12.11.2015 22:22:37
|
Schwäbische Zeitung: Merkel als Getriebene - Leitartikel zu Merkels Situation
Gäbe es noch einen Friedrich Merz in den Reihen der Fraktion, Merkel könnte sich zur Zeit ihres Amtes wohl nicht mehr sicher sein. Doch eine Alternative fehlt. Merkel galt zu lange als wichtigstes Zugpferd der CDU, die Partei ist darüber hinaus, anders als die SPD, viel zu autoritätsfixiert, als dass Merkel ernsthaft in Gefahr wäre.
Trotzdem erscheint die Kanzlerin zur Zeit als Getriebene. Die Frage des Familiennachzugs für Syrer zeigt, dass sie die Richtung der Union nicht mehr alleine bestimmt. Sie muss auf die Mehrheit in ihrer Partei Rücksicht nehmen, die ganz anders denkt. Sie muss die Kritiker in der Fraktion beruhigen, den Kurs beidrehen.
De Maizière und Schäuble agieren als Stimme des Unmuts. Ob mit Merkel abgesprochen oder aus eigenem Antrieb sorgen sie dafür, dass Dampf aus dem Kessel gelassen wird. Sie manövrieren und ändern den Kurs der CDU in der Flüchtlingsfrage in Richtung Begrenzung. Sie haben in der letzten Woche eine sehr starke Stellung auf Augenhöhe mit der Kanzlerin bezogen. Merkel könnte keinen der beiden Minister mehr entlassen, ohne Gefahr zu laufen, dass die Stimmung in ihren Reihen endgültig gegen sie kippt.
Merkel liefert zur Zeit das Bild einer geschwächten Kanzlerin.
Doch die letzten Wochen zeigen genauso eine Frau, die ganz bei sich
selbst ist. Die genau weiß, was sie in der Flüchtlingsfrage will. Die
zwar wie gewohnt Schritt für Schritt vorgeht, aber - wie sonst nicht
auch ihr Ziel vor Augen hat: Menschen in Not zu helfen, und das
gemeinsam mit anderen Europäern.
OTS: Schwäbische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/102275 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_102275.rss2
Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!