17.09.2014 22:19:31
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UPDATE: Fed betreibt Geldpolitik der ruhigen Hand
--Notenbank drosselt Käufe um 10 Milliarden Dollar
--Fed hält an Forward Guidance fest
--Zwei Ratsmitglieder stimmen gegen Mehrheit
(NEU: Analysten, Marktreaktionen)
Von Andreas Plecko
Die US-Notenbank betreibt eine Geldpolitik der ruhigen Hand. Unter dem Vorsitz von Fed-Chefin Janet Yellen beschlossen die Währungshüter zwar, ihre milliardenschweren Geldspritzen für die Wirtschaft weiter zu drosseln, zugleich wurden die Märkte aber darauf eingestimmt, dass die Zinsen "noch für eine beträchtliche Zeit" niedrig bleiben. Im Vorfeld der Sitzung hatten Börsianer heftig darüber spekuliert, ob diese Sprachformel gestrichen wird.
Seit März verspricht die Federal Reserve, dass sie den Leitzins noch beträchtliche Zeit nach dem Ende ihres Kaufprogramms konstant halten wird. Indem die Fed an dieser Formulierung festhält, signalisiert sie, dass der extrem niedrige Leitzins von null bis 0,25 Prozent wohl erst im Sommer 2015 erhöht wird. Wäre die Passage weggefallen, hätte dies auf eine Zinserhöhung schon im März 2015 gedeutet.
Zwei Ratsmitglieder stimmten gegen die Mehrheitsbeschlüsse: Richard Fisher plädierte für eine baldige Zinserhöhung, Charles Plosser wandte sich dagegen, immer noch an der Formulierung festzuhalten, die Zinsen würden "für eine beträchtliche Zeit" konstant bleiben.
Analyst Doug Cote glaubt, die Fed verhält sich zu konservativ. "Sie werden die Zinsen vor Juni erhöhen müssen, weil die Wirtschaft wächst", sagte der Experte von Voya Investment. Die Straffung dürfte schon im März kommen und die Anleger auf dem falschen Fuß erwischen, was die Märkte durcheinanderschütteln könnte.
"Die Fed bewegt sich in kleinen Schritten und am Horizont zeichnet sich kein abrupter Zinsanstieg ab", sagte dagegen Kathy Jones vom Schwab Center for Financial Research. "Die Botschaft ist die gleiche wie gestern." Die Aussagen der Fed signalisierten eine Zinserhöhung zur Jahresmitte 2015.
Indessen senkt die Fed ihre Käufe von Staats- und Hypothekentiteln um weitere 10 Milliarden auf nun 15 Milliarden US-Dollar pro Monat. Anleger und Analysten hatten diese Entscheidung im Vorfeld erwartet. Angesichts der zunehmend festeren US-Konjunktur haben die Währungshüter in diesem Jahr bei jeder Sitzung die Käufe um je 10 Milliarden Dollar gedrosselt. Sollte sich der Arbeitsmarkt wie erwartet entwickeln, will die Fed die Käufe im Oktober gänzlich einstellen.
Nach einer Serie guter Wirtschaftsdaten in den USA nimmt der Druck auf die Zentralbank zu, eine geldpolitische Kehrtwende einzuleiten, um eine Überhitzung der Wirtschaft und einen abrupten Sprung der Inflation zu vermeiden.
Aber die Währungshüter wandern dabei auf einem schmalen Grat: Denn während der Finanzkrise haben Anleger riesige Geldsummen in Staats- und Unternehmensanleihen gesteckt. Bei einem zu raschen Zinsanstieg steht zu befürchten, dass viele Anleger aus dem Anleihenmarkt abrupt aussteigen. Das würde zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten führen und die Konjunktur massiv schädigen.
Die Fed präsentierte nun ihre Strategie zum Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik. Künftig sollen Zinsen auf die Überschussreserven von Banken das Hauptinstrument der Zinspolitik sein. Da die Fed im Zuge der Finanzkrise gewaltige Geldmengen in das Finanzsystem gepumpt hat, gibt es die Befürchtung, dass die alten Mechanismen nicht mehr funktionieren. Daher braucht die Fed neue Instrumente. Der frühere Leitzins soll aber der Schlüssel für die Kommunikation bleiben.
Aus den Prognosen der Währungshüter geht hervor, dass sie die Zinszügel im nächsten Jahr etwas stärker anziehen wollen als bisher erwartet. Die große Mehrheit der Notenbanker sagt jetzt bis Ende 2015 ein Zinsniveau von 1,375 Prozent voraus. Im Juni waren es nur 1,125 Prozent gewesen.
"Das ist keine große Änderung, aber es erinnert die Investoren daran, dass die Fed näher an eine Zinserhöhung heranrückt", sagte Gary Pollack, Leiter des Anleihenhandels bei der Deutschen Bank in New York. "Und der Anleihenmarkt reagiert darauf."
Die Notierungen für die US-Staatsanleihen fielen leicht, weil die Anleger eher die harscheren Töne heraushörten. Der Dollar legte gegenüber dem Euro spürbar zu, während am Aktienmarkt der Dow-Jones-Index moderat zulegte und dabei ein neues Rekordhoch bei 17.211 Punkte markierte.
Kontakt zum Autor: andreas.plecko@wsj.com
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September 17, 2014 15:48 ET (19:48 GMT)
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