30.07.2016 00:00:53
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UPDATE/Commerzbank ist im Stresstest schwächste deutsche Bank
-- Deutsche Bank und Commerzbank hinken hinterher
-- Deutsche Bank hält an Kapitalziel 2018 fest
-- Risikovorstand: Commerzbank ist widerstandsfähig
-- Kritik an der Methodik
(Durchgehend neu)
Von Madeleine Nissen
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank ist im Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht das Schlusslicht unter den neun deutschen Banken. Sie erreichte im Stress-Szenario 2018 bei voller Umsetzung der regulatorischen Vorgaben eine harte Kernkapitalquote von 7,4 Prozent. Mit diesem Ergebnis schaffte sie gerade noch den Sprung über die von Analysten angesetzte Mindestgröße von 7 Prozent. Sowohl im Vergleich mit heimischen Instituten als auch dem europäischen Durchschnitt kann die Commerzbank nicht mithalten.
Wie erwartet schnitt auch die Deutsche Bank mit einer Quote von 7,8 Prozent ebenfalls eher bescheiden ab. Absoluter Ausreißer nach oben ist die NRW Bank mit einer Quote von satten 35,40 Prozent. Sie ist schom beim Stresstest vor zwei Jahren mit einer sehr konservativen Risikostrategie gut gefahren und konnte eine ähnlich hohe Quote vorweisen. Ihr folgen die Landesbank Hessen-Thüringen (10,10 Prozent), Volkswagen Financial Services (9,55 Prozent), DekaBank (9,53 Prozent), LBBW (9,40 Prozent), NordLB (8,62 Prozent) und die Bayerische Landesbank (8,34 Prozent).
Die Eba hatte zusammen mit der Europäischen Zentralbank geprüft, wie kapitalstark und damit wetterfest die Banken bei einer Krise sind. Die Ergebnisse veröffentlichte die Eba nach Handelsschluss der wichtigsten Aktienmärkte. Zwar können Banken bei dem Test nicht durchfallen, allerdings fordert die Aufsicht eine Mindestkapitalbasis von 5,5 Prozent. Darauf werden je nach individueller Relevanz und Risiko der Bank zusätzliche Kapitalpuffer gepackt. Das Ergebnis des Stresstests hat keine sofortigen Auswirkungen. Es wird aber als ein wichtiger Maßstab dafür genommen, wie viel zusätzliche Kapitalpuffer die Banken in diesem Jahr aufbauen müssen.
Fortschritte sind sichtbar Obwohl die Commerzbank das Schlusslicht unter den heimischen Instituten ist, hat die Bank in den vergangenen zwei Jahren doch Fortschritte gemacht. Beim Stresstest im Jahr 2014, der als weniger hart gilt, lag ihre Kernkapitalquote unter vollständiger Anwendung der regulatorischen Vorgaben im Stress-Szenario bei 6,9 Prozent. Die Commerzbank reduziert mit Hochdruck ihre Risiken. In den vergangenen zwei Jahren hat sie in der Bad Bank 54 Milliarden Euro abgebaut und 3,5 Milliarden Euro bilanzielles Eigenkapital aufgebaut. "Die Commerzbank ist widerstandsfähig", sagte Risikovorstand Marcus Chromik. "Auch unter den widrigen Bedingungen des Stress-Szenarios wäre die Stabilität der Bank gewährleistet."
Doch die Investoren sind kritisch. Das Papier der Commerzbank befindet sich seit Jahren auf Talfahrt. Diese hat sich beschleunigt, nachdem die Commerzbank jüngst einen Gewinneinbruch bekannt gegeben hat. Ihre reguläre Kernkapitalquote sank im zweiten Quartal von 12 Prozent auf 11,5 Prozent. Damit erfüllt sie zwar noch die regulatorischen Vorgaben; doch der Markt erwartet jetzt schon das für Ende 2018 geforderte, noch höhere Kapitalniveau von 11,75 Prozent. Da hilft auch die Warnung von Finanzvorstand Stephan Engels nicht, dass die Quote durchaus schwanken kann.
Deutsche Bank hält an Kapitalziel fest Noch schwieriger gestaltet sich die Lage für die Deutsche Bank. Mit einer Kapitalquote von 10,8 Prozent im zweiten Quartal gehört sie in Europa zu den Schlusslichtern. Sie versucht, das Problem ohne eine Kapitalerhöhung zu lösen.
Aber auch bei der Deutschen Bank ist das Ergebnis im Lichte der erreichten Verbesserungen zu sehen. Die Bank wies darauf hin, dass der Stresstest 2016 erstmals auch sogenannte operationelle Risiken, zu denen unter anderem Rechtsstreitigkeiten gehören, simulierte. Diese Risiken verringerten die Kernkapitalquote der Deutschen Bank im ungünstigen Szenario um 2,2 Prozentpunkte. Unter dem Strich weist die Bank gleichwohl eine höhere Kapitalquote auf als beim letzten Stresstest vor zwei Jahren mit damals 7,0 Prozent. "Dies ist das Ergebnis harter Arbeit und vieler, oft kleiner Schritte", sagte Vorstandschef John Cryan. "Wir sind auf einem guten Weg, bis Ende 2018 eine Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent zu erreichen."
Kritik am Stresstest Obwohl die Aufsicht den Test deutlich härter gestaltet hat als im Jahr 2014, geht er Kritikern nicht weit genug. "Der Stresstest ist so weich, dass er nicht für Entscheidungen über Staatsbeihilfe und Bankenaufsicht taugt", bemängelte Sven Giegold, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament. Die mittelfristigen Auswirkungen der Niedrigzinsen werden laut Gigold gar nicht erst betrachtet. Die kurzfristigen Zinssätze seien dagegen deutlich höher als das Marktniveau angesetzt. Diese Kritik wird in den Bankentürmen geteilt.
Eine weitere Schwachstelle: Die Ergebnisse sollen eigentlich vergleichbar sein. Gleichwohl gibt es Unterschiede, die zu Verzerrungen führen können. Ein Beispiel: Hat sich eine Bank breit aufgestellt und ist sowohl im Privatkundengeschäft, Investmentbanking und in der Mittelstandsfinanzierung aktiv, werden alle drei Bereiche den Stresstest-Szenarien unterworfen. Die Risiken werden addiert, unabhängig von der tatsächlichen Gewichtung innerhalb der Bank. Dagegen wird eine Bank, die nur Investmentbanking betreibt und dadurch Risiken nicht durch andere Bereiche ausgleichen kann, auch nur im Investmentbanking gestresst. Das heißt, sie muss sich nur in einem Bereich behaupten und steht unterm Strich möglicherweise besser da als eine Universalbank mit einem diversifizierten Geschäftsmodell. Aus Perspektive der Aufsicht spielen solche Feinheiten aber keine Rolle: Die Banken müssen sich überall dort testen lassen, wo sie auch aktiv sind.
Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com
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July 29, 2016 17:30 ET (21:30 GMT)
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