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23.05.2022 17:54:00
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Siemens Gamesa-Aktie zieht an: Siemens Energy plant Dekotierung von Siemens Gamesa - Keine schnelle Wende erwartet
Siemens Energy hält schon 67,1 Prozent der Anteile an Gamesa. Das spanische Unternehmen mit Sitz in Zamudio bei Bilbao ist eigenständig an der Börse notiert. Es kämpft seit einiger Zeit mit Problemen. Zuletzt hatte die Tochter ihrer Mutter Siemens Energy vier Mal hintereinander die Quartalszahlen verhagelt. Vor allem das Geschäft mit Windkraft an Land ringt mit Kosten und Schwierigkeiten in der Produktion. Aufgrund der operativen Problem und den Herausforderungen der Branche befinde sich Gamesa "derzeit in einer finanziell schwierigen Lage", hieß es von Siemens Energy.
Durch die geplante Integration könnten "notwendige Maßnahmen" zur Stabilisierung des Geschäfts besser ergriffen werden, betonte der Konzern. Gamesa werde von einer engeren Einbindung profitieren - insbesondere in den Bereichen Produktion, Lieferkette, Projekt- und Kundenmanagement. Zudem erhofft sich Energy Synergien bei Kosten und Umsatz.
Die Münchner bemühen sich schon seit längerem, die Lage bei Gamesa in den Griff zu bekommen. Unter anderem wechselten Manager von Energy in Spitzenpositionen in Spanien, so auch Jochen Eickholt, der seit Anfang März Chef bei Gamesa ist.
Dabei hatte es schon länger Spekulationen darüber gegeben, ob Energy die Probleme bei Gamesa nicht leichter beheben könnte, wenn die Tochter komplett gekauft und von der Börse genommen würde. Am 18. Mai hatte Energy dann mitgeteilt, ein solches Angebot zu erwägen, nun ist die Entscheidung gefallen.
Neben dem direkteren Durchgriff bei Gamesa könnten dabei auch wegfallende Berichtspflichten eine Rolle gespielt haben. Zudem hatten die Gamesa-Aktien angesichts der Probleme im Unternehmen zuletzt kräftig an Wert verloren. Dementsprechend günstiger ist eine Komplettübernahme.
In einer von Siemens Energy veröffentlichten Präsentation nennt der Konzern den September als angestrebten Termin für den Start des Angebots. Es könnte dann im Oktober enden und im Erfolgsfall bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.
Aufsichtsratschef Joe Kaeser betonte, es sei entscheidend, dass der Abwärtstrend bei Siemens Gamesa schnell gestoppt und die wertschaffende Neuausrichtung zügig begonnen werde. Daher unterstütze der Aufsichtsrat "ausdrücklich die Pläne des Vorstands zur Integration" von Gamesa.
Siemens Energy: Wende bei Windkrafttochter Gamesa wird länger dauern
Siemens Energy erwartet auch nach einer erfolgreichen Integration der Windkrafttochter Siemens Gamesa keine schnelle Lösung der Probleme. Das liegt unter anderem an den Laufzeiten der Projekte, wie Energy-Chef Christian Bruch am Montag sagte. Der Konzern, der bisher 67,1 Prozent an Gamesa hält, hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag angekündigt, die ausstehenden Anteile für je 18,05 Euro kaufen zu wollen - insgesamt wären das rund 4 Milliarden Euro.
Ziel von Energy ist es, Gamesa von der Börse zu nehmen und komplett zu integrieren. Auf diese Weise wollen die Münchner ihre Tochter dabei unterstützen, das Ruder herumzuwerfen. Gamesa hat zuletzt mehrere Gewinnwarnungen abgeben müssen. Das Unternehmen leidet unter Problemen in seinem Geschäft mit Windkraftanlagen an Land. Bruch bekannte sich am Montag allerdings erneut ausdrücklich zu diesem Geschäftszweig. Er sehe keinen Grund, von der Logik abzuweichen, Anlagen an Land und im Meer sowie Service anzubieten.
Mit seinem Angebot strebt Energy zwar eine Komplettübernahme an, eine Mindestgrenze für die Wirksamkeit gibt es allerdings nicht. Kommt es zur Integration, erwartet der Konzern binnen drei Jahren Kostensynergien von 300 Millionen Euro pro Jahr. Dabei geht es laut Bruch hauptsächlich um Einkauf und Logistik. Energy will die Übernahme bis zum Jahresende abschließen.
Die Börse reagierte zunächst positiv auf die Pläne. Sowohl die Aktien des Münchner Konzerns als auch die der Windkrafttochter lagen am Montagmorgen deutlich im Plus. Energy musste diese Zugewinne im Lauf des Vormittags allerdings wieder abgeben.
Anleger begrüßen Komplettübernahme von Siemens Gamesa
Die erstrebte Komplettübernahme von Siemens Gamesa durch den Mutterkonzern hat zum Wochenbeginn eine Höherbewertung der Aktien der europäischen Windkraftbranche zur Folge. Während die Aktien von Siemens Gamesa an der Börse in Madrid um 6,24 Prozent auf 17,79 Euro zulegten und sich dem gebotenen Kaufpreis näherten, stiegen auch die Papiere von Konkurrenten wie Vestas oder Nordex kräftig. Siemens Energy-Aktien verloren via XETRA derweil 0,74 Prozent auf 16,81 Euro.
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy will mit einer Offerte von 18,05 Euro je Siemens-Gamesa-Aktie die ausstehenden 32,9 Prozent erwerben, die ihr noch nicht gehören. Der Kaufpreis beträgt rund vier Milliarden Euro. Ist das Gebot erfolgreich, soll Gamesa von der Börse genommen und in den Konzern integriert werden. Zuletzt hatte die in Madrid notierte Tochter dem Mutterkonzern viermal in Folge die Quartalsbilanz verhagelt.
Bei Experten stieß der Vorstoß von Siemens Energy - er war am Markt erwartet worden - denn auch auf ein positives Echo. Er passe zu den Eckpfeilern der Strategie des Energietechnikkonzerns, sich auf Energieerzeugung mit geringen oder keinen Schadstoffemissionen sowie auf den Transport und die Speicherung von Energie zu fokussieren, kommentierte beispielsweise Experte Ajay Patel von Goldman Sachs. Simon Toennessen von der US-Bank Jefferies stellte darauf ab, dass die bislang unterbewertete Kraftwerkssparte Gas & Power von Siemens Energy mittel- bis längerfristig durch Siemens Gamesa eine Neubewertung erfahren dürfte.
Die Aktien von Siemens Gamesa hatten am Mittwoch eine Rally gestartet, die von der Aussicht auf einen solchen Deal getragen wurde. In drei Handelstagen schoss der Kurs um fast 24 Prozent nach oben. Ajay Patel von Goldman Sachs bezifferte den von Siemens Energy gebotenen Aufpreis auf den letzten von dieser Spekulation noch nicht beeinflussten Gamesa-Kurs auf knapp 28 Prozent.
Sollte das Angebot in vollem Umfang angenommen werden, will Siemens Energy bis zu 2,5 Milliarden Euro des Gesamtvolumens mit Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Instrumenten finanzieren. Die verbleibende Summe soll über Fremdkapital und vorhandene Barmittel finanziert werden.
Analyst Simon Toennessen von Jefferies vermutet, dass Siemens Energy nun in einem ersten Schritt mit einer Kapitalaufstockung von 1,2 Milliarden Euro knapp die Hälfte der maximalen Eigenkapitalkomponente aufbringt. Dafür müssten die Münchener geschätzte 75 Millionen neue Aktien ausgeben. Das würde für die Aktionäre wiederum eine Verwässerung der Ergebnisse im Umfang von acht Prozent bedeuten.
Anfangs nahmen die Siemens-Energy-Anteilshaber die Nachrichten sogar freudig auf, wie ein frühes Plus von 3,7 Prozent in der Spitze zeigte. Sie blieben in der Folge aber relativ gelassen, auch wenn die Aktien ins Minus drehten. Zuletzt verloren die im MDAX gelisteten Titel etwa ein Prozent an Wert.
MÜNCHEN / FRANKFURT (dpa-AFX)
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