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12.12.2014 22:17:58

Schwäbische Zeitung: Die Sorgen ernstnehmen

Ravensburg (ots) - Zwei beunruhigende Dinge sind geschehen: In Bayern wurde eine unbewohnte Unterkunft für Asylbewerber in Brand gesteckt. Und eine anti-islamische Initiative wird immer stärker. Mit den Attentätern von Vorra in Bayern dürften die Strafverfolgungsbehörden schon fertig werden. Ganz anders verhält es sich mit dem Unbehagen verunsicherter Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die bei Pegida landen.

Der Brand in Bayern weckt Erinnerungen an die 1990er-Jahre, als in Mölln, Hoyerswerda und Rostock Flüchtlingsunterkünfte angezündet wurden und Menschen starben. Die Brandstifter in Vorra konnten zwar das Hakenkreuz richtig schmieren, scheiterten aber schon daran das Wort "Asylant" richtig zu sprayen. Die Reaktionen auf den Anschlag bei Nürnberg zeigen eben auch, dass sich dieses Land verändert hat zum Guten, dass es offener geworden ist. Die Nachbarn des Heimes in Vorra sind entsetzt über den Anschlag und erklären, sie hätten sich auf die Ankunft der Flüchtlinge gefreut.

Manche Bürger, die sich stören an den Kämpfen zwischen Kurden und Salafisten in deutschen Fußgängerzonen, landen bei Pegida, der vollmundigen Protestbewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Auch wenn deren Programm scheinbar tolerant daherkommt, ist Pegida doch fremdenfeindlich. Wer sich zudem als Hüter des Abendlandes aufspielt, gehört eigentlich nicht weiter ernstgenommen. Aber Pegida und auch die Alternative für Deutschland operieren mit der Angst der Menschen, sie bedienen das Unwohlsein gegenüber einer sich schnell verändernden Welt. Es sind Verschwörungstheorien, Panikmache und Hetze, mit denen Politik gemacht wird.

Ernstnehmen muss man aber die Sorge vieler Menschen, von einer komplizierten Welt überfordert zu werden und Konflikte in der Nachbarschaft ausbaden zu müssen, die den Menschen gefühlt von der Politik aufs Auge gedrückt wurden. Die Aufgabe geht an Politik, Schulen, Medien, Kirchen und Gemeinden: sie müssen die Menschen in der Mitte mit ihren Ängsten abholen.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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