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15.08.2017 23:07:56

Schwäbische Zeitung: Eine eigene Idee fehlte seit Langem - Leitartikel zu Air Berlin

Ravensburg (ots) - Das Ende hat sich schon Freitag abgezeichnet: Als Air-Berlin-Großaktionär Etihad die vereinbarte Kredittranche von 50 Millionen Euro nicht überwiesen hat, war klar gewesen, dass die Insolvenz naht. Nun stützt die Bundesregierung das Unternehmen mit einem Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro - völlig zurecht, denn aus Sicht von Tausenden von Reisenden ist es notwendig, den Flugverkehr mitten in der Urlaubssaison auch mit Steuergeldern für eine befristete Zeit aufrecht zu erhalten.

Doch danach muss sich die Bundesregierung raushalten, es ist nicht die Aufgabe des Staates, ein marodes Unternehmen zu finanzieren. Allein im vergangenen Jahr schrieb Air Berlin einen Verlust von fast 800 Millionen Euro, die Schulden stiegen auf mehr als 1,2 Milliarden Euro. Seit Jahren hat Air Berlin keine Perspektive und vor allem keine Idee, wie die Linie in einem sich schnell wandelnden Flugmarkt Erfolg haben will.

Denn seit einiger Zeit ordnet sich der Markt in Europa neu: Kurz- und Mittelstrecken in Europa bedienen mehr und mehr Billig-Airlines wie Ryanair oder Easyjet. Die Lufthansa reagierte darauf mit ihrer Tochter Eurowings. Auf der anderen Seite konzentrieren sich die etablierten Anbieter wie die Lufthansa oder British Airways auf die Langstrecke mit hohen Kontingenten an Business- und First-Class-Tickets. Hinzu kommt, dass diese Premiumgesellschaften nicht nur von Billigfliegern unter Druck gesetzt werden, sondern vor allem auch von den am Persischen Golf stationierten Airlines Emirates, Etihad und Qatar. Staatlich subventioniert und mit großen Lohnvorteilen beim Personal haben diese Unternehmen den Traditionslinien gerade auf der Langstrecke im lukrativen Asiengeschäft zuletzt Marktanteile abgenommen.

Und Air Berlin? Die Fluglinie hatte nie eine Strategie, um sich in diesem schwierigen Markt erfolgreich zu positionieren: Sie kämpfte auf der Kurzstrecke gegen Ryanair und Co., versuchte, im Tourismusgeschäft dabei zu sein, und arbeitete an eigenen Langstreckenangeboten. Das konnte nicht funktionieren.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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