01.04.2015 14:57:45
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UPDATE/Eurozone-Industrie läuft besser als erwartet
--Einkaufsmanagerindex im März auf höchstem Stand seit zehn Monaten
--Unternehmen berichten über höhere Produktion und Auftragseingänge
--EZB dürfte trotzdem ihre Anleihekaufprogramm zu Ende führen
(NEU: Reaktionen von Bankvolkswirten, Hintergrund)
Von Hans Bentzien
FRANKFURT/LONDON (Dow Jones)--Die Industrie der Eurozone ist im März nach den Ergebnissen der aktuellen Einkaufsmanagerumfrage etwas stärker als erwartet gewachsen. Das ist ein gutes Vorzeichen für die Konjunktur im ersten Quartal und dürfte der Europäischen Zentralbank (EZB) sehr gefallen. Aber auf ein vorzeitiges Ende des EZB-Anleihekaufprogramms sollte man nicht hoffen, wie EZB-Präsident Mario Draghi gerade noch einmal klar gemacht hat.
Wie der Datendienstleister Markit in zweiter Veröffentlichung mitteilte, stieg der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes im März auf 52,2 Punkte. Damit wurde das Ergebnis der ersten Veröffentlichung von 51,9 Punkten übertroffen und der höchste Indexstand seit zehn Monaten erzielt. Im Februar hatte der Index bei 51,0 gelegen. Werte von mehr als 50 deuten auf eine Expansion des Sektors hin.
Impulse kamen laut Markit sowohl von der Produktion als auch vom Auftragseingang, der so stark wie zuletzt im April 2014 zunahm. Dies ging einher mit dem stärksten Beschäftigungszuwachs seit über dreieinhalb Jahren. Erstmals seit sechs Monaten nahm auch der Kostendruck für die Unternehmen zu. "Der Index der Einkaufspreise legte gegenüber Februar um satte 6 Punkte zu. Dies ist einer der gewaltigsten Sprünge der Umfragegeschichte", teilte Markit mit. Einige Unternehmen hätten das auf die wegen des schwächeren Euro gestiegenen Importpreise zurück geführt.
Allerdings übertragen sich solche Einfuhrpreissteigerungen - wenn überhaupt - nicht mechanisch über Input- und Output-Erzeugerpreise auf die Verbraucherpreise, die laut EZB mit einer Jahresrate von knapp 2 Prozent steigen sollen. Zuletzt betrug die Teuerung minus 0,1 Prozent - es gab also gar keine. Die EZB will die Teuerung bis Ende 2017 zurück in den Zielbereich bringen.
Dazu, so machte ihr Präsident Mario Draghi erneut klar, muss sie die gerade begonnenen Anleihekäufe aber auch bis zum Schluss - September 2016 - durchziehen. Und danach könnte es laut Draghi im EZB-Rat noch Diskussionen über eine Verlängerung des Programms geben: "Wir werden versuchen abzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Inflation nicht nur dichter an 2 Prozent heran rückt, sondern sich dort auch mit ausreichender Sicherheit stabilisiert", sagte Draghi in Frankfurt.
Wachstumschampions waren auch im März die ehemaligen Krisenländer Irland und Spanien. Noch wichtiger für den Euroraum ist allerdings, wie die Industrien in Deutschland, Frankreich und Italien laufen. Und da zeigte sich ein durchwachsenes Bild. In Deutschland und Italien lagen die Einkaufsmanagerindizes auf Elfmonatshochs. In Frankreich stieg der Index zwar, lag aber weiter unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Nach Aussage von Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson signalisiert der Einkaufsmanagerindex, dass die Wirtschaft der Eurozone nach dem Dynamikverlust im vergangenen Jahr wieder in Schwung kommt. "Die wirtschaftliche Erholung ist jedoch noch nicht über das Anfangsstadium hinausgekommen, die Wachstumsrate bleibt weiterhin gering", schränkte Williamson ein.
Howard Archer, Ökonom bei IHS Global Insight, ist da etwas optimistischer. "Wir glauben, dass das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone um mindestens 0,4 Prozent gestiegen ist", sagte Archer. Für 2015 rechnet er mit einem Wachstum von 1,6 Prozent.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjoens.com
DJG/hab/smh
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April 01, 2015 08:27 ET (12:27 GMT)
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