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28.06.2017 22:53:56

Schwäbische Zeitung: "Strahlendes Erbe" - Leitartikel zur Lagerung von Atommüll

Ravensburg (ots) - Mit einem Novum hat der Karlsruher Energieversorger EnBW die Geschichte der Atommülltransporte in Deutschland bereichert: Erstmals wurde radioaktiver Müll auf dem Wasserweg an den vorläufigen Ort seiner Bestimmung gebracht. Drei Castoren sind am Mittwoch von Obrigheim - unterbrochen von Protestaktionen einiger Umweltaktivisten - flussaufwärts ins rund 50 Kilometer entfernte Zwischenlager Neckarwestheim verschifft worden. Zwölf weitere warten auf ihre Abholung. EnBW beziffert die Kosten auf einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Hochgerechnet auf die fünf Fahrten, dürfte der Transport des Atommülls aus dem 2005 abgeschalteten AKW Obrigheim mit gut 100 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Doch das war es dann für die EnBW auch. Alle weiteren Kosten des strahlenden Erbes hat der Steuerzahler zu schultern. Möglich macht das der Atomkompromiss, den der Staat mit den vier Kernkraftwerksbetreibern ausgehandelt hat. Für rund 24 Milliarden Euro haben sich die Konzerne von den Altlasten freigekauft. Die Unternehmen dürften froh sein, diese Last abgegeben und sich damit von politischer Einflussnahme abgenabelt zu haben. Für den Steuerzahler steht nun die bange Frage im Raum: Reichen 24 Milliarden Euro aus, um die Atommüllzwischenlager zu betreiben und ein Endlager zu suchen und zu bauen?

Zweifel sind angebracht. Was die Kosten angeht, lässt sich nur eines mit Gewissheit sagen: Alle finanziellen Prognosen müssen laufend nach oben korrigiert werden. Denn die Entsorgung ist ein Problem erdgeschichtlicher Dimension. Radioaktiver Müll muss über einen Zeitraum von einer Million Jahren von der Umwelt isoliert werden. Dann ist sichergestellt, dass die abgebrannten Brennstäbe weitgehend ausgestrahlt haben. Doch noch ist nicht einmal ein Endlager gefunden. Die Prognose, dass Atommüll noch viel länger in Zwischenlagern geparkt werden muss als gedacht, ist nicht sonderlich gewagt. Jeder, der den Atomausstieg Deutschlands als Irrweg kritisiert, sollte sich das vor Augen halten.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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