28.11.2012 12:58:30

UPDATE: Geldmengendaten deuten auf nachlassende Risikoaversion

   --Geldmengenwachstum auf höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren

   --Kreditvergabe an Unternehmen aber weiterhin schwach

   --Gegenläufige Kapitalbewegungen an der Euro-Peripherie

   (NEU: Details aus dem EZB-Bericht, Reaktionen von Bankvolkswirten, Hintergrund))

   Von Hans Bentzien und Tom Fairless

   Das Geldmengenwachstum im Euroraum hat sich im Oktober unerwartet deutlich verstärkt, was vor allem an höheren Bankeinlagen privater Haushalte und großer institutioneller Finanzmarktteilnehmer lag. Auch Zuversicht über einen guten Ausgang der Euro-Krise dürfte eine Rolle spielen. Nach Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) wuchs die breite Geldmenge M3 mit der höchsten Rate seit April 2009. Gleichwohl blieb die Kreditvergabe an Unternehmen schwach. Insgesamt deuten die Geldmengendaten keinen erhöhten mittelfristigen Inflationsdruck an. Sie offenbarten darüber hinaus gegenläufige Kapitalbewegungen an der Euro-Peripherie.

   Das Geldmengenwachstum im Euroraum hat sich im Oktober überraschend deutlich verstärkt. Nach Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) stieg die breite Geldmenge M3 mit einer Jahresrate von 3,9 Prozent. Im September hatte die Wachstumsrate 2,6 Prozent betragen und im August 2,9 Prozent. Damit wurde im Oktober das stärkste Geldmengenwachstum seit April 2009 verzeichnet.

   Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg auf 2,8 Prozent prognostiziert. Gegenüber dem Vormonat nahm M3 um 1,2 Prozent zu, nachdem es im Vormonat zu einem Rückgang um 0,3 Prozent gekommen war. Das war der stärkste monatliche Anstieg seit Oktober 2008. Der EZB-Referenzwert für ein inflationsfreies M3-Wachstum liegt bei 4,5 Prozent. Höhere Werte sind zuletzt vor Mai 2009 verzeichnet worden.

   Nach Einschätzung von Howard Archer, Volkswirt bei IHS Global Insight, ist das starke Geldmengenwachstum Ausdruck der zunehmenden Zuversicht über den Ausgang der Euro-Krise, die seit der Ankündigung eines neuen EZB-Staatsanleihekaufprogramms spürbar sei.

   Schwach zeigte sich die Unternehmenskreditvergabe. Die Buchkredite an den privaten Sektor schrumpften im Oktober mit einer Jahresrate von 0,7 Prozent. In den beiden Vormonaten hatten sie ihr Vorjahresniveau um 0,9 beziehungsweise 0,6 Prozent unterschritten.

   Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert wies aber darauf hin, dass sich die Kreditversorgung der Unternehmen bei Berücksichtigung der stetig zunehmenden Anleiheemissionen gar nicht so düster darstellt. "Die Vorjahresrate der Fremdfinanzierung von Unternehmen einschließlich der begebenen Anleihen ist um mehr als 2 Prozentpunkte höher als die Vorjahresrate der Kredite allein", rechnet er vor. In diesem Jahr sei der Anteil der von Unternehmen begebenen Anleihen an der Fremdfinanzierung sogar auf den höchsten Stand seit Beginn der Währungsunion gestiegen. "Das relativiert die unbefriedigende Entwicklung der Kredite zumindest etwas", sagte er.

   Die Kreditvergabe an Haushalte wuchs mit einer Jahresrate von 0,5 Prozent, im Vormonat waren es 0,1 Prozent gewesen. Die Kreditvergabe für den Hauskauf wuchs sogar um 1,3 Prozent, verglichen mit 0,7 Prozent im September. ING-Volkswirt Peter Vanden Houte wies darauf hin, dass Hauskreditvergabe ein Frühindikator für den Kreditzyklus im Euroraum sei und folgerte: "Das könnte ein Hoffnungsschimmer dafür sein, dass sich die Kreditzyklus im Kaufe des kommenden Jahres dreht."

   Gemischte Signale lieferten die Geldmengendaten in Bezug auf die Frage, ob die Kapitalflucht aus der Euro-Peripherie vorbei ist. Während Anleger ihre Einlagen bei spanischen Banken quasi nicht änderten (minus 0,04 Prozent), stiegen die Einlagen bei griechischen Banken um 0,5 Prozent. Dagegen sanken die Einlagen bei italienischen Instituten um 1,8 Prozent, nachdem sie allerdings im Vormonat noch stärker gestiegen waren. Deutsche und französische Banken verzeichneten um 0,4 und 0,3 Prozent höhere Einlagen, wobei die deutschen Bankeinlagen einen neuen Höchststand erreichten.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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