Unbegrenzte Datentarife 19.08.2016 08:55:00

T-Mobile US und Sprint befeuern mit neuen Tarifen den Wettbewerb

Jahrelang hatte die Mobilfunkbranche versucht, den US-Amerikanern unbegrenzte Datentarife abzugewöhnen und wollte Smartphone-Nutzer dazu bringen, für eine stärkere Nutzung mehr zu bezahlen. Nun ändern die Anbieter aber wieder ihren Kurs. T-Mobile US kündigte an, keine monatlichen Pakete mehr zu verkaufen und Sprint senkte die Preise für sein Angebot mit unbegrenztem Volumen.

   AT&T hat in diesem Jahr schon den Kunden seines Fernsehdienstes unbegrenzte Datentarife angeboten. Am Mittwoch kündigte der Konzern an, bei Überschreitung der monatlichen Volumina keine zusätzlichen Gebühren mehr zu verlangen, sondern stattdessen die Geschwindigkeit der Verbindungen zu drosseln. Verizon Communications hatte im vergangenen Monat bei Kunden der größten Datentarife bereits ähnlich agiert.

   Die Änderungen markieren die jüngsten Versuche der Unternehmen, in einer gesättigten Branche Kunden abzuwerben. US-Bürger behalten ihre Smartphone inzwischen länger und wechseln seltener zwischen Anbietern als früher. Anstatt mit dem steigenden Datenverbrauch mehr Umsatz zu machen, finden die Telekomanbieter deshalb andere Wege, um mit dem Nutzungsanstieg zurechtzukommen.

Mehr Datenbedarf durch Videos

Mobilfunkmanager, die einst davon ausgingen, dass die Einnahmen im Gleichschritt mit der Datennutzung wachsen, würden nun feststellen, dass die Nutzernachfrage dramatischer steige, sagte Craig Moffett, Analyst beim Marktforscher MoffettNathanson. Ihre Antwort darauf sei die deutliche Anhebung der Datenvolumen gewesen. "Die Branche insgesamt ändert ein wenig ihren Kurs", sagte er.

   Ein Großteil des starken Anstiegs beim Datenverbrauch rührt daher, dass Kunden Videos von Diensten wie Netflix oder Youtube auf ihren mobilen Geräten anschauen. Die neuen Tarife gehen dieses Problem unterschiedlich an. T-Mobile und Sprint verringern die Qualität aller Videos, die Kunden des unbegrenzten Tarifs über die Netze des Anbieters streamen. AT&T und Verizon drosseln bei Kunden, die ihr Volumen überschritten haben, die Geschwindigkeit der Datenübertragung auf das Niveau des älteren Mobilfunkstandards 2G. Damit wird das Streamen von Videos schwierig.

   Sowohl AT&T und Verizon haben Tarife eingeführt, die Kunden dazu verleiten, mehr zu bezahlen. AT&T hob in dieser Woche die Preise für die günstigsten Datentarife an und senkte gleichzeitig jene für die stärksten Datennutzer. Im Juli hatte Verizon die monatlichen Preise um 5 bis 10 Dollar erhöht, gleichzeitig aber in den teureren Tarifen großzügigere Datenvolumen angeboten.

Abschied vom alten Modell

T-Mobile, drittgrößter US-Anbieter nach Vertragskunden, teilte am Donnerstag mit, sein neuer Tarif T-Mobile One verabschiede sich vom alten Modell, bei dem ein monatliches Datenvolumen verkauft und bei Erreichen die Geschwindigkeit verringert werde.

   Der neue Tarif kostet bei einem Gerät 70 Dollar pro Monat. Das ist teurer als die 65 Dollar pro Monat für den bisherigen Tarif mit sechs Gigabyte an Datenvolumen oder 50 Dollar für zwei Gigabyte. T-Mobile-CEO John Legere räumte ein, dass durch den Vorstoß die Preise für Kunden in den günstigsten Tarifen steigen könnten.

   Nach dem neuen Tarif würde eine Familie mit vier Telefonen pro Monat 160 Dollar bezahlen. Bislang sei das beliebteste Familienpaket ein Angebot für vier Geräte zum Preis von 120 Dollar pro Monat gewesen, bei dem die Geschwindigkeit nach der Nutzung von 6 Gigabyte pro Gerät verringert worden sei, teilte T-Mobile mit. Die neuen Tarife sollen ab dem 6. September erhältlich sein. Altkunden von T-Mobile können ihre derzeitigen Verträge behalten.

   Sprint senkte derweil die Preise für seine Tarife mit unbegrenztem Datenvolumen. Bei einem Gerät koste dieser Tarif nun 60 Dollar statt 75 Dollar pro Monat. Bei vier Geräten sinke der Preis für unbegrenztes Volumen auf 160 von zuvor 180 Dollar monatlich. Die neuen Sprint-Tarife sollen ab Freitag erhältlich sein.

   Sprint-CEO Marcelo Claure bezeichnete die neuen Preise als "perfekt", um Kunden zu gewinnen, die mehr Daten nutzen wollten, um für eine stärkere Nutzung zu bezahlen. "Unser durchschnittlicher Umsatz pro Nutzer wird dadurch tatsächlich steigen", sagte er.

   Nach Einschätzung von New-Street-Analyst Vivek Stalam dürfte es für die beiden größten Mobilfunkanbieter allerdings schwer werden, ihre unbegrenzten Tarife ihrer Kundenbasis wieder schmackhaft zu machen. "AT&T und Verizon haben aus Kapazitätssicht Netzprobleme, die Spring und T-Mobile nicht haben", sagte Stalam. Verizon bietet derzeit keinen Tarif mit unbegrenztem Datenvolumen an.

   DJG/DJN/sha/cbr

   Dow Jones Newswires

   Von Drew FitzGerald

NEW YORK (Dow Jones)

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