09.08.2013 21:29:58

Schwäbische Zeitung: Keine Erfolgsgarantie - Leitartikel

Ravensburg (ots) - Die Debatte um Doping im bundesdeutschen Leistungssport mutet weltfremd an. Die Positionen von ehemals Aktiven, Sportfunktionären oder Politikern sprechen auf eine besondere Art und Weise für sich: Es gab und gibt in der Sportwelt aus unterschiedlichsten Gründen viele Grauzonen. Ethisch betrachtet, dürfte es beim sportlichen Wettbewerb aber nur Schwarz und Weiß geben. Wer dopt, betrügt den Gegner wie die Zuschauer und muss lebenslang gesperrt werden. Diese im Grunde gar nicht radikale Forderung ist leider naiv. Denn es geht nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern auch um extrem viel Geld.

Und dann ist da noch die Gesellschaft, die Sieger sehen will, damit sie ihr eigenes Selbstwertgefühl steigern kann. In fast allen Lebensbereichen wird Scheitern kurzfristig hingenommen, langfristig jedoch verdammt. Vor dem Fall der Mauer war es inakzeptabel für die Bundesbürger, dass die eigenen Athleten denen aus der DDR jahrelang unterlegen waren. Auch heutzutage wäre es den meisten Fans schwer zu vermitteln, wenn ein deutscher Kraftmeier in irgendeiner Sportart grundsätzlich hinter den Rivalen aus Zwergstaaten liegen würde. Deshalb wird mit verbotenen Substanzen zur Leistungssteigerung experimentiert. Im Profi- wie im Amateursport.

Zwei Möglichkeiten stehen zur Auswahl: Doping legalisieren, denn dann haben theoretisch alle die gleiche Ausgangsposition. Oder dem Doping konsequent den Kampf ansagen. Dieser Weg ist kompliziert und ohne Erfolgsgarantie. Wer aber auf den Vorbildcharakter des Sports setzt, der hat keine andere Wahl. Wer Kindern und Jugendlichen vermitteln möchte, dass es sich lohnt, sich auf faire Art zu messen, der muss das Doping verdammen. Damit geht es ans Eingemachte unseres Sportkonsums.

Heute startet die Leichtathletik-WM. Zweifel an Jamaicas Sprintstar Usaine Bolt scheinen erlaubt, dennoch wird live berichtet. Und wer glaubt ernsthaft, dass der Fußball eine dopingfreie Zone ist? Was bedeutet das für die Sportschau oder das Aktuelle Sportstudio?

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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