die bunten Bilder, die die neue
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Frühstück mit
Bundeswehrsoldaten im Afghanistan-Einsatz zeigen, sind noch keine
Woche alt - und schon holt die mörderische Wirklichkeit die
Ministerin, die Bundeswehr und die Isaf-Truppen ein. Drei tote
Soldaten bei einem Anschlag in Kabul sind zu beklagen. Das Attentat
erinnert daran, dass Afghanistan vor einem schwierigen Jahr steht, in
dem sich das Schicksal des Landes entscheiden könnte. Schon jetzt
gewinnen die Taliban mehr und mehr Macht zurück. Im April stehen
Präsidentschaftswahlen an. Ein starker Mann anstelle von Hamid
Karsai, der nicht wieder kandieren kann, ist nicht in Sicht. Auch ist
völlig unklar, ob nach 2014 überhaupt von der Nato geführte
Isaf-Soldaten als Ausbildungs- und Schutztruppe im Land bleiben. Denn
es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die USA und weitere
Nato-Partner zurückziehen, weil sich Präsident Karsai im Streit mit
Washington um einen Militärpakt unnachgiebig zeigt. Ohne
Militärpräsenz des Westens aber ist die afghanische Armee nicht
überlebensfähig und bräche auseinander: Einige der gut ausgebildeten
Soldaten könnten zu den Taliban überlaufen, das Land versänke im
Chaos. Die internationalen Anstrengungen wären gescheitert. Die mehr
als 3200 Opfer unter den Soldaten - allein 54 Bundeswehrangehörige
starben seit 2001 - wären vergebens. Um dieses Szenario zu vermeiden
und um Afghanistan sichere Zukunftsperspektiven zu bieten, ist die
neue Bundesregierung, vor allem der Außenminister und die
Verteidigungsministerin, gefragt. Sie müssen bei den Nato-Partnern
schnellstens auf eine langfristige Afghanistan-Strategie drängen: Das
Land muss weiter stabilisiert werden und vor allem wirtschaftlich auf
eigene Füße kommen. Dazu wird die militärische Präsenz - auch die
eines zwar kleineren, aber viel besser als bisher ausgestatteten
Bundeswehrkontingents - noch für Jahre notwendig sein. Von der Leyen
muss sich bald an ihren Versprechen messen lassen.
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