18.03.2015 21:02:32
|
UPDATE: Fed lässt Signalwort "geduldig" fallen
--Fed stellt erste Weiche für Zinserhöhung
--Straffung wohl im Juni oder September
--Fed-Vertreter erwarten flacheren Zinspfad
(NEU: Yellen, weitere Details, Ökonomen)
Von Jon Hilsenrath und Andreas Plecko
WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank hat das Signalwort "geduldig" aus ihrem Statement gestrichen und damit die letzte sprachliche Barriere für eine Zinserhöhung aus dem Weg geräumt. Allerdings will die Fed die Zinswende behutsam angehen. Erst wenn einigermaßen sicher ist, dass die Inflation sich mittelfristig wieder auf das Ziel der Fed von 2 Prozent zubewegt, wollen die Währungshüter handeln. Der Zinspfad dürfte indes eher flach ausfallen.
Seit Dezember 2014 hatte die Fed versichert, dass sie bei der Straffung der Geldpolitik "geduldig" sein will. Fed-Chefin Janet Yellen hatte mehrfach angekündigt, vor einer Zinserhöhung diese Zusicherung zu streichen. Seit Ende 2008 liegt der Leitzins bei nahe null.
Die Währungshüter haben zuletzt in Interviews und öffentlichen Reden zu verstehen gegeben, dass sie dieses Versprechen gerne aufheben wollen, um die extrem lockere Geldpolitik der Krisenjahre endlich hinter sich zu bringen. Yellen hat vor dem Kongress erklärt, dass die Fed die Zinswende möglichst flexibel gestalten will. Nach dem Wegfall des Signalwortes werde die Fed über die Zinspolitik von "Treffen zu Treffen" entscheiden.
Der Wegfall des Signalwortes bedeutet allerdings nicht, dass im Juni automatisch eine Zinserhöhung folgt. Yellen hat klargemacht, dass der weitere Zinspfad von den Konjunkturdaten abhängt. Viele Investoren tippen auf den Juni oder September als die wahrscheinlichsten Termine für eine Zinserhöhung, eine Sichtweise, zu der Fed-Vertreter ermutigt haben.
In der Pressekonferenz sagte Yellen, "eine Zinserhöhung im Juni ist nicht zwingend, aber möglich". Das Lohnwachstum sei weiter schleppend, die zyklische Schwäche dauere an. Eine Straffung schon im April sei vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Lage "unwahrscheinlich"", fügte Yellen hinzu.
Zwar hielten die Geldpolitiker an ihrem Plan fest, in diesem Jahr die Zinsen zu erhöhen, doch bei der Frage, wie steil der Zinspfad ausfallen wird, schraubten sie ihre Erwartungen deutlich zurück. Der Hauptgrund dafür ist der weiter niedrige Inflationsdruck in den USA.
Bis Ende dieses Jahres rechnen die Fed-Vertreter nur noch mit einem Leitzins von 0,625 Prozent, deutlich niedriger als die Dezember-Projektion von 1,125 Prozent. Bis zu Jahresende 2016 wird der Leitzins demnach nur auf 1,875 Prozent steigen und bis Ende 2017 auf 3,125 Prozent.
"Taubenhaft bis auf die Knochen", lautete das Urteil der Ökonomen von BNP Paribas zur Kommunikation der Fed. "Wir waren auf eine taubenhafte Sprache gefasst, aber das hat unsere Erwartungen übertroffen, besonders die Zinsprojektionen." Die Zinserwartungen für dieses Jahr seien glatt um 50 Basispunkte gesunken und in einem ähnlichen Ausmaß für 2016 und 2017.
"Nach dem ganzen Tamtam scheint die Fed eingeknickt zu sein", meinten die Experten der ANZ Bank. "Die jüngste Serie von schwachen US-Wirtschaftsdaten dürfte der Hauptgrund sein." In der Fed scheine ein Konsens heranzuwachsen, dass es besser ist, später zu straffen und dann aufzuholen, als früh zu straffen und dann zurückrudern zu müssen, wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät.
Mit den taubenhaften Äußerungen und den jüngsten Projektionen der Währungshüter zu Zinsen, Inflation und Wachstum drehte der US-Aktienmarkt deutlich ins Plus, während der Dollar gegenüber dem Euro fiel. Der Dow-Jones-Index legte um 1,2 Prozent auf 18.057 Punkte zu, der Euro gewann rund 1,9 Prozent auf 1,08 Dollar.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/apo/cln
(END) Dow Jones Newswires
March 18, 2015 15:31 ET (19:31 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 03 31 PM EDT 03-18-15
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!