30.06.2016 23:17:40
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Schwäbische Zeitung: Auf wackligem Fundament - Leitartikel zu Geburtenzahlen
die Nachricht klingt gut. Von einem Boom zu sprechen, ist aber fahrlässig, weil dadurch die Tatsache verschleiert wird, dass Deutschland weiterhin vor dramatischen Herausforderung steht hinsichtlich einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung.
Möglicherweise ist Deutschland etwas familienfreundlicher geworden, inklusive verbesserter Kinderbetreuung und wirtschaftlicher Sicherheit. Dem stehen aber alarmierende Fakten gegenüber: Noch immer sterben mehr Menschen als geboren werden. Aktuell ist jeder Fünfte über 65 Jahre, langfristig wird es jeder Dritte sein. Der Aufwärtstrend steht zudem auf wackeligem Fundament, da Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit hierzulande deutlich mehr Kinder zur Welt bringen als solche mit deutscher. Und: Um den Bevölkerungsschwund auszugleichen, müsste Deutschland bis zu 500000 Einwanderer aufnehmen - jährlich.
Ein unrealistisches Szenario, wie die Flüchtlingskrise zeigt. Schon jetzt sorgen sich viele Menschen darum, ob die Neuankömmlinge in Arbeitsmarkt und Gesellschaft integriert werden können. Und künftig treffen junge Einwanderer mit einem anderen religiösen und kulturellen Hintergrund auf eine größer werdende Zahl älterer Menschen, die oft ängstlicher und wenig flexibel auf Veränderungen reagieren.
Zuwanderung hatte in Deutschland immer einen ökonomischen oder humanitären Hintergrund, siehe Gastarbeiter und Flüchtlinge. Sie verlief aber stets auch nach dem Zufallsprinzip. Doch kann eine schrumpfende Bevölkerung langfristig ungeplante Einwanderung verkraften? Oder braucht es - humanitäre Aspekte ausgenommen - auch qualitative Koordinaten? Ein modernes Zuwanderungsrecht wäre ein Fortschritt, würde aber nicht alle Probleme lösen. Denn eine Gesellschaft, der es an jungen, produktiven Menschen mangelt, kann nicht weiter in der Vorstellung leben, ihren Wohlstand ungezügelt zu mehren. Auch hier braucht es Konzepte abseits tagespolitischer Kurzatmigkeit.
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