18.02.2013 12:43:00
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Telekom-Prozess - "Kronzeuge" 2 - Bargeld an Broker am Naschmarkt
"Was hätte man auf die Rechnung draufschreiben können, wenn es eine gegeben hätte?" fragte Richter Michael Tolstiuk. "Es gab keinen Titel, über den man das verrechnen hätte können", gestand Schieszler. Er habe immer auf ein "Vieraugenprinzip" bei allen inkriminierten Vorgängen bestanden: "Mir war bei allen Dingen, die damals passiert sind, ein Vieraugenprinzip wichtig, weil es sonst ein unübersehbares Risiko mit sich zieht", enthüllte Schieszler. Deswegen gingen immer der ebenfalls angeklagte Ex-Telekom-Prokurist Trimmel oder ein - wegen Krankheit nicht angeklagter - Ex-Telekom-Mitarbeiter zu den Geldübergaben mit.
Die Telekom musste das Geld in ihrer Buchhaltung irgendwie verbuchen, daher wurde für eine Osteuropa-Studie, die schon im Konzern bestand, der Lobbyist Peter Hochegger eingebunden. Ein Scheinauftrag an Hocheggers Gesellschaft Valora erging über 1,5 Mio. Euro - unterschrieben vom nun angeklagten Ex-Vorstand Rudolf Fischer und dem nicht angeklagten erkrankten Telekom-Mitarbeiter. Diesen habe er vorher zum Finanzvorstand Stefano Colombo geschickt, "sonst hätte er das nicht gemacht", meinte Schieszler. Denn mit dem Scheinauftrag an Hochegger wurden die internen Regeln gebrochen.
Die Hälfte des 1,5-Mio.-Scheinhonorars für Hochegger sollte als Anzahlung sofort fließen, die zweite Hälfte erst "nach Lieferung", so Schieszler. Hochegger habe das Geld erhalten, voll mit der Körperschaftsteuer versteuert, und sich "10 oder 20 Prozent" für seinen Umsatz abgezogen. "10 Prozent waren langjährige Praxis", so Schieszler. Rund 337.000 Euro blieben von der Anzahlung dann in bar - als Lohn für Wanovits' Mühen. "750.000 durch Zwei, minus 10 Prozent", rechnete Schieszler vor.
Schieszler beschrieb, wie er die Studie zunächst auf eine CD kopierte, diese dann zu Hochegger brachte und dort auf Valora-Geschäftspapier ausdruckte. Hochegger habe ihm und Trimmel das Geld übergeben, daraufhin traf man den Broker in einem Lokal am Wiener Naschmarkt, um ungewünschte Zeugen der Geldübergabe zu vermeiden. Laut Schieszlers Erinnerung wurde das Geld direkt in dem "wenig besuchten Lokal" übergeben - ob im Papier- oder im Plastiksackerl wisse er nicht mehr. Wanovits habe dann ihn und Trimmel aufgefordert, sich je 15.000 bis 20.000 Euro zu nehmen, "für unsere Mühen". Wanovits selber bestritt das vergangene Woche in seiner Aussage. Schieszler beharrte jedoch heute darauf, vermutlich hätten er und Trimmel sich nach Aufforderung des Brokers lose Geldscheine genommen. Das Geld sei in abgepackten 500-Euro-Bündeln übergeben worden. Wanovits habe es im Lokal nicht nachgezählt. "Einer hat's eingesteckt und dann am nächsten Tag dem anderen die Hälfte gegeben", so Schieszler.
Nach drei Bargeldübergaben 2004/2005 passierte drei Jahre lang nichts, im Jahr 2008 sei Wanovits aber wieder gekommen und habe das restliche Geld gewollt. Wanovits wollte aber kein Bargeld mehr, er habe selber "Steuern optimieren" wollen. Daher habe Schieszler ihn direkt zu Hochegger geschickt. Was diese dann vereinbart hätten, war ihm egal, so der Ex-Telekom-Controller. Laut Anklage ging es zwischen Wanovits und Hochegger nur um Scheinstudien zu Dubai oder Windkraft, die Wanovits nie geliefert habe, aber dafür von Hochegger fürstlich "entlohnt" wurde. Bis zu den Hausdurchsuchungen habe ihn das Thema nicht interessiert, betonte Schieszler. Die Bezahlung der Telekom an Hochegger und damit an Schieszler sei im Jahr 2008 aus dem Projekt "Flexibilisierung Beamtenagentur" erfolgt: "Das wurde halt um 400.000 bis 500.000 Euro aufgestockt".
Staatsanwalt Hannes Wandl wollte von Schieszler wissen, in welcher Rolle er mit Wanovits Kontakt aufgenommen hat. Schieszler dazu: "Ich bin sicher nicht als Privatperson hingegangen - aber auch nicht offiziell als Controller. Ich habe es als Entsandter des Vorstandes getan, aber nicht in meiner eigentlichen Funktion. (...) Ich hätte zur Ausübung des Geschäfts nicht unbedingt eine Prokura gebraucht."
(Schluss) gru/stf/lo
ISIN AT0000720008 WEB http://www.telekomaustria.com
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