01.08.2013 17:38:31
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UPDATE: ArcelorMittal sieht im globalen Stahlgeschäft Boden erreicht
-- Arcelor macht im zweiten Quartal 780 Millionen Dollar Verlust
-- EBITDA-Prognose auf 6,5 Milliarden Dollar gesenkt
-- Lakshmi Mittal erwartet Aufwärtstrend
-- Mittal hat offenbar Interesse an Thyssen-Werk
(NEU: Aussagen Lakshmi Mittal)
Von John W. Miller und Alex MacDonald
LONDON--Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal verbreitet Hoffnung für die globale Stahlkonjunktur. Trotz eines horrenden Verlusts im zweiten Quartal und der Erkenntnis, dass die Jahresprognose nicht zu halten sein wird, sieht Konzernchef Lakshmi Mittal den Boden erreicht.
"Wenn Sie sich die globale Situation anschauen, liegt das Schlimmste hinter uns", sagte Mittal in einem Interview mit dem Wall Street Journal. Trotz der Haushaltseinschnitte der US-Regierung, "sehen wir keinen großen Lageraufbau". Der Lichtblick sei die erfreuliche Entwicklung in China, dem wichtigsten Abnehmer. In der ersten Hälfte sei die Nachfrage dort kräftig gewachsen, so Mittal.
Der Stahlkocher geht davon aus, dass die globale Stahlnachfrage dieses Jahr um 3 Prozent wachsen wird, nachdem sie im Vorjahr lediglich um 1,7 Prozent zugelegt hatte. China, wo etwa die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion verbraucht wird, wird die Nachfrage dieses Jahr um 5 Prozent steigern. Die bisherige Vorhersage hatte auf 4 Prozent gelautet.
In Europa sieht es dagegen weniger gut aus. Für die EU hat der Konzern die Prognose um einen Prozentpunkt gesenkt, hier erwartet er nun einen Rückgang um 2,5 Prozent. In Mexiko, Kanada und den USA ist der Konzern ebenfalls pessimistischer mit einem Plus von nur noch einem Prozent. Eigentlich war Arcelor von 2,5 Prozent Wachstum ausgegangen.
"Die Stahlnachfrage wird sich nicht erholen, wenn sich die Volkswirtschaften nicht wirklich erholen, und das geschieht derzeit noch nicht", sagte Bill Selesky, Analyst von Argus Research.
In Europa erntet Arcelor nach und nach die Früchte der Kostensenkungen und Werksschließungen. Allerdings verbuchte der Konzern 173 Millionen Dollar an Restrukturierungsaufwendungen. Davon entfielen 137 Millionen Dollar auf die Stilllegung zweier Hochöfen im französischen Florange, welche Arcelor gegen enormem politischem Widerstand durchdrücken musste.
"Wenigstens versuchen die Regierungen in Europa, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen", sagte Mittal. "Und Politiker gehen davon aus, dass sie sich wieder auf Wachstum konzentrieren können."
ArcelorMittal hatte die Dividenden gekappt, Unternehmensteile im Volumen mehrerer Milliarden Dollar verkauft und mit einer Kapitalerhöhung im Januar 4,3 Milliarden Dollar frisches Kapital hereingeholt. Dieses Geld wurde zur Senkung der Schulden genutzt, nachdem die Ratingagenturen Druck gemacht hatten. Die Nettoverschuldung ging per Ende Juni deutlicher als geplant auf 16,8 Milliarden Dollar zurück. Ein halbes Jahr zuvor hatte der Schuldenberg noch ein Volumen von 21,8 Milliarden Dollar. Das Ziel des zweiten Quartals hatte eigentlich bei 17 Milliarden Dollar gelegen.
Damit hat sich Mittal, der in der Branche den Ruf eines gewieften Geschäftemachers genießt, Spielraum für Akquisitionen erarbeitet. Offenbar ist er weiterhin an dem US-Stahlwerk des deutschen ThyssenKrupp-Konzerns interessiert. Der Kauf hätte keinen Einfluss auf die Verschuldung der Luxemburger. Auf die Frage, ob ArcelorMittal noch immer an dem Bieterverfahren für die Produktionsstätte teilnimmt, hatte Mittal zuvor allerdings jeden Kommentar abgelehnt.
Noch Anfang der Woche hatte der Chef des US-amerikanischen ThyssenKrupp-Konkurrenten Nucor, Dan DiMicco, in einem Interview behauptet, der brasilianische Stahlkocher CSN sei der einzige Interessent für die amerikanischen Werke von ThyssenKrupp. Die Aktie des deutschen Konzerns war daraufhin eingebrochen. ThyssenKrupp hat außer in den USA auch in Brasilien eine Produktionsstätte aufgebaut.
Niedrigere Stahlpreise und hohe Restrukturierungskosten haben Arcelor im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 780 Millionen Dollar eingebrockt, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 1,02 Milliarden zu Buche gestanden hatte. Damit verfehlte der Stahlkonzern zudem deutlich die Prognose der Analysten, die im Mittel mit einem kleinen Gewinn von 117 Millionen Dollar gerechnet hatten. Der in Luxemburg ansässige Konzern geht für 2013 nun nur noch von einem EBITDA von 6,5 Milliarden Dollar aus. Ursprünglich sollten es 7,1 Milliarden werden. Die viel beachtete Ertragskennziffer EBITDA brach um 34 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar ein.
Mit seinen Problemen steht ArcelorMittal nicht alleine da. Stahlkonzerne auf der ganzen Welt leiden unter der schwachen Nachfrage. Schuld daran ist vor allem das schwächer als erwartete Wirtschaftswachstum im eigentlich stahlhungrigen China sowie die nach wie vor laue Stahlnachfrage in Europa und den USA.
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August 01, 2013 11:07 ET (15:07 GMT)
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