28.07.2014 16:29:31
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Schwere Kämpfe in der Ukraine verhindern erneut MH17-Ermittlungen
Von Lukas I. Alpert in Moskau und Philip Shishkin in Donezk
In der Nähe des Absturzortes von Malaysia Airlines Flug MH17 im Osten der Ukraine sind am Montag schwere Kämpfe ausgebrochen, wie die Regierung in Kiew meldet. Die internationalen Ermittler konnten daher die Trümmer am dritten Tag in Folge nicht begutachten. Die Regierung versucht mit ihrer Offensive, das von den Rebellen gehaltene Gebiet in zwei Teile zu spalten.
Die ukrainische Armee lieferte sich südlich der Absturzstelle heftige Feuergefechte mit pro-russischen Separatisten in den Orten Saur-Mogila, Tores und Schachtarsk, wie Andrij Lisenko, Sprecher des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates erklärte. Zudem gebe es Kämpfe in Debalstewe und Holiwka im Norden, eine weitere Offensive werden bei Perwomaiska und Schischne im Südosten eingeleitet.
Das Militär hat in der Gegend in den vergangenen Tagen schnelle Erfolge gegen die Rebellen erzielt und ist dabei diese einzukreisen. Das Separatistengebiet könnte schon bald auseinanderfallen. Dann wären die wichtigen Städte Donezk und Luhansk voneinander abgeschnitten.
Die Rebellen bestätigten die Kämpfe, erklärten aber, dass sie ihre Positionen nahe der russischen Grenze halten konnten. Die Regierung gefährde die Flugunfallermittler und verstoße gegen ein Abkommen, dass alle Kämpfe in 40 Kilometer Umkreis der Absturzstelle verbiete. Die Regierung erklärte, sie habe diesen Radius ausgespart.
Kiew und US-Geheimdienste werfen den Rebellen vor, die Passagiermaschine am 17. Juli mit einer hochentwickelten Boden-Luft-Rakete abgeschossen zu haben. Russland versorge die Separatisten darüber hinaus mit schweren Waffen, klagen sie an. Am Montag erklärte Lisenko, Daten aus den Flugschreibern von MH17 zeigten, dass die Maschine von einem "massiven explosiven Druckabfall", verursacht durch ein Schrapnell einer Rakete, zum Absturz gebracht wurde. Diese Informationen wurden von den europäischen Behörden, die die Daten der Flugschreiber untersuchen, noch nicht bestätigt.
Die Separatisten weisen die Schuld an dem Absturz von sich. Russland macht stattdessen die ukrainische Regierung dafür verantwortlich. Am Montag warfen die Rebellen Kiew vor, die Militäroffensive eröffnet zu haben, um die Ermittlungen zu behindern. "So können sie uns und Russland ohne Beweise beschuldigen", sagt Wladimir Antufejew, Sicherheitschef der Separatistenregierung in Donezk.
Mehr als 1.000 Menschen bei Kämpfen getötet
Die niederländische Regierung erklärte, die forensischen Experten könnten am Montag wegen Explosionen und Gefechten zum dritten Mal nicht an die Unglücksstelle vordringen. Das Team sei umgekehrt, nachdem es festgestellt habe, dass es die Unglücksstelle nicht sicher erreichen könne, sagte Regierungssprecher Jean Fransman. Die Gruppe aus 26 Niederländern und 11 Australiern kehrte daraufhin in das von Rebellen kontrollierte Donezk zurück.
Am Sonntag hatte Ministerpräsident Mark Rutte erklärt, die Niederlande würden Pläne zur Entsendung einer Militärmission zur Sicherung der Absturzstelle nicht weiter verfolgen. Denn dies könnte die Konfliktregion in der Ostukraine weiter destabilisieren. Stattdessen bereite man sich darauf vor, weitere Forensiker und unbewaffnete Polizisten zu schicken.
Der niederländische Außenminister Frans Timmerman und seine australische Amtskollegin Julie Bishop reisten am Montag nach Kiew, um mit dem ukrainischen Parlament ein Abkommen zu schließen, das die Entsendung bewaffneter Sicherheitskräfte zur Bewachung der Absturzstelle vorsieht. Beide Minister trafen unter anderem Präsident Petro Poroschenko, den Interims-Ministerpräsidenten Wolodimir Groisman und Vertreter der OSZE.
Die Vereinten Nationen erklärten unterdessen, dass bei den Kämpfen seit Mitte April mehr als 1.000 Menschen in der Ukraine getötet wurden. In dem Bericht des Hohen UN-Kommissars für Menschenrechte heißt es, dass in der Konfliktregion mindestens 1.129 Menschen ums Leben kamen, 3.442 wurden verwundet. Diese Zahlen seien eine "konservative Schätzung".
Laut UN ist der wachsende Einsatz von schweren Waffen, darunter Artillerie, Panzer und Raketen, ein Grund für die steigenden Opferzahlen. Menschenrechtskommissarin Navi Pillay nannte die Kämpfe "extrem alarmierend".
Die Vereinten Nationen machen die Rebellen für den Zusammenbruch von Recht und Ordnung in den von ihnen kontrollierten Gebieten verantwortlich. Gruppen in Donezk und Luhansk hätten mehr als 800 Menschen entführt oder festgehalten. Die Mehrheit dieser Menschen seien normale Bürger, darunter Lehrer, Journalisten, Geistliche und Studenten. Man habe zudem einige Berichte von Hinrichtungen verifizieren können.
Mitarbeit: Robin van Daalen, Gabriele Steinhauser und Andrew Morse
Kontakt zum Autor: redaktion@wallstreetjournal.de
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July 28, 2014 10:19 ET (14:19 GMT)
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