Chefwechsel im Bieterkampf |
04.07.2017 21:08:00
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STADA-Aktie legt zu: Neue Offerte? - Bain und Cinven wollen sich wieder ins Spiel bringen
Analyst Peter Spengler von der DZ Bank zeigte sich wenig überrascht von den Bestrebungen der Investoren. Viele Marktakteure dürften dies ähnlich sehen, wie die Kursentwicklung der vergangenen Tage erahnen lässt. Der Aktienkurs war nach dem in der vergangenen Woche bekannt gewordenen knappen Scheitern der ersten Offerte in Höhe von insgesamt 66 Euro je Papier - zwar bis auf 56,51 Euro abgestürzt, machte aber rasch einen Großteil der Verluste wieder wett.
Bain und Cinven hatten bei ihrem Angebot die erforderliche Annahmequote von 67,5 Prozent um gerade einmal rund 2 Prozentpunkte verfehlt. Falls STADA und die Finanzaufsichtsbehörde nun zustimmen würden, wäre der Weg für eine neue Offerte von Bain und Cinven frei.
Dabei könnten die beiden Interessenten versuchen auf Nummer sicher zu gehen. Wie die "Financial Times" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schrieb, könnte die Mindestannahmeschwelle bei einem unveränderten Preis von 66 Euro auf 65 Prozent oder weniger gesenkt werden.
"Eine neues Gebot ist zwar nicht ohne Risiken, dürfte letztendlich aber erfolgreich sein," schrieb Analyst Oliver Reinberg vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux in einer Studie. Er verwies dabei auch auf das knappe Scheitern des ersten Angebots und rechnet mit einem abermaligen Preis von 66 Euro je Aktie.
Sollte eine mögliche neue Offerte indes scheitern, droht den Aktien ein deutlicher Kursrutsch. Das durchschnittliche Ziel der Experten im dpa-AFX Analyser liegt bei knapp 63 Euro. Allerdings berücksichtigen die meisten Analysten bei der Bewertung die Übernahmebemühungen und setzten das Kursziel entsprechend höher an als sie es sonst tun würden.
Im Ringen um STADA hatte sich das Management im April für Bain und Cinven entschieden. Davor hatten die Papiere um die 58 Euro notiert. Vor der Ankündigung von Übernahmegesprächen mit verschiedenen Interessenten im Februar hatten die Aktien weniger als 50 Euro gekostet.
Stühlerücken im Bieterkampf
Nach dem jüngst gescheiterten Verkauf an Finanzinvestoren tauscht der Arzneimittelhersteller STADA die Führungsspitze aus. Sowohl Vorstandschef Matthias Wiedenfels als auch Helmut Kraft, Vorstand für Finanzen, Marketing und Vertrieb, legen mit sofortiger Wirkung ihrer Ämter nieder. Das teilte der im MDAX notierte Konzern am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Zugleich erwägen die Investoren Bain und Cinven einen neuen Anlauf, Stada zu übernehmen.
Die Aktie tangierte diese Personalrochade offenbar wenig. Es ist eher die wiederaufgekeimte Hoffnung einer Übernahme, die die STADA-Papiere am Dienstag nach oben treiben. Die Aktie blieb nach einem Kurssprung am Morgen auch am Mittag mit noch über 2 Prozent im Plus und notierte bei knapp 64 Euro.
NEUE FÜHRUNG NUR ÜBERGANGSWEISE
Wiedenfels und Kraft hätten ihre Ämter aus "persönlichen Gründen" niedergelegt, erklärte STADA. Nachfolger von Wiedenfels werde Engelbert Coster Tjeenk Willink, der bis 2012 Mitglied der Geschäftsführung beim rheinland-pfälzischen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim war. Er übernehme auch die Verantwortung für Marketing und Vertrieb. Auf Kraft soll Bernhard Düttmann folgen, der bis 2015 Finanzchef beim Chemiekonzern LANXESS war. Beide sollen die Posten übergangsweise bis Jahresende besetzen. Zuletzt saßen die Manager in mehreren Aufsichtsräten, hieß es.
Die Nachfolger Willink und Düttmann seien "erfahrene und bewährte Topmanager", sagte Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker. Das Kontrollgremium beschäftige sich "seit vielen Monaten damit, den Vorstand zu komplettieren", erklärte er weiter. Daher sei es möglich gewesen, kurzfristig zwei Nachfolger zu gewinnen. Die Geschäftsziele von STADA bis 2019 wie auch mögliche neue Übernahmeangebote würden von dem Chefwechsel nicht berührt.
UMSTÄNDE FÜR PERSONALROCHADE UNKLAR
Dessen Umstände bleiben indes unklar. So hatte Wiedenfels zuletzt keinerlei Rücktrittsabsichten geäußert - auch nicht nach dem gescheiterten Verkauf. Er hatte betont, Stada werde an seinen Geschäftszielen festhalten und die begonnene Strategie umsetzen. Das Verhältnis von Wiedenfels zu Oetker galt aber schon länger als angespannt. Oetker wurde nachgesagt, Vorbehalte gegen den Verkauf zu haben - was der Aufsichtsratschef abgestritten hatte.
Dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) sagte Oetker, Wiedenfels und Kraft hätten eigenständig entschieden ihre Ämter niederzulegen. "Und nachdem wir uns ja schon länger mit der Erweiterung des Vorstands beschäftigt hatten, waren wir in der Lage, zeitnah sehr professionelle und gute Nachfolger zu präsentieren." Dass die neuen Vorstände nur für ein halbes Jahr berufen wurden, begründete Oetker mit dem Zeitdruck, weshalb eine Interimslösung nahe gelegen habe.
Zugleich verkündete STADA am Dienstag, dass Bain und Cinven einen neuen Anlauf für eine Übernahme erwögen. Ihre Offerte für den Hersteller von Nachahmermedikamenten und rezeptfreien Markenprodukten wie Grippostad war vergangene Woche knapp gescheitert, da nicht genügend STADA-Aktionäre das Angebot angenommen hatten. Oetker erklärte nun, sollte es weitere Übernahmeofferten geben, werde Stada diese "unvoreingenommen prüfen". Ähnlich äußerte sich Willink.
NEUE OFFERTE NOCH DIESE WOCHE?
Laut Gesetz dürfen Bain und Cinven nach ihrer Niederlage erst 2018 ein neues Übernahmeangebot für STADA vorlegen - es sei denn, das Unternehmen und die Finanzaufsicht Bafin stimmen zu. Dann wäre eine neue Offerte schon früher möglich. Stada prüfe nun, ob man dem Antrag zustimmen werde, hieß es.
Die Zustimmung des Konzerns und der Bafin sei binnen 48 Stunden möglich, berichtetet die "Financial Times" am Dienstag. Dabei berichtet die Zeitung unter Berufung auf informierte Kreise, dass der Preis bei 66 Euro je Aktie bleibe, jedoch die Mindestannahmeschwelle auf 65 Prozent oder darunter gesenkt werden könnte. Zudem wäre eine verkürzte Andienungsfrist möglich.
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FRANKFURT/BAD VILBEL (dpa-AFX)
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