10.07.2013 21:14:58
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Schwäbische Zeitung: Kommentar zur Ausspionierung der Geheimdienste: Schütze sich, wer kann
Wahrscheinlich ist die Bundeskanzlerin ganz froh über die Sommerpause. Denn der Ärger um amerikanische Dienste, die gefräßig alles speichern, was irgendwann einmal interessant werden könnte, hätte mitten im politischen Kalender für die Regierung unangenehm werden können. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen deutschen Geheimdiensten und der amerikanischen NSA, wie sie der Amerikaner mit dem annullierten Pass, Edward Snowden, bekannt gemacht hat, nicht wirklich überraschend. Natürlich arbeiten die Geheimdienste befreundeter Länder zusammen, und gelegentlich erfährt der eine vom anderen auch Dinge, die er bei illegalen Lauschangriffen und anderem 007-Gewerk hat auskundschaften können.
Umso überraschender sind zwei Aspekte: Erstens fehlt der Aufschrei all jener, die den Exhibitionismus bei Facebook vielleicht normal finden, aber doch selber entscheiden wollen, wer was über sie weiß. Der zweite Aspekt ist die Nonchalance, mit der Angela Merkel über diese Affäre hinwegzugehen scheint. Sie zuckt mit den Achseln und lässt hilflos Treffen von amerikanischen und deutschen Beamten anberaumen, bei denen dann über all das mal in aller zulässigen Deutlichkeit gesprochen werden soll. Dabei ist diese Art der Datenspäherei ein Eingriff in unsere Intimsphäre, wie bei einen Einbruch, bei dem zwar nichts entwendet wurde, der Dieb sich aber durch die Unterwäsche im Kleiderschrank gewühlt hat.
Dass wir alle transparenter werden und man Daten bei uns abfischen kann, ist vermutlich der Preis dafür, dass wir heute von überall auf der Welt unser Konto bei der Kreissparkasse verwalten oder der Liebsten eine SMS schicken können. Doch neben all diesen Errungenschaften erwartet der Bürger zu Recht Schutz. Nach dem derzeitigen Stand schützt uns die Polizei vor dem Bankräuber, die Bundeswehr bewahrt uns vor einem Krieg und die Lebensmittelbehörde warnt uns vor Salmonellen in der Pasta. Nur vor dem heimlichen Ausspähen unserer Daten kann und mag uns niemand schützen.
Originaltext: Schwäbische Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/102275 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_102275.rss2
Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de
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