07.03.2022 20:57:38

Timmermans: Klimapolitik zurückstellen wäre historischer Fehler

STRASSBURG (dpa-AFX) - Die schwere Konfrontation der EU mit Russland darf nach Ansicht des EU-Kommissionsvizepräsidenten Frans Timmermans nicht zu Kompromissen bei der EU-Klimapolitik führen. "Ich denke es wäre ein historischer Fehler, aus dieser Sicherheitsherausforderung zu schlussfolgern, dass der Grüne Deal und Fit for 55 jetzt zurückgestellt werden können", sagte Timmermans mit Blick auf die EU-Klimaschutzpakete bei einer Anhörung des Umweltausschusses im Europäischen Parlament am Montag. Man müsse den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigen, damit die EU ihre eigene Energie herstellen und nicht mehr als Kunde Russlands unter Druck gesetzt werden könne. Rund 40 Prozent der EU-Gasimporte kommen nach Angaben der Kommission aus Russland.

Man müsse mehr im Bereich Windkraft, Solarenergie, Wasserstoff und Biomethan machen, sagte Timmermans. Solange die EU noch fossile Brennstoffe benötige, müsse man vorerst auch die Energieressourcen diversifizieren, etwa durch Verträge mit Drittstaaten über fossile Energien. Konkrete Vorschläge werde die EU-Kommission in ihrem Maßnahmenpaket am Dienstag machen, so Timmermans.

Er zeigte sich auch offen dafür, dass EU-Länder kurzfristig Kohlekraftwerke länger nutzen könnten, wenn sie dafür mittelfristig schneller auf erneuerbare Energien umstiegen. Angesichts der Lage gebe es keine Tabus, so Timmermans. Das gelte allerdings nur, solange Staaten trotzdem ihre Emissionen wie geplant bis 2030 um 55 Prozent verringerten und das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichten. Das bedeutet, dass kein Kohlendioxid (CO2) mehr in die Atmosphäre ausgestoßen wird, das nicht gebunden werden kann.

Auch im Bereich Landwirtschaft warnte Timmermans davor, angesichts des Krieges in der Ukraine auf klimafreundliche Anbauweisen zu verzichten. "Bitte glaubt nicht an die Illusion, dass ihr der Nahrungsmittelproduktion helft, indem ihr sie weniger nachhaltig gestaltet", sagte Timmermans. Man müsse die Abhängigkeit von Pestiziden und Düngemitteln wie Kali, das aus Russland und Belarus importiert werde, reduzieren. Agrarverbände haben vor einer Verknappung des Getreides auf den Weltmärkten gewarnt, da die Ukraine und Russland wichtige Getreidelieferanten sind./dub/DP/he

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